43
Fast schon ein Balzner
Bernadette Brunhart
Wer kennt ihn in Balzers nicht, Kapellmeis
ter Josef Gstach? Über vierzig Jahre war er
in Balzers tätig, zuerst als Dirigent der
Operette und dann auch als Chorleiter. Auf
Ende 2007 hat er den Dirigentenstab offi
ziell abgegeben. Wir haben dies zum Anlass
genommen, um mit ihm über «alte Zeiten»
zu sprechen.
Mit der Musik aufgewachsen
Josef Gstachs Vater war viele, sicher etwa
vierzig Jahre lang Chorleiter in Frastanz.
Der Sohn «musste» schon in der Schule
Klavier lernen. Später durfte er dann auf
der Orgel spielen und bei den Proben
begleiten. Er kam bei Gottesdiensten sowie
Beerdigungen zum Einsatz und übernahm
schliesslich den Frastanzer Chor.
Zuerst einen richtigen Beruf
Bevor Josef Gstach daran denken durfte,
sein Hobby zu seinem Beruf zu machen,
musste er im heimischen Betrieb den Beruf
des Bäckers erlernen. Das war für seinen
Vater die Voraussetzung: «Lerne du zuerst
einen richtigen Beruf, und dann zahle ich
dir das Musikstudium.» Er rechne es sei
nem Vater hoch an, dass er ihm ein solches
Studium ermöglicht habe.
Nach der Bäckerlehre hat Josef Gstach in
Salzburg Musik studiert. Das sei zu jener
Zeit so weit weg gewesen wie heute Wien,
aber damals halt doch näher. Nach den Ab
schlussprüfungen unterrichtete er zuerst in
Salzburg am Mozarteum. Später wurde in
Bregenz die Stelle eines Musiklehrers frei:
«Ich habe mich beworben und wurde ge
nommen.» Dort blieb er ein paar Jahre, bis
eine Stelle an der Musikschule in Feldkirch
neu besetzt wurde. Nach zehnjähriger
Tätigkeit als Schulleiter wechselte er an das
neu gegründete Vorarlberger Landes
konservatorium. Dort war er bis zu seiner
Pensionierung als Klavier-, Orgel- und
Cembalolehrer sowie als Chor- und Orches
terleiter tätig.
Zwanzig Jahre für die Operette
Nach Liechtenstein gekommen ist Josef
Gstach durch Helene Ess, die viele Jahre als
Sängerin bei der Operettenbühne mitgewirkt
hat. «Meinen Einstieg hatte ich 1963 mit der
<Fledermaus> von Johann Strauss.» Ein be
sonderer Höhepunkt war für ihn das Jubi
läum «50 Jahre Schauspiel und Operette in
Balzers», das 1968 mit der Aufführung des
«Zigeunerbarons» - ebenfalls von Johann
Strauss - begangen wurde. Zwanzig Jahre
war Gstach musikalischer Leiter der Balzner
Operette. 1968 übernahm er von Alois Ritter
auch noch den Männergesangverein, dem er
bis 1982 als Dirigent Vorstand.
Gerne erinnert sich Josef Gstach: «Die Ope
rette ist schon damals ein Höhepunkt des kul
turellen Lebens in Balzers gewesen. Sie hat
sich durch die Geselligkeit, die geherrscht
hat, besonders ausgezeichnet. Alles hat sich
um sie gedreht; viele helfende Hände haben
mitgewirkt. Und oh ist man nach den Proben
lange zusammengesessen. Man ist schliess
lich noch jung gewesen!»
Jahrelang gab es für Josef Gstach keinen
Abend ohne Chor- oder Operettenprobe. Er
leitete damals neben seiner Lehrverpflich
tung am Konservatorium das Ensemble
Montfort sowie vier, zeitweise fünf Chöre,
«was für die Familie natürlich auch nicht
immer angenehm war.» Erst nach seinem
Abschied von der Operette im Jahr 1983
wurde ihm bewusst, wie viel Zeit und
Energie sie ihn gekostet hatte. Oft war wäh
rend der Operettensaison täglich Probe, das
bedeutete vierzig bis fünfzig Einsätze pro