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Balzers um 1900.
Das Dorf liegt auf
dem relativ sichersten
Teil des Rüfeschutt-
kegels der Balzner
Rilfe.
durch Rüfen im Speziellen zeigt sich ein
Bild, das nicht weiter erstaunt:
Mäls entstand leicht erhöht bei Iradug und
den Erhebungen, die dem Burghügel vorge
lagert sind. Die Siedlung dort bot Schutz
vor dem Rhein. Bergbäche, die Rüfegefahr
bergen, sind nicht vorhanden. Aus Sicht der
Naturgefahren gehört Mäls mit seinen
Siedlungsteilen Schlossböchel, Runda Bö-
chel, Prafatell und Iradug neben dem
Eschner Berg zu den sichersten Wohnlagen
im Fürstentum Liechtenstein überhaupt.
Balzers liegt - wie erwähnt - auf den süd
westlichen Ausläufern des Schuttkegels der
Balzner Rüfe und wurde aufgrund seiner
Lage in der Vergangenheit nachweislich
von Rüfegängen heimgesucht. Nacheiszeit
liche Felsstürze vom Wörznerhorn führten
zu mächtigen Felsablagerungen im Gebiet
Grashaida und waren dafür verantwortlich,
dass die Hauptstossrichtung der Balzner
Rüfe gleichsam einer riesigen Buhne Rich
tung Nordwesten abgelenkt wurde. Das na
türliche Hauptablagerungsgebiet der Rüfe
befindet sich dementsprechend in den Ge
bieten Wäldle und Biederle. Die Übersa-
mngswahrscheinlichkeit nimmt auf dem
Kegel gegen Süden ab. Gemäss diesen
Überlegungen liegen die alten Ortsteile von
Balzers (Winkel, Höffe, Praiawisch) auf
dem relativ sichersten Teil des Rüfeschutt-
kegels.
Ausschlaggebend für die Besiedlung von
Balzers war aber nicht die relative Sicher
heit vor Rüfen. Vielmehr nahm man die sel
tenen und in ihrer Intensität gedämpften
Rüfegänge unter Berücksichtigung eines
anderen Standortvorteils bewusst in Kauf:
Balzers entstand entlang der Landstrasse,
die seit alters eine wichtige Nord-Süd-Han-
delsroute darstellte. So war es für die Men
schen dort besonders interessant, möglichst
nahe an dieser Verkehrsachse zu siedeln,
um vom Handel zu profitieren.
Wo läge Balzers heute, wenn die damaligen
Gründerväter nicht primär von den Interes
sen des Handels, sondern ähnlich wie die
ersten Siedler in Mäls ausschliesslich von
Sicherheitsüberlegungen geleitet worden
wären? Mit einem Blick auf die geologische
Karte lässt sich diese hypothetische Frage
wie folgt beantworten: Aus Sicht der Rüfe-
gefahren wäre das Gebiet Wesa / Lang Wesa
für eine Besiedlung geeigneter gewesen.
Für dieses Gelände im Grenzgebiet zur Ge
meinde Friesen sind aus früheren Jahrhun
derten immer wieder Konflikte mit den
Triesnern bezeugt. Es handelt sich dabei al
lerdings vorwiegend um Nutzungsstreitig
keiten, während kaum Hinweise darüber