Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2008) (2008)

24 
damit einhergehenden Naturgefahrenpro 
zesse - wenn überhaupt - nur noch eine un 
tergeordnete Rolle spielen. 
Dass dem nicht immer so war, ist allgemein 
bekannt. Liechtenstein zählte bis in die An 
fänge des 20. Jahrhunderts zu den ärmsten 
Regionen Europas. Die über Jahrhunderte 
andauernde wirtschaftliche Misere war 
nicht zuletzt den Eigenheiten des Rheintals 
mit seiner ungezähmten Natur zuzuschrei 
ben. Nicht von ungefähr waren die drei 
Landesnöte Rhein, Rüfe und Föhn tief im 
damaligen Bewusstsein des Volkes veran 
kert. In der Talebene vernichteten die perio 
dischen Rheinhochwasser mit konstan 
ter Regelmässigkeit sämtliche Produkte 
menschlicher Tätigkeit. Bei Föhn waren be 
sonders in Balzers die Anwesen der Gefahr 
von Bränden ausgesetzt und den auf den 
Schuttkegeln erbauten Siedlungen wurden 
durch die Rüfen enge Grenzen gesetzt. In 
welchem Ausmass die Rüfen die Siedlungs 
entwicklung von Balzers eingrenzten bezie 
hungsweise mitbestimmten, soll im Folgen 
den analysiert werden. 
Die Ursprünge von Balzers 
Vor allem in ur- und frühgeschichtlicher 
Zeit war der Faktor Gelände, also die räum 
liche Situation, von überragender Bedeu 
tung bei der Siedlungsanlage - so auch für 
Balzers und Mäls. Der südlich des Burg 
hügels gelegene Teil der Talebene bestand 
aus sumpfigem Riedboden und war für eine 
Überbauung ungeeignet; für den nördlich 
gelegenen Teil bildete der Rhein eine stän 
dige Bedrohung. Anders der Burghügel 
selbst. Zahlreiche prähistorische Funde be 
legen, dass er und die vorgelagerten kleine 
ren Erhebungen seit jeher als Siedlungs 
plätze genutzt wurden. Sie boten Schutz 
vor Überschwemmungen und feindlichen 
Übergriffen. 
Mit der römischen Herrschaft kamen seit 
dem 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung 
wirtschaftliche Interessen ins Spiel, denn 
das Gebiet am Fusse der Luzisteig befand 
sich an einer wichtigen Fernhandelsroute. 
So weisen Befunde von Mauern darauf hin, 
dass sich unter dem Ortskern von Balzers 
eine grössere römische Siedlung befand, 
deren ursprüngliche Ausdehnung aller 
dings noch nicht bekannt ist. Die ersten 
Gebäude dürften wahrscheinlich an der 
Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert nach 
Christus errichtet worden sein. Die Blüte 
zeit dauerte vom 2. bis zum Beginn des 
4. Jahrhunderts, wobei am geschützten 
Burghügel eine permanente römische Prä 
senz vom 1. bis zum 4. Jahrhundert belegt ist. 
Nach dem Untergang des Römischen Rei 
ches folgte eine längere Zeitspanne, für die 
im Gebiet von Balzers keine Zeugnisse zu 
finden sind. Erst im 7. und 8. Jahrhundert 
hinterlassen alemannische Menschen wieder 
Spuren, die durch Funde in der Umgebung 
des Burghügels dokumentiert sind. Im karo 
lingischen Reichsurbar aus dem Jahr 842/43 
werden für Balzers schliesslich bereits zwei 
Kirchen genannt. Für das Mittelalter lassen 
sich keine exakten Aussagen über den Sied 
lungsraum von Balzers und Mäls machen. 
Die ältesten Bauten im Höfle, das in den 
Jahren 1795 und 2001 abgebrannt ist, gingen 
ins 14. Jahrhundert zurück. An- und Um 
bauten wurden in die Zeit zwischen dem 
16. und 18. Jahrhundert datiert. Ebenfalls 
ins 16. Jahrhundert anzusetzen sind die 
ältesten Bauten auf der Praiawisch. 
Der Kern von Balzers mit Praiawisch, Gäss- 
le, Höhe und Winkel liegt direkt am Hang- 
fuss in kürzester Entfernung zum Burghü 
gel. Nach Süden wurde die Siedlung durch 
die sumpfige Riedebene begrenzt, von Os 
ten her machte der Berghang mit seinen 
steilen Wänden und der Balzner Rüfe sei 
nen Einfluss geltend. Die Befunde verschie 
dener Grabungen bestätigen, dass die auf 
den südwestlichen Ausläufern des Schutt 
kegels der Balzner Rüfe situierten Dorfteile 
Winkel, Höfle und Praiawisch wiederholt 
durch Rüfegänge in Mitleidenschaft gezo 
gen wurden. 
Von der Gefahr, die seit jeher vom Berghang 
ausging, künden Flurbezeichnungen, die 
bereits in rätoromanischer Zeit geprägt 
wurden und sich bis heute erhalten haben: 
Pedergross bedeutet «grosser Stein», im 
Namen Biederle (auch Biedera) steckt eben 
falls die Bedeutung «Stein» und Gamslafina 
ist als «Rüfefeld» zu erklären. 
Mit Bezug auf die naturräumlich bedingten 
Gefahrenprozesse im Allgemeinen sowie 
unter Berücksichtigung der Gefährdung
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.