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damit einhergehenden Naturgefahrenpro
zesse - wenn überhaupt - nur noch eine un
tergeordnete Rolle spielen.
Dass dem nicht immer so war, ist allgemein
bekannt. Liechtenstein zählte bis in die An
fänge des 20. Jahrhunderts zu den ärmsten
Regionen Europas. Die über Jahrhunderte
andauernde wirtschaftliche Misere war
nicht zuletzt den Eigenheiten des Rheintals
mit seiner ungezähmten Natur zuzuschrei
ben. Nicht von ungefähr waren die drei
Landesnöte Rhein, Rüfe und Föhn tief im
damaligen Bewusstsein des Volkes veran
kert. In der Talebene vernichteten die perio
dischen Rheinhochwasser mit konstan
ter Regelmässigkeit sämtliche Produkte
menschlicher Tätigkeit. Bei Föhn waren be
sonders in Balzers die Anwesen der Gefahr
von Bränden ausgesetzt und den auf den
Schuttkegeln erbauten Siedlungen wurden
durch die Rüfen enge Grenzen gesetzt. In
welchem Ausmass die Rüfen die Siedlungs
entwicklung von Balzers eingrenzten bezie
hungsweise mitbestimmten, soll im Folgen
den analysiert werden.
Die Ursprünge von Balzers
Vor allem in ur- und frühgeschichtlicher
Zeit war der Faktor Gelände, also die räum
liche Situation, von überragender Bedeu
tung bei der Siedlungsanlage - so auch für
Balzers und Mäls. Der südlich des Burg
hügels gelegene Teil der Talebene bestand
aus sumpfigem Riedboden und war für eine
Überbauung ungeeignet; für den nördlich
gelegenen Teil bildete der Rhein eine stän
dige Bedrohung. Anders der Burghügel
selbst. Zahlreiche prähistorische Funde be
legen, dass er und die vorgelagerten kleine
ren Erhebungen seit jeher als Siedlungs
plätze genutzt wurden. Sie boten Schutz
vor Überschwemmungen und feindlichen
Übergriffen.
Mit der römischen Herrschaft kamen seit
dem 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung
wirtschaftliche Interessen ins Spiel, denn
das Gebiet am Fusse der Luzisteig befand
sich an einer wichtigen Fernhandelsroute.
So weisen Befunde von Mauern darauf hin,
dass sich unter dem Ortskern von Balzers
eine grössere römische Siedlung befand,
deren ursprüngliche Ausdehnung aller
dings noch nicht bekannt ist. Die ersten
Gebäude dürften wahrscheinlich an der
Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert nach
Christus errichtet worden sein. Die Blüte
zeit dauerte vom 2. bis zum Beginn des
4. Jahrhunderts, wobei am geschützten
Burghügel eine permanente römische Prä
senz vom 1. bis zum 4. Jahrhundert belegt ist.
Nach dem Untergang des Römischen Rei
ches folgte eine längere Zeitspanne, für die
im Gebiet von Balzers keine Zeugnisse zu
finden sind. Erst im 7. und 8. Jahrhundert
hinterlassen alemannische Menschen wieder
Spuren, die durch Funde in der Umgebung
des Burghügels dokumentiert sind. Im karo
lingischen Reichsurbar aus dem Jahr 842/43
werden für Balzers schliesslich bereits zwei
Kirchen genannt. Für das Mittelalter lassen
sich keine exakten Aussagen über den Sied
lungsraum von Balzers und Mäls machen.
Die ältesten Bauten im Höfle, das in den
Jahren 1795 und 2001 abgebrannt ist, gingen
ins 14. Jahrhundert zurück. An- und Um
bauten wurden in die Zeit zwischen dem
16. und 18. Jahrhundert datiert. Ebenfalls
ins 16. Jahrhundert anzusetzen sind die
ältesten Bauten auf der Praiawisch.
Der Kern von Balzers mit Praiawisch, Gäss-
le, Höhe und Winkel liegt direkt am Hang-
fuss in kürzester Entfernung zum Burghü
gel. Nach Süden wurde die Siedlung durch
die sumpfige Riedebene begrenzt, von Os
ten her machte der Berghang mit seinen
steilen Wänden und der Balzner Rüfe sei
nen Einfluss geltend. Die Befunde verschie
dener Grabungen bestätigen, dass die auf
den südwestlichen Ausläufern des Schutt
kegels der Balzner Rüfe situierten Dorfteile
Winkel, Höfle und Praiawisch wiederholt
durch Rüfegänge in Mitleidenschaft gezo
gen wurden.
Von der Gefahr, die seit jeher vom Berghang
ausging, künden Flurbezeichnungen, die
bereits in rätoromanischer Zeit geprägt
wurden und sich bis heute erhalten haben:
Pedergross bedeutet «grosser Stein», im
Namen Biederle (auch Biedera) steckt eben
falls die Bedeutung «Stein» und Gamslafina
ist als «Rüfefeld» zu erklären.
Mit Bezug auf die naturräumlich bedingten
Gefahrenprozesse im Allgemeinen sowie
unter Berücksichtigung der Gefährdung