Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2007) (2007)

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Links: 
Die Befestigungs 
werke um Maienfeld, 
Radierung nach dem 
1632 von Johannes 
Ardüser gezeichneten 
Vogelschauplan 
Rechts: 
Festungswerke an der 
St. Luzisteig vor 
1870, Lithographie 
von H. Goll 
Weg zum Passübergang die Ruinen der Feste 
Grafenberg. Sichere Kunde von Befesti 
gungsarbeiten datiert aus der Zeit des 
Schwabenkrieges von 1499. 
Alt Fry Rätiens Militärwesen lag immer im 
Argen. Man pflegte die bequeme Illusion, in 
Krisenzeiten die tüchtigen Soldtruppen aus 
dem Ausland zurückrufen zu können, was 
naturgemäss nie klappte. Die Folgen waren 
zahlreiche schmerzliche Fremdbesetzungen. 
Wann immer europäische Kriege herrsch 
ten, geriet der schwache Freistaat mit sei 
nen wichtigen Pässen in Gefahr. Die frem 
den Besatzer haben dann zwangsläufig für 
die eigene Sicherheit Befestigungen gebaut. 
Die kaiserlich-spanischen Unterwerfungen 
der rätischen Passrepublik in den Jahren 
1621 und 1622 erfolgten vor allem vom 
Engadin her. Die dritte Invasion von 1629 
hingegen kam von Norden über die St. Lu 
zisteig. Im verzweifelten Aufstand der Prät- 
tigauer vom Palmsonntag 1622 warfen die 
erbitterten Bauern mit primitivsten Waffen 
die Kaiserlichen über die Steig zurück. Die 
militärpolitischen Strukturen des Freistaa 
tes waren aber zu schwach für einen Dauer 
erfolg. Im Spanischen Erbfolgekrieg zum 
Beispiel marschierten 1707 während zwan 
zig Tagen kaiserliche Truppen von Norden 
über die Luzisteig und über die Pässe ins 
Mailändische - dies als Folge ultimativ-dip 
lomatischer «Verhandlungen» und trotz der 
wenige Jahre zuvor modernisierten Befesti 
gungen. Die Besetzung der Schweiz 1798 
(ohne Graubünden) brachte der Steig er 
neut Kriegslärm. Am 6. März 1799 griff die 
Armee Massenas vom Sarganserländischen 
und Werdenbergischen her die von Öster 
reichern besetzte Luzisteig an und brachte 
sie gleichentags in ihren Besitz. Aus Vorarl 
berg folgten zwei österreichische Gegenan 
griffe durch das Korps Hotze (einem Rich- 
terswiler in österreichischen Diensten). Der 
erste Versuch vom 1. Mai scheiterte auf 
grund der schlechten Witterung und man 
gelnder Koordination; der zweite Anlauf 
Mitte Mai mit fast identischem Plan, aber 
besserer Führung und günstigem Wetter, 
führte zum Erfolg. Vom 10. bis 12. Oktober 
1799 zogen russische Soldaten der arg ge 
beutelten Armee Suworows von Ilanz und 
Chur kommend über die St. Luzisteig nach 
Norden. Seither ist die Steig glücklicher 
weise von kriegerischen Ereignissen ver 
schont geblieben. 
Die Verfassung von 1815 hatte die Einrich 
tung einer schweizerischen Militärauf 
sichtsbehörde gebracht, welche bei Stras 
sen und anderen Bauten die Interessen der 
Landesverteidigung vertreten und wahren
	        

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