Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2007) (2007)

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Hühnerkörben vorbeifuhr, hätte er ihnen 
stets gepfiffen. Er habe damals bereits zwi 
schen fünfzehn und achtzehn Franken ver 
dient. 
Beim Velomacher Hugo Kindle in Triesen 
bestellte Vettori jedes Jahr sechs Pedale; 
diese kosteten einen Franken zwanzig. Er 
habe mit dem Gewicht auf seinem Rad 
mindestens zwei- oder dreimal die Pedale 
abgedrückt. 
Verkehr gab es damals kaum. Zwischen 
Triesen und Balzers fuhr er noch auf der al 
ten Naturstrasse. «Dort habe ich einmal den 
Viehdoktor Marxer angeschwindelt. 1935 
ist das gewesen», erinnert er sich. «Ich war 
verpflichtet, dem Doktor jeweils vor dem 
Verkauf die Hennen zu zeigen. Er verlangte 
jedes Mal zwei Franken. Dafür musste ich 
zwei <Bibeli> verkaufen! Zusätzlich hatte 
ich auch noch das <Patent> zu bezahlen. 
Marxer hat mir aber am Samstag jeweils 
zwei <Güggeli> abgekauft, und so war alles 
wieder gut. - Doch nun zurück zu besagtem 
Schwindel. Als ich an jenem Tag mit zwei 
Kratten, in denen sich ungefähr vierzig 
Hennen befanden, auf der alten Land 
strasse Richtung Vaduz fuhr, traf ich auf 
den Tierarzt. Marxer, der auf seinem Pferd 
unterwegs war, stellte ohne Umschweife 
fest: <Vettori, Sie waren heute nicht bei 
mir.> Ich gab vor, ich hätte ihm diese Hen 
nen bereits am Tag vorher gezeigt, jedoch 
nur einen Kratten verkauft. Ich hätte jetzt 
die restlichen bei mir. Mit dieser Erklärung 
hat sich Marxer zufrieden gegeben.» 
Noch im blauen Übergewand 
Herr Vettori erzählt uns dann von einer Be 
gegnung mit Martin Hilti, dem Begründer 
der Firma Hilti. Anfang der 1940er-Jahre 
betrieb dieser mit seinem Bruder Eugen 
beim St. Peter in Schaan eine kleine 
Maschinenbau-Werkstatt. An einem Sams 
tag habe er ihnen zwei «Güggeli» liefern 
müssen - an diesen habe er zwei Franken 
siebzig verdient. Er habe die beiden Brüder 
im blauen Übergewand bei der Arbeit vor 
gefunden. Und was hätten diese Brüder 
aufgebaut! Schwer seien die Zeiten damals 
gewesen. Auch er habe von klein auf alles 
aufgebaut. 
Und gemütlich war es auch Der 88-jährige Arnold 
Vettori lebt heute in 
Gebraucht habe er fast nichts. Einmal, an Sargans. 
einem Sonntag, sei er beim «Schuster» [Jo 
sef Vogt] in Mäls gewesen; dessen Bruder 
Alois war in der Regierung. Es seien noch 
andere gekommen und schliesslich seien 
sie mit dem Rad in die «Sonne» nach Trie 
sen gefahren. Einer habe Trompete ge 
spielt, ein anderer die Handorgel. Sie hät 
ten ein Bierlein getrunken und «Nünemol» 
gespielt. Da habe Heidegger, der Wirt, im 
mer gerne mitgemacht. Georg Kindle, der 
bei der Lackfabrik im Büro arbeitete, habe 
sich dazugesellt und Alois Quaderer vom 
«Bierhüsle» in Schaan. 25 Rappen habe ein 
Becher Bier gekostet. Dann sei man wieder 
mit dem Rad heimgefahren. 
Auch bei Fischen kompetent 
Gut verstanden hat sich Arnold Vettori 
auch mit Tierarzt Matt und seinem Sohn 
Benno, dem späteren Zahnarzt. Als dieser 
ungefähr neun Jahre alt war, bat er Vettori, 
mit ihm zu seiner «Fischzucht» zu kom-
	        

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