Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2007) (2007)

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Arnold Vettoris Fahr 
rad, mit dem er sieb 
zehn Jahre auf Tour 
war 
zieren. Als Alternative habe er ihm ange- 
boten, in den väterlichen Betrieb einzutre 
ten. «Ich habe einmal darüber geschlafen 
und am nächsten Morgen meinem Vater 
erklärt: <Ich fange bei dir an.>» Von seinem 
Vater konnte er viel lernen - vor allem, dass 
bei einem Geschäft immer beide Seiten 
zufrieden sein müssen und dass bei grossen 
Mengen auch kleine Margen reichen, um 
Geld zu verdienen. 
«Es kann keiner im Ländle sagen, ich hätte 
ihn einmal übers Ohr gehauen. Nein, das 
habe ich nie! Damit verliert man Kunden. 
Wenig verdient, aber immer Umsatz ge 
macht.» 
Zuerst habe er fünfzehn oder vielleicht 
zwanzig «Bibeli», beispielsweise nach Rug- 
gell, verkauft: pro Stück sei ihm ein Fran 
ken geblieben. Viele Jahre später habe er 
400 «Bibeli» verkauft und an jedem drei 
Franken verdient. 
und Arnold Vettori konnte seine Erzählun 
gen mit vielen Namen und Details aus 
schmücken. 
Schon sein Vater hatte in Walenstadt mit 
Hühnern gehandelt. Arnold Vettori erinnert 
sich noch genau, wie er das erste Mal in 
Zürich auf dem Markt war. Er hatte einen 
ganzen Wagen mit Körben auf die Bahn 
verfrachtet, war nach Zürich gefahren und 
dort über die Bahnhofstrasse bis zum Hel 
vetiaplatz gegangen, wo der Markt statt 
fand. Neben ihm stand ein Händler aus 
Zug, der seinen Vater gut gekannt hatte, 
und schon am Morgen ausrief: 
«Das ist der Vettori aus Walenstadt, 
der die schönsten Hühner hat!» 
Am Mittag waren Vettoris Hühner bereits 
verkauft, während der Konkurrent die sei- 
nigen noch in den Käfigen hatte. 
Wenig verdient, 
aber immer Umsatz gemacht 
Sein Vater - so Arnold Vettori - habe ihn 
beim Schulabschluss gefragt, ob er noch 
die Kantonsschule besuchen wolle. Er würde 
ihm anschliessend auch ein Studium finan 
In Balzers «dr Palättler» 
Während siebzehn Jahren bediente er das 
Gebiet von Mäls bis nach Ruggell mit sei 
nem Fahrrad. In Balzers war der «Palätt 
ler», wie Vettori dort genannt wurde, zum 
ersten Mal im Mai 1934. Er kann sich an 
viele Namen erinnern: «SEliassa, unterm 
Schuster. Eine Tochter lebt heute noch 
dort. Vis-à-vis ist das Hänsele gewesen, ein 
Altlediger.» Übrigens war er nur in Balzers 
der «Palättler», in den anderen liechtenstei 
nischen Gemeinden der «Bibeler» und in 
Ruggell der «Hühnermann». 
Für fünf Rappen ein «Bürli», 
für zwanzig eine Cervelat 
Für den Verkauf der Küken benötigte Ar 
nold Vettori eine Bewilligung. Alle drei Mo 
nate musste er bei der Regierungskanzlei 
das «Patent» bezahlen, «jeden Monat zwan 
zig Fränkli». Als er sich zum ersten Mal 
nach Ruggell begab, hatte er zwölf Küken 
dabei. Es war ein schöner Frühlingstag. 
Wie er mit dem Fahrrad Ruggell erreichte, 
dachte er sich: «Hier kannst du nirgends 
verkaufen. Da ist ja niemand daheim.» 
Dann kam jedoch ein Mann und rief: «Klei
	        

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