Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2007) (2007)

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Meine Erinnerungen an Liechtenstein 
Anton Senn 
Auf Guschgfiel, 1949 
(vl): 
Werner Brunhart, 
Anton Senn, 
Andreas Bür zie, 
Josef Büchel\ 
David Büchel, 
Linus Eberle, 
Josef Brunhart 
Im Februar 1949 kam ich als blutjunger 
Bursche aus Grins (Tirol) nach Liechten 
stein. Ich war ein Bub armer Leute, gerade 
einmal fünfzehn Jahre alt. 
Doch kurz zur Vorgeschichte: Zu allen Ent 
behrungen, die uns der Zweite Weltkrieg 
und die Nachkriegszeit brachten, wurde 
Grins im November 1945 noch Opfer eines 
Grossbrandes. Fast das ganze Dorf wurde 
zerstört, und auch meine Familie verlor ihr 
Haus. 
Dank der Grosszügigkeit des damaligen 
Fürstenpaares Franz Josef II. und Gina 
wurde vielen Kindern und Jugendlichen aus 
meiner Heimatgemeinde ein Erholungsauf 
enthalt in Liechtenstein ermöglicht. Zudem 
wurden Jugendliche als landwirtschaftliche 
Hilfskräfte bei Familien untergebracht. So 
kam ich als Jungknecht zu Ferdinand und 
Katharina Frick auf der Kohlbruck (heute 
Iramali, Haus Nr. 39). Sie hatten nur eine 
Kuh im Stall stehen. Ferde arbeitete im 
Steinbruch, und er hätte mich wegen dieser 
einzigen Kuh wohl nicht unbedingt benö 
tigt. Seine Überlegung, ein Kind aus dem 
«Abbrandlerdorf» Grins aufzunehmen, 
hatte sicher nur karitative Gründe. Die 
unvergessliche und hochverehrte Fürstin 
Gina hatte nämlich in einem landesweiten 
Aufruf die Bevölkerung gebeten, etwas für 
die armen «Abbrändler» von Grins zu tun. 
Neben der Stallarbeit musste ich bei der 
Familie Frick im Obstgarten «Bördele» 
machen sowie gelegentlich für die Haus 
frau Einkäufe erledigen. Als Honorar er 
hielt ich dreissig Franken pro Monat. 
Das Wichtigste war für mich zu jener Zeit, 
das Radfahren zu erlernen. Mein erstes 
Fahrrad war ein sehr betagtes Modell, das 
bereits am dritten Tag an der Mauer eines 
Misthaufens in Zwischenbäch einen ziem 
lich grossen Schaden erlitt. Der Unfall hatte 
- Gott sei Dank - keine Folgen, vor allem 
keine finanziellen.
	        

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