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land immer wieder gern zitiert. Ganz abwe
gig ist sie in Anbetracht der sangesfreudi
gen Ahnen nicht. Zweifellos haben sich in
der Bevölkerung Gene der Minnesänger
Heinrich von Frauenberg und Ulrich von
Gutenberg bis in die Gegenwart erhalten,
zumal Minnesänger ja nicht nur dem höfi
schen Gesang, sondern vornehmlich auch
der Minne an sich zugetan waren. Die bun
ten Minnesängermarken von 1961 (Abb. 38
und 39), einem künstlerischen Geniestreich
Franz Büchels auf der Grundlage der Ma
nessischen Liederhandschrift entsprungen,
würden jede andere Deutung dieses Sach
verhaltes widerlegen.
Wer wie Balzers eine strategisch und ver
kehrstechnisch wichtige Position besetzt,
bekommt zuweilen Besuch von illustren
Gästen, sowohl von gern gesehenen als
auch von ungebetenen. Zwei von Auguste
Böeskör entworfene Marken von 1982 be
fassen sich mit besonders schillernden Fi
guren: zum einen mit Kaiser Maximilian I.
(Abb. 40), der anlässlich des Schwaben
krieges mit seiner Truppe am 29. Juni 1499
auf Gutenberg logierte, den geplanten
Angriff auf die Bündner aber mangels
genügend Soldaten abblasen musste, und
zum anderen mit dem Haudegen und ehe
maligen Pfarrer Jürg Jenatsch (Abb. 41).
Dieser, im Umgang mit seinen Gegnern
noch bei weitem unzimperlicher als Maxi
milian I., weilte 1637 zweimal zu kriegeri
schen Lagebesprechungen auf Gutenberg -
nur zwei Jahre bevor ihn in Chur ver
mummte Häscher killten. Man hätte diese
Briefmarkenserien anstatt mit «Berühmte
Gäste in Liechtenstein» treffender mit
«Berüchtigte und berühmte Gäste in
Liechtenstein» betiteln können.
Abb. 38
Abb. 40
Abb. 39
Abb. 41
Nicht übersehen darf man den legendären
Trümmelehans. Er marschierte im Revolu
tionsjahr 1848 trommelnd einer Gruppe be
herzter junger Burschen voran, die einen
verhassten fürstlichen Beamten in Schaan
wald an die österreichische Grenze stellten.
Regina Marxers Marke von 1998 illustriert
den johlenden Zug der Revoluzzer (Abb. 42).
Übrigens haben sich die Balzner seit jeher
nichts gefallen lassen und nicht nur in die
sem einen Fall zur Selbsthilfe gegriffen.
Eine durchaus erfrischende Aufmüpfigkeit
tritt auch heute im Ergebnis mancher
Abb. 42