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Kirchlein Dichterseelen Heimat- und Heim-
wehverse für sie besungen. Diese Kirchlein
aber sind: die Maria-Hilf-Kapelle in Mäls-
Balzers und die Maria-Hilf-Kapelle in Vild
bei Sargans. Poesie rankt sich um beide.
Vom Maria-Hilf-Kirchlein in Mäls-Balzers
hat wohl ein bodenständiger Heimatbürger
aus Amerika im «Liechtensteiner Volks
blatt» Nr. 38, Jahrgang 1902, diesem ein
feinempfundenes Heimatgedicht zuge
sandt. Ihm entnehmen wir z.B. folgende
Verse:
«Maria-Hilf» bei Balzers
O Maria, Dir zu Ehren
Send ich heute einen Gruss,
Einen Gruss, denn nur zu ferne
Ist die Heimat meinem Fuss.
Doch im Geiste will ich ziehen
In die liebe Heimat fort,
Hin nach jenem trauten Kirchlein,
Hin nach jenem Gnadenort.
Dort, wo oft und oft ich kniete,
Da ich noch ein Kindlein war,
Suchte ich mir Trost und Ruhe,
Auch in manchem spätem Jahr.
Und als unlängst mich nun führte
Auf das Meer die Hand des Herrn,
Als der Sturm ein Grab schon zeigte,
Rief ich an den «Meeresstern».
Damm zieh 1 ich heute dankvoll,
Über Meer und Strom und Schiff,
Hin in meine kleine Heimat
Zu dem Kirchlein: «Maria hilf».
Wieder knie ich an den Stufen,
Mit den Pilgern im Verein.
Dir empfehl ich mich aufs neue
Und mein liebes Liechtenstein.
Bald verklingt das Lied, das letzte,
Mit den Pilgern im Verein.
Und auch ich muss wieder scheiden
Von dem trauten Gnadenort.
Leb 1 denn wohl, du teures Kirchlein,
In der lieben Heimat mein!
Trennt mich auch das Meer, das weite,
Bis zum Tode denk ich Dein.
Lebt auch wohl, ihr frommen Lieben,
Die ihr oft zum Kirchlein zieht!
Nehmt auch mir aus weiter Ferne
Dann und wann ein Grüsschen mit!
Von A. Vogt aus Amerika
Und für das Kirchlein in Vild bei Sargans,
das sicher den Liechtensteinern auch nicht
unbekannt sein dürfte, hat die Sargan-
serdichterin Hanny Locher-Geel das einzig
schöne Gedicht geschrieben:
Wunsch und Verheissung
Ich möchte noch einmal
mein Kirchlein sehn,
die blühende Linde im Abendwehn.
Das Spitzkuppeltürmchen
im Frührotschein.
Das bescheiden sich duckende
Dachreiterlein.
Ich möchte noch einmal
zum Betläuten gehn,
im dämmernden Kreuzgang
des Kirchleins stehn;
noch einmal der Glöcklein
verknoteten Strang
ziehen und heben zu
rhythmischem Klang.
Ich möchte noch einmal
dort oben stehn,
auf das Vild meiner Kindheit
hinuntersehn,
auf die Pappelallee und
den Obstbaumhain,
zum Falknis hinüber und
hinaus nach dem Rhein.
Ich möchte noch einmal
meine Glöcklein hör'n,
wie lauscht ich doch ihrem
Dreiklang so gern!
«Du hörst mich noch einmal»,
tönt's leise mir zu,
«ich läute die Vilder zur ewigen Ruh'.»
Anhänglicher Traditionssinn zur Verehrung
der Muttergottes hat nun in der letzten Zeit
die Kirchenbesitzer veranlasst, diese ihre
Heimatkirchlein gründlich zu renovieren.
Ich habe am letzten Sonntag als Nachbar
von drüben nunmehr das renovierte Kirch
lein in Mäls-Balzers besucht. Ich muss der
Gemeinde Balzers ein volles Lob für die
äusserst gut gelungene Renovation ausstel
len. Soviel religiöser Heimatsinn spricht
aus dieser jüngsten Renovation! Das Kul
minations-Höhelied ist der Hochaltar. Als
Altarblatt diente bekanntlich eine Kopie
des Maria-Hilf-Bildes von Lucas Cranach in