Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2006) (2006)

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Kirchlein Dichterseelen Heimat- und Heim- 
wehverse für sie besungen. Diese Kirchlein 
aber sind: die Maria-Hilf-Kapelle in Mäls- 
Balzers und die Maria-Hilf-Kapelle in Vild 
bei Sargans. Poesie rankt sich um beide. 
Vom Maria-Hilf-Kirchlein in Mäls-Balzers 
hat wohl ein bodenständiger Heimatbürger 
aus Amerika im «Liechtensteiner Volks 
blatt» Nr. 38, Jahrgang 1902, diesem ein 
feinempfundenes Heimatgedicht zuge 
sandt. Ihm entnehmen wir z.B. folgende 
Verse: 
«Maria-Hilf» bei Balzers 
O Maria, Dir zu Ehren 
Send ich heute einen Gruss, 
Einen Gruss, denn nur zu ferne 
Ist die Heimat meinem Fuss. 
Doch im Geiste will ich ziehen 
In die liebe Heimat fort, 
Hin nach jenem trauten Kirchlein, 
Hin nach jenem Gnadenort. 
Dort, wo oft und oft ich kniete, 
Da ich noch ein Kindlein war, 
Suchte ich mir Trost und Ruhe, 
Auch in manchem spätem Jahr. 
Und als unlängst mich nun führte 
Auf das Meer die Hand des Herrn, 
Als der Sturm ein Grab schon zeigte, 
Rief ich an den «Meeresstern». 
Damm zieh 1 ich heute dankvoll, 
Über Meer und Strom und Schiff, 
Hin in meine kleine Heimat 
Zu dem Kirchlein: «Maria hilf». 
Wieder knie ich an den Stufen, 
Mit den Pilgern im Verein. 
Dir empfehl ich mich aufs neue 
Und mein liebes Liechtenstein. 
Bald verklingt das Lied, das letzte, 
Mit den Pilgern im Verein. 
Und auch ich muss wieder scheiden 
Von dem trauten Gnadenort. 
Leb 1 denn wohl, du teures Kirchlein, 
In der lieben Heimat mein! 
Trennt mich auch das Meer, das weite, 
Bis zum Tode denk ich Dein. 
Lebt auch wohl, ihr frommen Lieben, 
Die ihr oft zum Kirchlein zieht! 
Nehmt auch mir aus weiter Ferne 
Dann und wann ein Grüsschen mit! 
Von A. Vogt aus Amerika 
Und für das Kirchlein in Vild bei Sargans, 
das sicher den Liechtensteinern auch nicht 
unbekannt sein dürfte, hat die Sargan- 
serdichterin Hanny Locher-Geel das einzig 
schöne Gedicht geschrieben: 
Wunsch und Verheissung 
Ich möchte noch einmal 
mein Kirchlein sehn, 
die blühende Linde im Abendwehn. 
Das Spitzkuppeltürmchen 
im Frührotschein. 
Das bescheiden sich duckende 
Dachreiterlein. 
Ich möchte noch einmal 
zum Betläuten gehn, 
im dämmernden Kreuzgang 
des Kirchleins stehn; 
noch einmal der Glöcklein 
verknoteten Strang 
ziehen und heben zu 
rhythmischem Klang. 
Ich möchte noch einmal 
dort oben stehn, 
auf das Vild meiner Kindheit 
hinuntersehn, 
auf die Pappelallee und 
den Obstbaumhain, 
zum Falknis hinüber und 
hinaus nach dem Rhein. 
Ich möchte noch einmal 
meine Glöcklein hör'n, 
wie lauscht ich doch ihrem 
Dreiklang so gern! 
«Du hörst mich noch einmal», 
tönt's leise mir zu, 
«ich läute die Vilder zur ewigen Ruh'.» 
Anhänglicher Traditionssinn zur Verehrung 
der Muttergottes hat nun in der letzten Zeit 
die Kirchenbesitzer veranlasst, diese ihre 
Heimatkirchlein gründlich zu renovieren. 
Ich habe am letzten Sonntag als Nachbar 
von drüben nunmehr das renovierte Kirch 
lein in Mäls-Balzers besucht. Ich muss der 
Gemeinde Balzers ein volles Lob für die 
äusserst gut gelungene Renovation ausstel 
len. Soviel religiöser Heimatsinn spricht 
aus dieser jüngsten Renovation! Das Kul 
minations-Höhelied ist der Hochaltar. Als 
Altarblatt diente bekanntlich eine Kopie 
des Maria-Hilf-Bildes von Lucas Cranach in
	        

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