Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2006) (2006)

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Schweizerseite über das Schweizer Rhein- 
wuhr. Wie ich vorher noch im milden 
Morgensonnengold des Herbstes dahinra 
delte, so braute dort um die Wende des 
Tales um den Schollberg der richtige 
«Brinntnebel». Er wallte und schlich auf 
wärts auch dem Sarganserlande zu. Liech 
tenstein aber von Balzers bis nach Vaduz 
war in der Tiefe in eitel Nebel gehüllt. Es ist 
sonst immer ein wirklich schönes Fahren 
über das Rheinwuhr mit dem Velo. Man hat 
so eine schöne Übersicht über Tal und 
Berg. Heute war's dunkel, dunkel und grau 
in grau. Nur die Sicht auf den Rheinstrom 
war nebelhaft verschwommen zu sehen. 
Und ich musste daran denken, wie doch die 
Natur im Einklänge stehen kann. Der graue 
Nebel in der Niederung und das graue 
Rheinwasser bildeten wie eine logische 
Einheit. Natürlich sah man kein Balzers, 
kein Triesen - aber welch schönes Ge 
schenk. Plötzlich lichtete sich die Nebel 
schwade, und im Rheine drunten erschien 
auf dem Wasser gut sichtbar ein Schwan, 
lebensfroh und munter, denn die Morgen 
sonne umspielte seine Kontur. Der Nebel 
verwandelte sich zusehends, und aus dem 
schleichenden Morgennebel wurde ein 
richtiger Neunuhr-Hochnebel, der nun 
mehr auch die Sicht auf Au und Dorf frei 
gab. Und dazu die Fülle der ganzen herrli 
chen Farben der Herbstlandschaft, auch 
dies- und jenseits des Rheines... 
Und der Abend schenkte mir nochmals ein 
Herbstbild, wie es heute in dieser Art nur 
die Gemeinde Balzers schenken kann. Es 
ist dies die Naturschau, [der] Park unter 
dem St. Katharina-Brünnelein resp. Bilde. 
Ich schloss diesen Liechtensteinertag ab 
mit einem nachmittäglichen Besüchlein bei 
unserem lieben Herr Pfarrer Tschugmell. 
Seine 80 Lenze hat er nunmehr gefeiert, 
und wahrlich hat der grosse Gelehrte sei 
nem geliebten Liechtenstein die schönsten 
Früchte der Heimat durch sein Forschen 
um Heimat und Au geschenkt. Ein Ge 
schenk voll herbstlicher Güte ist auch die 
Naturwiese bei Balzers unter dem Kathari 
nabilde. Die Gemeinde resp. der tit. Ge 
meinderat hat ja bekanntlich dieses Eiland 
der Natur zu einem Schutzgebiet erklärt. 
Ich sah es gestern abend zum 2. Male, und 
ich muss sagen, der Herbst zauberte in es 
seltsamfarbige Bilder voll von Motiven 
eines Rietes, das Gott sei Dank in dieser 
Form wie ein letztes Geschenk der einsti 
gen alten Rietlandschaft der frühem alten 
Auzeiten ist. Das Naturschutzpärklein zeigt 
sich natürlich jetzt im Herbst nicht in der 
gleichen Art wie meinetwegen im Hoch 
sommer oder im Frühling. Aber es ist auch 
der Herbst und seine besondere Stimmung 
in schönster Art zu schauen. Die Rohrkol 
ben stehen noch aufrecht, ihre Farbe ein 
sammetbraunes Cachet, und die «Kanunä- 
butzer» [Kanonenputzer = Rohrkolben], 
wie wir die Frucht der Rohrkolben einmal 
tauften, sahen gar naturhaft fein aus. Der 
Herbstabend war feierlich abgetönt. Zwar 
sausten keine Libellen mehr gliessend 
herum, es quakten keine Frösche mehr; im 
Wasser aber, das zwar keine Seerosen mehr 
zeigte, schillerten im verklärten Sumpfe 
viele Goldfischlein, und wie eine Abgeklärt 
heit eines Herbstmalers zauberte der Abend 
in die Wasserteichlein ganze Schalen voll 
Perlmutterfarben. 
Von Balzers nach Gurtis 
Wissen die Liechtensteiner, wo Gurtis ist? 
Nun, das ist zu verstehen, dass es viele von 
ihnen nicht wissen. Es ist ja eben nicht in 
ihrem Vaterlande. Aber es ist nicht weit da 
neben, und man darf auch Gurtis füglich zu 
einem schönen Vis-ä-vis für Liechtenstein 
bezeichnen. Denn von dort sieht man in 
einzigschöner Art die Drei Schwestern, und 
wer wollte behaupten, dass diese nicht bei 
den Nachbaren angehörten, den Liechten 
steinern wie den Vorarlbergern? 
Letzthin führten mich Heimatkundgeschäf- 
te wieder in die «Ländli» - damit meine ich 
eben beide, Liechtenstein und Vorarlberg. 
Von Sargans nimmt man auch heute noch 
wie ehdem solcher Art Seitensprünge über 
den Rhein nach Trübbach. Es heimelt 
einem heute seltsam lieb an, wenn man 
nun sieht, dass auch hier schönes Nachbar 
verhältnis an den Bau einer Fussgänger- 
und Velobrücke gedacht hat. Und wie 
schreitet doch die Arbeit dort voran. Schon 
sieht man in der fortgeschrittenen Bau 
konstruktion das Bild der Vollendung. 
Haben dann die Wandernden Zeit, hier auf 
dieser Fussgängerbrücke einen Blick ins 
Ländle zu werfen, welches sich so gesamt-
	        

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