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aus mit dem «Engel» mithalten und über
rundete zeitweise den «Adler».
Ausbau der Verkehrswege und
Niedergang des Rodwesens
finger beklagte sich beispielsweise 1798
über den schlechten und baufälligen Zu
stand der Landstrasse, «sonderbar in dem
Dorf Balzers», was die Fuhrleute davon
abhalten würde, das Weggeld ordnungsge
mäss zu entrichten. 24
Bereits 1772 war festgestellt worden, dass
die Landstrasse zwischen den beiden
Wirtshäusern in Nendeln «ein immer weh
render nicht abzuleithender Sumpf» sei. 22
Der Ausbau der liechtensteinischen Land
strasse ging nur langsam voran und erfolg
te weitgehend auf Druck von aussen. Vom
Norden her beginnend, wurde in den Jahren
von 1768 bis 1771 im Vorarlberger Rheintal
die Landstrasse chausseemässig ausgebaut.
Nun führte erstmals eine gut befahrbare
Strasse von Bregenz bis an die liechtenstei
nische Grenze. Liechtenstein seinerseits
baute die Landstrasse in den Jahren 1770
bis 1782 aus. Bau und Unterhalt dieser
Strasse wurden durch die Bevölkerung in
Fronarbeit geleistet. Auf Bitte der Unter
tanen übernahm die Fürstliche Rentkasse
1798 den Unterhalt der Landstrasse ausser
halb der Ortschaften. 23 Der Strassenunter-
halt stellte offenbar eine grosse Belastung
für die Bevölkerung dar. Der Balzner Zoll
beamte und Weggeldeinzieher Joseph Wol-
Händler und Kaufleute, in deren Auftrag
die Rodfuhrleute tätig waren, beschwerten
sich immer wieder über mangelhaft oder
gar nicht ausgeführte Warentransporte. 25
Der Grund dafür waren nicht nur die oft
schlechten Strassen; auch der Umstand,
dass die liechtensteinischen Fuhrleute pri
mär Bauern waren, die nicht immer als
Spediteure zur Verfügung stehen konnten,
trug dazu bei. Dies betraf zum Beispiel die
Zeit der JJeuernte. Folglich versuchten die
Kaufleute immer wieder, wertvollere und
verderbliche Waren «stracks» als Eilgüter
von eigens dafür bestimmten Fuhrleuten
befördern zu lassen. Diese Stracksfuhrleute
- zumeist Österreicher - legten dabei eine
längere Strecke zurück, zum Beispiel die
Distanz zwischen zwei Städten. Seit dem
18. Jahrhundert arbeiteten die österreichi
sche Obrigkeit und auch die Stadt Feld
kirch immer deutlicher gegen das Rodwe
sen. 26 Den liechtensteinischen Fuhrleuten,
die nur im Rod- und nie im Stracksverkehr
Auf der Landstrasse
in Balzers zwischen
dem «Kaufhaus»
(links) und dem ehe
maligen Wirtshaus
« Hirschen » (rechts),
um 1930.
22 Biedermann, wie
Anm. 1, S. 31.
23 Ebenda, S. 34.
24 Liechtensteinisches
Landesarchiv Vaduz,
LLA RA 6/11/144:
Schreiben von Joseph
Wolfinger an das
Oberamt in Vaduz,
28. März 1798. Wie
dergegeben bei Bieder
mann, wie Anm. 1,
S. 32/33.
25 Klagen über liegen ge
bliebene Waren sind
bereits aus dem späten
16. Jahrhundert über
liefert. Sie bildeten die
Grundlage für eine
neue Vereinbarung:
die Rodordnung von
1593. Vgl. Bieder
mann, wie Anm. 1,
S. 66-69.
26 Der Feldkircher Fabri
kant und Händler
Peter Joseph Leone
(1722-1801) bat im
Februar 1789 den
Fürsten von Liechten
stein um die Gewäh
rung von exklusiven
Transportrechten aus
serhalb der Rodord
nung. Liechtenstein
lehnte dieses Ansinnen
zwar ab, konnte aber
nicht verhindern, dass
immer häufiger solche
die Rodordnung miss
achtenden Transporte
durchgeführt wurden.
Vgl. Biedermann, wie
Anm. 1, S. 111-117.