Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2006) (2006)

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aus mit dem «Engel» mithalten und über 
rundete zeitweise den «Adler». 
Ausbau der Verkehrswege und 
Niedergang des Rodwesens 
finger beklagte sich beispielsweise 1798 
über den schlechten und baufälligen Zu 
stand der Landstrasse, «sonderbar in dem 
Dorf Balzers», was die Fuhrleute davon 
abhalten würde, das Weggeld ordnungsge 
mäss zu entrichten. 24 
Bereits 1772 war festgestellt worden, dass 
die Landstrasse zwischen den beiden 
Wirtshäusern in Nendeln «ein immer weh 
render nicht abzuleithender Sumpf» sei. 22 
Der Ausbau der liechtensteinischen Land 
strasse ging nur langsam voran und erfolg 
te weitgehend auf Druck von aussen. Vom 
Norden her beginnend, wurde in den Jahren 
von 1768 bis 1771 im Vorarlberger Rheintal 
die Landstrasse chausseemässig ausgebaut. 
Nun führte erstmals eine gut befahrbare 
Strasse von Bregenz bis an die liechtenstei 
nische Grenze. Liechtenstein seinerseits 
baute die Landstrasse in den Jahren 1770 
bis 1782 aus. Bau und Unterhalt dieser 
Strasse wurden durch die Bevölkerung in 
Fronarbeit geleistet. Auf Bitte der Unter 
tanen übernahm die Fürstliche Rentkasse 
1798 den Unterhalt der Landstrasse ausser 
halb der Ortschaften. 23 Der Strassenunter- 
halt stellte offenbar eine grosse Belastung 
für die Bevölkerung dar. Der Balzner Zoll 
beamte und Weggeldeinzieher Joseph Wol- 
Händler und Kaufleute, in deren Auftrag 
die Rodfuhrleute tätig waren, beschwerten 
sich immer wieder über mangelhaft oder 
gar nicht ausgeführte Warentransporte. 25 
Der Grund dafür waren nicht nur die oft 
schlechten Strassen; auch der Umstand, 
dass die liechtensteinischen Fuhrleute pri 
mär Bauern waren, die nicht immer als 
Spediteure zur Verfügung stehen konnten, 
trug dazu bei. Dies betraf zum Beispiel die 
Zeit der JJeuernte. Folglich versuchten die 
Kaufleute immer wieder, wertvollere und 
verderbliche Waren «stracks» als Eilgüter 
von eigens dafür bestimmten Fuhrleuten 
befördern zu lassen. Diese Stracksfuhrleute 
- zumeist Österreicher - legten dabei eine 
längere Strecke zurück, zum Beispiel die 
Distanz zwischen zwei Städten. Seit dem 
18. Jahrhundert arbeiteten die österreichi 
sche Obrigkeit und auch die Stadt Feld 
kirch immer deutlicher gegen das Rodwe 
sen. 26 Den liechtensteinischen Fuhrleuten, 
die nur im Rod- und nie im Stracksverkehr 
Auf der Landstrasse 
in Balzers zwischen 
dem «Kaufhaus» 
(links) und dem ehe 
maligen Wirtshaus 
« Hirschen » (rechts), 
um 1930. 
22 Biedermann, wie 
Anm. 1, S. 31. 
23 Ebenda, S. 34. 
24 Liechtensteinisches 
Landesarchiv Vaduz, 
LLA RA 6/11/144: 
Schreiben von Joseph 
Wolfinger an das 
Oberamt in Vaduz, 
28. März 1798. Wie 
dergegeben bei Bieder 
mann, wie Anm. 1, 
S. 32/33. 
25 Klagen über liegen ge 
bliebene Waren sind 
bereits aus dem späten 
16. Jahrhundert über 
liefert. Sie bildeten die 
Grundlage für eine 
neue Vereinbarung: 
die Rodordnung von 
1593. Vgl. Bieder 
mann, wie Anm. 1, 
S. 66-69. 
26 Der Feldkircher Fabri 
kant und Händler 
Peter Joseph Leone 
(1722-1801) bat im 
Februar 1789 den 
Fürsten von Liechten 
stein um die Gewäh 
rung von exklusiven 
Transportrechten aus 
serhalb der Rodord 
nung. Liechtenstein 
lehnte dieses Ansinnen 
zwar ab, konnte aber 
nicht verhindern, dass 
immer häufiger solche 
die Rodordnung miss 
achtenden Transporte 
durchgeführt wurden. 
Vgl. Biedermann, wie 
Anm. 1, S. 111-117.
	        

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