Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2005) (2005)

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Von Segusino nach Balzers und wieder zurück 
Ein Leben zwischen zwei Welten 
Bernadette Brunhart 
In der Fremde 
Isidoro Minute erzählt gerne von der Zeit, 
die er als «Fremdarbeiter» in Balzers ver 
bracht hat. Am Anfang des Gesprächs hat er 
etwas Mühe mit der deutschen Sprache, fin 
det die Ausdrücke im Balzner Dialekt nicht 
immer auf Anhieb, und Hochdeutsch hat er 
nie gelernt. Dann aber wird seine Aus 
drucksweise tliessender. Immer mehr fällt 
ihm ein, und immer deutlicher und detail 
lierter werden seine Erinnerungen. 
Im Jahre 1959, mit knapp siebzehn Jahren, 
kam Isidoro zum ersten Mal nach Balzers 
und blieb etwa vier Jahre da. Zuerst war er 
während drei Jahren bei Baumeister Louis 
Brun hart, der ihn wie er mit Stolz berich 
tet und mit Fotografien dokumentiert - ein 
mal in Segusino besuchte. Es habe viel Ar 
beit gegeben. Der Unternehmer habe auch 
Aufträge über die Landesgrenzen hinweg 
gehabt. Isidoro erinnert sich vor allem an 
einen grossen Auftrag beim Bau der Garage 
Kuhn in Buchs. Später habe er einige Zeit 
bei Gipsermeister Josef Bürzle gearbeitet. 
Es sei streng gewesen. Aber er hat viele gute 
Erinnerungen an frühere Kollegen, so etwa 
an Dominik Frick und Albin Kaufmann. 
Wenn er hin und wieder nach Balzers kommt, 
betrachtet er mit Stolz Gebäude, an denen 
er mitgearbeitet hat. Dies gilt vor allem für 
das neue Gemeindehaus. 
Doch nicht allein 
Als Siebzehnjähriger seine Heimat zu ver 
lassen, in einen fremden Sprachraum zu 
reisen und dort hart auf dem Bau zu arbeiten, 
ist wohl nicht einfach gewesen. Erleichtert 
worden sei es dadurch, dass er ja nicht zu 
fällig nach Balzers gekommen sei. Beatrice 
Frick habe als Erste diese Reise aus Segusino 
gemacht, aus einem Dorf mit rund 2 000 
Einwohnern in der Nähe von Bassano del Isidoro Minute mit 
Grappa und der Prosecco-Gegend zwischen Frau Giuseppina vor 
Valdobbiadene und Conigliano. Sie sei ihrem Haus 
Schneiderin bei August Frick (Schnider 
Gustl) gewesen, den sie dann heiratete. Als 
Nächster sei Caterino Curto, der Cousin von 
Beatrice, gefolgt. Er arbeitete während fast 
zehn Jahren bei der Möbelschreinerei 
Simon Brunhart, wo später auch Isidoros 
Bruder Mario tätig war. Ebenfalls sei Lucio 
de Biasi von Segusino nach Balzers ausge 
wandert. Er war in einem Ingenieurbüro 
angestellt und blieb in Balzers. Auch der 
Vater von Isidoro arbeitete einige Zeit in 
Balzers, und zwar bei Malermeister Werner 
Gstöhl. 
Isidoro hatte, wie seine Kollegen auch, privat 
ein Zimmer. Eine Wohnung wäre zu teuer 
gewesen, und Kleinwohnungen gab es in 
Balzers damals sowieso nicht. Er logierte bei 
Rosa Brunhart (Rosele) und ihrer Familie 
in der Fürstenstrasse. Unvergesslich bleiben
	        

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