Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2005) (2005)

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Inserat aus dem Fest 
führer des Verbands 
musikfestes 1953 in 
Balzers 
die terrassenartigen Abhänge übererdet und 
mit Reben bepflanzt. Aufgrund ihrer Höhe 
und Länge werden diese Trockenmauern 
auch heute noch als einzigartig in Liechten 
stein und in der Region bezeichnet. 
1886 fand wiederum eine Versteigerung statt, 
an welcher ein Grossteil der fürstlichen Grund 
stücke am Burghügel verkauft wurde. Die 
Gemeinde erwarb 5 740 Klafter, an Privat 
personen gingen 9121 Klafter - davon 7 159 
Klafter Weinberge. 
Um 1870 überliess die Gemeinde Balzers in 
Wingerta und Pedergross jeder Haushaltung 
einen kleinen Wingert zur Bewirtschaftung; 
die «Wingertle« hatten eine Fläche von 88 V2, 
100 oder 200 Klaftern. Mit einem Gemeinde 
ratsbeschluss überschrieb der Gemeinderat 
Balzers um 1900 diese Parzellen den Nutz- 
niessern als Eigentum. 
Baizner Weinbau 
Im 19. Jahrhundert wies der Landwirt 
schaftliche Verein mit Nachdruck darauf 
hin, dass mit gut gepflegtem Wein die wirt 
schaftliche Situation des liechtensteini 
schen Bauern wesentlich verbessert werden 
könnte. Auch die Obrigkeit nahm sich der Be 
wirtschaftung der Weingärten durch beson 
dere Verordnungen an. So wurde das «Aus 
lassen von Hühnern und Schweinen sowie 
des übrigen Kleinviehs in die Weingärten» 
verboten. Zudem musste das «Freilassen 
von Plätzen für Graswuchs, die Anpflanzung 
von Bohnen, Erbsen, Kirbsen usw. im Reb- 
gelände» eingestellt werden. Für die Wein 
kelterung wurden ebenfalls Vorschriften 
erlassen, da wegen unsachgemässer Behand 
lung «die Weine sich nur durch ein Jahr 
conservieren lassen». 
In den Jahren 1865 bis 1868 wurde in Mäls ein 
Torkel erstellt, bei welchem 1871 ein Anbau für 
eine Weinpresse erfolgte. Der Weinbau muss 
sich wirtschaftlich und vermutlich auch ge 
sellschaftlich positiv ausgewirkt haben, denn 
1867 wurde im Erdgeschoss des Hauses Gu 
tenberg eine fürstliche Weinschenke eingerich 
tet, die etwa fünfzehn Jahre bestehen blieb. 
Im Torkelbaum an der Obergass in Balzers 
ist das Jahr 1777 eingeprägt. Nach mündlicher 
Überlieferung wurde dieser von Chur nach 
Balzers geholt und im Torkel eingebaut. 
Derzeit findet eine umfassende Renovie 
rung des Gebäudes statt. Dabei kam bei 
Restaurierungsarbeiten am Torkelbaum an 
einem Balken die Jahreszahl 186[?] zum 
Vorschein. 
Um die Wende zum 20. Jahrhundert traten 
im Weinbau unerwartete Probleme auf. Ein 
geschleppte und europaweit immer stärker 
grassierende Rebkrankheiten und Schädlin 
ge, wie Falscher Mehltau und die Reblaus, 
reduzierten die Erträge auch in Liechtenstein 
auf ein unwirtschaftliches Mass. Dazu kamen 
günstige ausländische Weine - hauptsächlich
	        

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