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Inserat aus dem Fest
führer des Verbands
musikfestes 1953 in
Balzers
die terrassenartigen Abhänge übererdet und
mit Reben bepflanzt. Aufgrund ihrer Höhe
und Länge werden diese Trockenmauern
auch heute noch als einzigartig in Liechten
stein und in der Region bezeichnet.
1886 fand wiederum eine Versteigerung statt,
an welcher ein Grossteil der fürstlichen Grund
stücke am Burghügel verkauft wurde. Die
Gemeinde erwarb 5 740 Klafter, an Privat
personen gingen 9121 Klafter - davon 7 159
Klafter Weinberge.
Um 1870 überliess die Gemeinde Balzers in
Wingerta und Pedergross jeder Haushaltung
einen kleinen Wingert zur Bewirtschaftung;
die «Wingertle« hatten eine Fläche von 88 V2,
100 oder 200 Klaftern. Mit einem Gemeinde
ratsbeschluss überschrieb der Gemeinderat
Balzers um 1900 diese Parzellen den Nutz-
niessern als Eigentum.
Baizner Weinbau
Im 19. Jahrhundert wies der Landwirt
schaftliche Verein mit Nachdruck darauf
hin, dass mit gut gepflegtem Wein die wirt
schaftliche Situation des liechtensteini
schen Bauern wesentlich verbessert werden
könnte. Auch die Obrigkeit nahm sich der Be
wirtschaftung der Weingärten durch beson
dere Verordnungen an. So wurde das «Aus
lassen von Hühnern und Schweinen sowie
des übrigen Kleinviehs in die Weingärten»
verboten. Zudem musste das «Freilassen
von Plätzen für Graswuchs, die Anpflanzung
von Bohnen, Erbsen, Kirbsen usw. im Reb-
gelände» eingestellt werden. Für die Wein
kelterung wurden ebenfalls Vorschriften
erlassen, da wegen unsachgemässer Behand
lung «die Weine sich nur durch ein Jahr
conservieren lassen».
In den Jahren 1865 bis 1868 wurde in Mäls ein
Torkel erstellt, bei welchem 1871 ein Anbau für
eine Weinpresse erfolgte. Der Weinbau muss
sich wirtschaftlich und vermutlich auch ge
sellschaftlich positiv ausgewirkt haben, denn
1867 wurde im Erdgeschoss des Hauses Gu
tenberg eine fürstliche Weinschenke eingerich
tet, die etwa fünfzehn Jahre bestehen blieb.
Im Torkelbaum an der Obergass in Balzers
ist das Jahr 1777 eingeprägt. Nach mündlicher
Überlieferung wurde dieser von Chur nach
Balzers geholt und im Torkel eingebaut.
Derzeit findet eine umfassende Renovie
rung des Gebäudes statt. Dabei kam bei
Restaurierungsarbeiten am Torkelbaum an
einem Balken die Jahreszahl 186[?] zum
Vorschein.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert traten
im Weinbau unerwartete Probleme auf. Ein
geschleppte und europaweit immer stärker
grassierende Rebkrankheiten und Schädlin
ge, wie Falscher Mehltau und die Reblaus,
reduzierten die Erträge auch in Liechtenstein
auf ein unwirtschaftliches Mass. Dazu kamen
günstige ausländische Weine - hauptsächlich