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Aus der Geschichte des Balzner Weinbaus
Rösle Eberle
Das 52-jährige Bestehen der Winzergenos
senschaft Balzers gibt uns Gelegenheit, ein
Kulturgut näher vorzustellen, das eine jahr
hundertelange Tradition aufweisen kann. Die
Balzner Rebberge haben Zeiten der Hoch
blüte, aber auch von Zerfall und Problemen
erlebt. Ein weitere! Schwerpunkt dieses Bei-
Irages ist die Geschichte dei Win/.eiGenos
senschaft. Das 50-Jahr-Jubiläum wurde nicht
begangen, da bereits Hie Fusion mit der
Rebbaugenossenschaft Balzers-Mäls ins Auge
gefasst wurde.
Balzner Rebparzellen und ihre Geschichte
Das Gebiet des heutigen Liechtenstein wurde
um 15 v. Chr. der römischen Provinz Raetia
einverleibt. Es wird angenommen, dass die
Weinrebe damals in unser Land gebracht
wurde. Diese Vermutung wurde durch spätere
archäologische Ausgrabungen erhärtet, denn
man stiess gerade an jenen Orten auf römi
sche Relikte, die mit Reben bepflanzt waren
- so auch am Burghügel Gutenberg.
Erste nachweisbare Erwähnungen für den
Weinbau sind im churrätischen Reichsurbar
von 842 zu finden, wonach Kaiser Karl der
Grosse in Balzers einen Hof (Palazoles) mit
Äckern, Wiesen und Rebbergen besass. Nach
Turbulenzen ging die Burg Gutenberg 1314
an die Habsburger (vgl. S. 69). Kriegerische
Ereignisse führten immer wieder zu einer
starken Belastung der Bevölkerung, da die
Region um Balzers auch Aufmarschgebiet
ganzer Heere war. Ab 1706 verlor die sich
noch immer im Besitz der Habsburger befin
dende Festung Gutenberg nach und nach
ihren militärischen Wert, und ab 1750 war
sie strategisch völlig uninteressant. Die Burg
wurde dem Zerfall überlassen; die nicht mehr
bewirtschafteten Weinberge verwilderten.
Zur Burg Gutenberg gehörten umfangreiche
Wirtschaftsgüter in Balzers und Mäls, welche
die Gemeinde ab 1758 in Pacht nahm. Im Torbogen beim alten
Pachtvertrag ist unter Punkt 8 festgehalten: Torkel, Aufnahme aus
«Die ziemlich verfallenen Weinreben sind den 1950er-Jahren
durch fleissige Arbeit in besseren Zustand
zu bringen und mit 12 Fudern Dünger zu
versehen.» Wein war also immer noch ein
wirtschaftlicher Faktor.
Am 30. September 1824 kam es zur Verstei
gerung der Burg mit den dazugehörenden
Gütern (142 602 Klafter). Die Gemeinde er
warb den gesamten Besitz. Ausgenommen
von diesem Kauf waren die habsburgischen
Erblehen. Diese waren bereits 1474 als Le
hen an die Familie Wolfinger ausgegeben
worden.
1854 verkaufte die Gemeinde die inzwischen
zur Ruine verkommene Burg Gutenberg samt
dem Burghügel an Fürstin Franziska von
Liechtenstein. Im Dezember 1862 ging dieser
Besitz an ihren Sohn Fürst Johann II. über.
In den folgenden Jahren wurden Burghügel
und Runda Böchel wieder kultiviert. Die
herumliegenden Steine wurden zur Errich
tung der Ring-Trockenmauern gesammelt,