Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2004) (2004)

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eben wieder zu lebendigen Menschen 
zusammensetzen muss. 
Inwieweit sich alle Einzelheiten mei 
nes vorliegenden Aufsatzes historisch 
belegen lassen, ist eher zweitrangig. 
Meine Absicht war es, eine unterhalt 
same Geschichte zu erzählen, welche 
die Entstehung des Namens «Züsler» 
einigermassen plausibel deutet, aber 
bestimmt auch andere Erklärungs 
versuche zulässt. 
Der Name «bschissen Meis» ist nicht 
etwa abwertend gemeint. Das Wort 
«bschissen» wurde zu jener Zeit 
gleichwertig behandelt wie «klein» 
und dient hier zur Unterscheidung 
zwischen dem «grossen» Meis in der 
Seez-Ebene und dem «kleinen» Meis 
(= Mäls) ennet dem Rhein am Fusse 
des Ellhorn. Diese Bezeichnung ist 
beispielsweise nachgewiesen auf ei 
nem Stich von Hans Conrad Gyger aus 
dem 17. Jahrhundert. «Klein Meis» ist 
auf der Karte des Fürstentums Liech 
tenstein aus dem Jahre 1756 von 
Obristleutnant Kolleffel erwähnt. 
Was das Gebiet «Züsler» betrifft, bleibt 
anzumerken, dass für dieses vor 1800 
keine präzise Flurbezeichnung nach 
zuweisen ist, wohl auch deshalb, weil 
es sich um Überschwemmungsgebiet 
des Rheins handelte, das erst durch 
die Wühlarbeiten der Balzner Bevöl 
kerung und die Errichtung des alten 
Hochwasserschutzdammes urbar ge 
macht werden konnte. Darauf deuten 
etwa die Bezeichnungen «Äule» oder 
«Rheinau» hin. Mit «Au» werden im 
ganzen deutschen Sprachraum fluss 
nahe, temporäre Überschwemmungs 
gebiete bezeichnet (z. B. die so ge 
nannten Auenwälder). Diese Deutung 
wird gestützt durch die zeitgenössi 
schen kartographischen Aufnahmen, 
die vom 16. bis 18. Jahrhundert für 
dieses Gebiet durchwegs Überschwem 
mungsflächen, Kiesbänke und Auen 
wälder zeigen. 
Auf einen Flussübergang zwischen 
Balzers und Wartau weist die Flur 
bezeichnung «Schefflände» hin. Auch 
der Hinweis auf die «Kesgrueb» als 
Begräbnisstätte für unseren «Züsler» 
passt in diesen Zusammenhang. Kies 
gruben wurden zweckmässigerweise 
in der Nähe von Flussufern angelegt, 
was die Kiesgewinnung erheblich er 
leichterte. 
Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass 
in diesem Gebiet die romanischen 
Flurnamen vollständig fehlen, jedoch 
entlang des Rheinlaufs, vom Ellhorn 
bis gegen Triesen hin, mehrere Be 
zeichnungen zu finden sind, die auf 
Rodungsarbeiten hinweisen, wie etwa 
«Rüttena» oder «Neugrütt». In diesen 
Zusammenhang passt auch eine an 
dere Deutung des Namens «Züsler». 
Danach soll im Gebiet «Züsler» das 
gerodete Holz und Gestrüpp zusam 
mengetragen und verbrannt worden 
sein. Beim Anblick der Rauchsäule 
habe man dann im Dorf gemeint: «I 
da Rüttena sind se wedr am Züsla!»
	        

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