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V.
I Sol von minneklichem wibe
mirvil senden man niht swcere werden bnoz?
Von ir triutelehten libe
wart mir nie, wan daz ich näh ir siuften muoz-
Von der ich den schaden hän,
pfligt gegen mir niht stceter triuwe:
des wil ich an ir lachen mich niht mere län!
II Mir wcere doch daz leben swcere,
tröste mich ein anderz liehez. troesten niht,
Wan ich weiz diu inren mcere,
daz die lieben nieman wan in eren siht.
Frö mich doch ein troesten tuot:
lide ich not an minem libe
mit gedulde, dast mir an der sele guot.
III Waz sol ich ir mere künden,
wan daz si an den triuwen mich verderben lät?
Si wil sich an mir versünden.
wizzent, daz es iemer üf ir sele stät.
Alles wandeis ist si vri:
swie si mich an fröiden irre,
got si mir als ich der herzelieben si!
IV Ir vil froelich Stenden ougen,
diu hänt sö verseret mich vil senden man.
Daz wil nieman mir geloüben:
da ist ouch der ungetriuwe schuldig an:
Daz ist ir rösevarwer munt,
den si üf minen schaden spiset.
der hät an dien gantzen triuwen mich verwunt.
V.
I Soll durch die liebenswerte Frau
mir sehnsüchtigem Mann nicht der
Kummer gelindert werden?
Von ihrem liebreizenden Körper
geschah mir nie etwas, ausser dass ich
nach ihr seufzen muss.
Die, von welcher ich das Mühsal habe,
zeigt sich mir nicht beständig wohlmeinend:
Deshalb werde ich mich nicht mehr auf ihr Lächeln
verlassen!
II Mir wäre doch das Leben schwer,
ermutigte mich nicht ein anderer aufrichtender Trost,
denn ich bin sicher,
dass alle die Geliebte in Ehren sehen.
Ferner muntert mich die Zuversicht auf:
Ertrage ich Not an meinem Körper
mit Geduld, frommt es meiner Seele.
III Was soll ich ihr mehr verkünden,
als dass sie mich wahrhaftig zugrunde richtet?
Will sie sich an mir versündigen.
Wisst: Das wird ihrer Seele immer angelastet werden.
Sie ist ganz und gar makellos:
Wie sehr auch sie mich von Freude abbringt,
Gott sei mir fso gnädig,] wie ich der lieben Dame bin!
IV Ihre so heiteren Augen,
die haben mich so sehnsüchtigen Mann
krank gemacht.
Niemand will mir das glauben:
Da ist auch der Treulose mitschuldig:
Das ist ihr rosafarbener Mund,
den sie auf mein Verderben speist.
Der hat mich - ich schwöre es - verwundet.