Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2004) (2004)

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Abh. 3: fol. 61v des «Codex Manesse»: 
her Heinrich von frowenberg 
Schottland bis Ungarn, von Neuen 
burg (CH) bis Schlesien. Die Hand 
schrift ist nach Autoren geordnet und 
grundsätzlich so angelegt, dass jedes 
der Werke mit einem ganzseitigen 
Autorenbild (Miniatur) eingeleitet 
wird, dem der Name des Sängers rot 
überschrieben ist. Die 16 Strophen 
von Heinrich von Frauenberg sind auf 
der Vorder- und Rückseite von Blatt 
62 (folio 62rv) überliefert, seine Mi 
niatur findet sich eine Seite vorher 
(folio 61v) (vgl. Abh. 2). Die Abbil 
dung zeigt den Minnesänger Heinrich 
von Frauenberg beim Tjostieren. Die 
mit dem Turnierkrönchen versehene 
Lanze des Frauenbergers trifft den 
Gegner, so dass sie bricht und der Be 
siegte - aus dem Sattel gehoben - zu 
Boden stürzt (vgl. Abb. 2 und 3). 
Die Handschrift C, wie die «Heidel 
berger Liederhandschrift» in der For 
schung abgekürzt wird, ist in der 
Spätzeit des Minnesangs, im Verlauf 
der ersten Hälfte des 14. Jahrhun 
derts, entstanden. Doch weder die 
Texte noch die Bilder sind in einem 
Zuge eingetragen worden: Die For 
schung unterscheidet einen Grund 
stock mit 110 Autoren und ihren Wer 
ken, zu dem auch unser Minnesänger 
gehört, und verschiedene Nachtrags 
schichten mit den restlichen Sängern. 
Im Codex sind auch seitenweise leere 
Abb. 4: Ausschnitt aus der «Zürcher Wappenrolle», in der Mitte das Wappen der 
Herren von Frauenberg 
Blätter für Ergänzungen und Nach 
träge freigelassen. Es dürften etwa ein 
Dutzend Schreiber (allerdings mit 
sehr unterschiedlichem Anteil), meh 
rere Miniaturmaler mit ihren Gehil 
fen und Illuminatoren für die Stro 
pheninitialen an der Erstellung dieser 
Prachthandschrifl mitgewirkt haben. 
Auf Grund der Orthographie und 
des paläographischen (= handschrif- 
tenkundlichen) Befunds wird Zürich 
als Entstehungsort angenommen. Der 
Codex selbst enthält keinerlei aus 
drückliche Hinweise auf den Auftrag 
geber, auf die Schreiber oder die Illus 
tratoren. Doch unabweisbar erscheint 
ein Zusammenhang mit der Sammel 
tätigkeit der Manesse, einer Zürcher 
Patrizierfamilie, vor allem mit Rüdi 
ger Manesse. Die Handschrift wird 
deshalb auch «Manessische Lieder 
handschrift» genannt. Es wird aber 
angenommen, dass am Zustandekom 
men des Codex eine grössere Gruppe 
Anteil hatte. 
Heute wird, wie schon oben erwähnt, 
der «Codex Manesse» in Heidelberg 
aufbewahrt, wo er sich erstmals kurz 
vor 1600 nachweisen lässt. Nach den 
Wirren des Dreissigjährigen Krieges 
taucht die Handschrift 1657 in Paris 
auf. Sie wird deshalb auch «Pariser 
Handschrift» genannt. Im Jahre 1888 
kehrte sie dann im Tausch gegen fran 
zösische Handschriften nach Heidel 
berg zurück. 
Versuch eines Identitätsnachweises 
Zu Beginn der Ausführungen muss er 
wähnt werden, dass die Identität des 
Minnesängers auf Grund des vorhan 
denen Quellenmaterials nicht völlig 
geklärt ist. 
Friedrich Heinrich von der Hagen er 
wähnt in seiner Ausgabe «Minnesinger. 
Deutsche Liederdichter des zwölften, 
dreizehnten und vierzehnten Jahr 
hunderts» ein bairisches und schwäbi 
sches Geschlecht von Frauenberg, von 
denen aber keines das in der «Manes 
sischen Liederhandschrift» überliefer 
te Wappen führt. Hinzu kommt, dass er 
«... ausser dem Heinrich, der schon 
942 beim Turnier zu Konstanz im 
Turnierbuche steht, ... unter den ma- 
nigfaltigen Frauenbergern des 13. bis 
14. Jahrhunderts keinen dieses Na 
mens ...» findet. Trotzdem ist er ge 
neigt, den Minnesänger der schwäbi 
schen Familie Frauenberg zuzuord 
nen und eine Änderung des Wappens 
anzunehmen. 
Nach Karl Bartsch hingegen ist der 
Heimatort unseres Dichters aus meh 
reren Gründen mit grösster Wahr-
	        

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