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Abh. 3: fol. 61v des «Codex Manesse»:
her Heinrich von frowenberg
Schottland bis Ungarn, von Neuen
burg (CH) bis Schlesien. Die Hand
schrift ist nach Autoren geordnet und
grundsätzlich so angelegt, dass jedes
der Werke mit einem ganzseitigen
Autorenbild (Miniatur) eingeleitet
wird, dem der Name des Sängers rot
überschrieben ist. Die 16 Strophen
von Heinrich von Frauenberg sind auf
der Vorder- und Rückseite von Blatt
62 (folio 62rv) überliefert, seine Mi
niatur findet sich eine Seite vorher
(folio 61v) (vgl. Abh. 2). Die Abbil
dung zeigt den Minnesänger Heinrich
von Frauenberg beim Tjostieren. Die
mit dem Turnierkrönchen versehene
Lanze des Frauenbergers trifft den
Gegner, so dass sie bricht und der Be
siegte - aus dem Sattel gehoben - zu
Boden stürzt (vgl. Abb. 2 und 3).
Die Handschrift C, wie die «Heidel
berger Liederhandschrift» in der For
schung abgekürzt wird, ist in der
Spätzeit des Minnesangs, im Verlauf
der ersten Hälfte des 14. Jahrhun
derts, entstanden. Doch weder die
Texte noch die Bilder sind in einem
Zuge eingetragen worden: Die For
schung unterscheidet einen Grund
stock mit 110 Autoren und ihren Wer
ken, zu dem auch unser Minnesänger
gehört, und verschiedene Nachtrags
schichten mit den restlichen Sängern.
Im Codex sind auch seitenweise leere
Abb. 4: Ausschnitt aus der «Zürcher Wappenrolle», in der Mitte das Wappen der
Herren von Frauenberg
Blätter für Ergänzungen und Nach
träge freigelassen. Es dürften etwa ein
Dutzend Schreiber (allerdings mit
sehr unterschiedlichem Anteil), meh
rere Miniaturmaler mit ihren Gehil
fen und Illuminatoren für die Stro
pheninitialen an der Erstellung dieser
Prachthandschrifl mitgewirkt haben.
Auf Grund der Orthographie und
des paläographischen (= handschrif-
tenkundlichen) Befunds wird Zürich
als Entstehungsort angenommen. Der
Codex selbst enthält keinerlei aus
drückliche Hinweise auf den Auftrag
geber, auf die Schreiber oder die Illus
tratoren. Doch unabweisbar erscheint
ein Zusammenhang mit der Sammel
tätigkeit der Manesse, einer Zürcher
Patrizierfamilie, vor allem mit Rüdi
ger Manesse. Die Handschrift wird
deshalb auch «Manessische Lieder
handschrift» genannt. Es wird aber
angenommen, dass am Zustandekom
men des Codex eine grössere Gruppe
Anteil hatte.
Heute wird, wie schon oben erwähnt,
der «Codex Manesse» in Heidelberg
aufbewahrt, wo er sich erstmals kurz
vor 1600 nachweisen lässt. Nach den
Wirren des Dreissigjährigen Krieges
taucht die Handschrift 1657 in Paris
auf. Sie wird deshalb auch «Pariser
Handschrift» genannt. Im Jahre 1888
kehrte sie dann im Tausch gegen fran
zösische Handschriften nach Heidel
berg zurück.
Versuch eines Identitätsnachweises
Zu Beginn der Ausführungen muss er
wähnt werden, dass die Identität des
Minnesängers auf Grund des vorhan
denen Quellenmaterials nicht völlig
geklärt ist.
Friedrich Heinrich von der Hagen er
wähnt in seiner Ausgabe «Minnesinger.
Deutsche Liederdichter des zwölften,
dreizehnten und vierzehnten Jahr
hunderts» ein bairisches und schwäbi
sches Geschlecht von Frauenberg, von
denen aber keines das in der «Manes
sischen Liederhandschrift» überliefer
te Wappen führt. Hinzu kommt, dass er
«... ausser dem Heinrich, der schon
942 beim Turnier zu Konstanz im
Turnierbuche steht, ... unter den ma-
nigfaltigen Frauenbergern des 13. bis
14. Jahrhunderts keinen dieses Na
mens ...» findet. Trotzdem ist er ge
neigt, den Minnesänger der schwäbi
schen Familie Frauenberg zuzuord
nen und eine Änderung des Wappens
anzunehmen.
Nach Karl Bartsch hingegen ist der
Heimatort unseres Dichters aus meh
reren Gründen mit grösster Wahr-