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Das Museum hat ausserdem für 86%
der Befragten eine wichtige Funktion
als Treffpunkt, als Zentrum der akti
ven Pflege von Brauchtum, für Hob
by- und Freizeitkurse, für das Ken
nenlernen alter Arbeitsweisen in
Haus und Feld (Dengeln, Einmachen,
Backen, Räuchern), als Ort für kultu
relle Kontakte mit Künstlern im wei
testen Sinne.
Als zusätzliche Aufgabe wird von al
len Befragten (100%) erwartet, dass
das Museum die in Balzers (auch pri
vat) vorhandenen Kulturgüter erfasst
und inventarisiert.
Vernetzung
Erwartet wird auch (92%), dass das
Museum im Sinne der Vernetzung
kultureller Aktivitäten externe Mög
lichkeiten in die Planung musealer
Tätigkeiten einbezieht und mit Insti
tutionen wie dem Haus Gutenberg,
dem Land als Eigentümer der Burg
Gutenberg und der Arbeitsstelle für
Erwachsenenbildung zusammenarbei
tet. Das Museum soll zu diesem Zweck
auch gewisse Koordinationsaufgaben
übernehmen.
Die im Fragebogen erwähnte Idee, dass
das Museum eine enge Zusammenar
beit mit Institutionen wie dem Jugend
treffpunkt Scharmotz oder dem Alters
und Pflegeheim Schlossgarten suchen
und beiden Institutionen die Möglich
keit bieten soll, Aktivitäten im Museum
zu entfalten (etwa Treffen, Ausstellun
gen), stiess überraschend auf Zweifel.
Nur 50% der Befragten befürworteten
eine solche Zusammenarbeit, wobei
diese mit dem Alters- und Pflegeheim
erfolgreicher sein werde. Die «einen in
teressiert es wohl nicht», die anderen
kämen eher als Besucher. Es muss je
doch erwähnt werden, dass es durchaus
erfolgreiche Beispiele musealer Zusam
menarbeit über die Generationen hin
weg gibt und diese Ablehnung auch mit
dem traditionellen Begriff des Muse
ums zusammenhängt. Ein zeitgemässes
Museum, das seiner Verantwortung ge
recht werden will, sucht aktiv nach
Partnern und Kooperationen.
Zu den Aufgaben im Sinne musealer
Tätigkeit gehört für 80% der Befrag
ten das Einbeziehen von Landschaft
und Natur(schutz)gebieten wie St. Kat-
rinabrunna, Äulehäg, Entamoos, Alta
Bach, Rhein, Burghügel Gutenberg,
Junkerriet und anderen, etwa durch
naturkundliche Angebote. Diese Ange
bote müssen mit der nötigen Sensibili
tät gegenüber der Natur durchgeführt
werden.
Allgemeines
Generell wurde von den Befragten
darauf hingewiesen, dass ein sukzes
siver Aufbau des Museums erfolgen
müsse, dass man den «Karren nicht
überladen» dürfe. Andererseits sei
auch Eile geboten, weil z.B. die
Schmiede und Wagnerei fast kom
plett vorhanden seien und diese auf
gestellt werden müssten, solange es
noch Personen gebe, die «eine Ah
nung der Geräte» hätten.
Alte Friedhofmauer mit Torbogen
Zeichnung von Anton Gstöhl, 1987,
Bleistift und Kohle
Grundsätzlich stellte sich in den Dis
kussionen die wichtige Frage der Ziel
richtung: «Geht es darum, einen Ort
zu schaffen, an dem Kultur und Ge
schichte gezeigt und bewahrt werden,
oder wollen wir ein multifunktionales
Naherholungszentrum, an dem alle
Vereine mitwirken, das der ganzen
Bevölkerung offen steht und eine kul
turelle Schlagseite aufweist?» Oder:
«Soll es ein Dorf-Museum oder eine
Tourismusorganisation werden?» An
gesichts der beschränkten Ressour
cen und der Kleinheit des Dorfes sei
es wichtig, sich vorerst auf Schwer
punkte zu beschränken und zumin
dest die nötige Infrastruktur zu schaf
fen. Von allen Beteiligten wurde ein
Museumsprojekt als «sehr wichtig»
bewertet, für das sich die Kultur
kommission engagieren müsse. Mit
einem Balzner Museum würde ein
«Traum Wirklichkeit».
Einige Grundsätze
Aus den Vorarbeiten ergeben sich ge
wisse Grundlagen für ein Balzner Mu
seum. Thema ist das Dorf Balzers im
umfassenden Sinne, seine Gesell
schaft, für deren Weiterentwicklung
das Museum einen substanziellen
Beitrag leisten kann: ein aktives und
engagiertes Museum für engagierte
und aktive Einwohner.
Das Museumskonzept muss sich auf
die Sammlungen stützen, die Vor
schläge aus der Umfrage und die Re
sultate der Analyse der Ausgangslage
berücksichtigen. Es muss auf sorgfäl-