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Die Sammlung enthält zahlreiche Ob
jekte aus der bäuerlichen Arbeitswelt,
aus Schule und Alltag.
Baukosten beliefen sich inklusive Aus
stellungsmobiliar, Aussenanlagen, Si-
cherheits- und Brandschutzmassnah
men auf etwa 1,1 Millionen Franken.
Allein für Sanierung und Ausbau des
Pfarrhauses waren 340'000 Franken
veranschlagt.
Die Ausstellungskonzeption schlug vor,
«eine Abfolge der Nutzung und Tätig
keit sichtbar» werden zu lassen, die
«allgemeinen, häuslichen und wirt
schaftlichen Kulturgegenstände in ge
trennten Räumen, Geschossen und
Baukörpern aufzubewahren», was be
deute, dass der «Informationsteil nicht
zwischen die Kulturgüter eingebracht
werden» dürfe. Das Konzept ging von
fünf Sachgebieten aus: Information,
Kultur, Haus und Wohnen, Gesell
schaft, Wirtschaft. Gemäss den Plänen
vom 5. Juni 1987 und 29. November
1989 war vorgesehen, den Pfarrstall
für Dauerausstellungen mit Objekten
aus der bäuerlich-gewerblichen Be
rufswelt zu nutzen und auf allen Ge
schossen Ausstellungen zu integrie
ren. Eine neu eingezogene Diele
(Dachgeschoss) sollte zuerst als Reser
ve dienen, wurde dann aber als Aus
stellungsraum für die Bereiche häusli
che Arbeit, Kirche, Schule, Freizeit,
Küferei und Zimmerei reserviert. Die
ses Konzept wurde dem Gemeinderat
unterbreitet, welcher für das Jahr
1988 etwa BOO'OOO Franken für eine
erste Ausbauetappe der Innenrenova
tion des alten Pfarrhauses in der
Egerta budgetierte.
Nun machte sich auch die Denkmal
schutzkommission bemerkbar, weil
der östliche Bereich der Liegenschaft
als ehemaliger Standort einer frühen
Pfarrkirche von Balzers nachgewie
sen sei und dort Leitungsgrabungen
geplant waren. Sie schlug eine Unter
schutzstellung des Areals als archäo
logische Fundstelle vor. Im März 1988
ging sie einen Schritt weiter und
outete sich, die kulturinteressierten
Leute überraschend, als Gegnerin ei
nes Museums im Pfarrhaus. Das
Pfarrhaus weise eine Wohnstmktur
auf und solle wiederum einer Wohn-
nutzung zugeführt werden. Zudem
kamen Bedenken auf, ob im kleinen
Liechtenstein eine Dezentralisierung
des Museumsgutes auf Ortsmuseen
zweckmässig sei. Die Lebensfähigkeit
dieser Kleinmuseen sei zu verneinen,
wobei die Einrichtung eines Walser
museums in Triesenberg allerdings et
was anderes sei! Die Denkmalschutz
kommission sei der Überzeugung,
dass die Gemeinde Balzers bessere
räumliche und örtliche Möglichkeiten
zur Verfügung habe, «um das von
ihr gesammelte heimatgeschichtliche
Kulturgut zu lagern und gelegentlich»
zugänglich zu machen! Sie ersuche
darum, «das alte Pfarrhaus möglichst
bald wiederum einer Wohnnutzung
oder einer anderen lebendigen öffent
lichen oder halböffentlichen Nutz
form zuzuführen». Aufgrund dieses in
sich widersprüchlichen Bescheides
stellte das Dekanat des Fürstentums
Liechtenstein am 24. Mai 1988 das
Gesuch, das Pfarrhaus für seelsorgeri
sche Zwecke zu mieten, wobei man
jedoch «nicht gegen das geplante
Ortsmuseum opponieren» wolle.
Der Gemeinderat bekräftigte seinen
Standpunkt, dass ein Ortsmuseum er
wünscht sei, und stellte bei der Regie
rung das Gesuch um eine Nutzungs
änderung von einer Wohnnutzung in
ein Ortsmuseum. Die Gemeinde habe,
so schrieb sie am 23. August 1988 an
die Regierung, die «Verpflichtung, die
alten Gegenstände, die ihr leihweise
oder geschenkt übergeben wurden, in
geeigneten Räumlichkeiten der Bevöl
kerung zu präsentieren». Der Pfarrhof
stehe samt dem Stall leer. Er eigne
sich für die Präsentation von Objek
ten und Bildern, werde eine Diaschau
beinhalten und habe Raum für die
Unterbringung der Sammlung. Ein
solches Projekt müsse doch auch im
Interesse der Denkmalschutzkommis
sion sein. Deren Ansicht, dass die Ein
richtung des Museums im Pfarrhaus
«keiner lebendigen Nutzung mehr»
entspreche, wurde zurückgewiesen.
Die Regierung, die sich ganz auf die
Begründung der Denkmalschutzkom
mission stützte, lehnte eine Nut
zungsänderung ab. Sie schlug vor, das
Haus dem Dekanat zu überlassen, den
Stall aber «als ein gelegentlich zu
gängliches Depot für die Sammlung
der heimatgeschichtlichen Gegen
stände» zu verwenden. Die Kultur
kommission lud die Regierung darauf