Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2004) (2004)

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Die Sammlung enthält zahlreiche Ob 
jekte aus der bäuerlichen Arbeitswelt, 
aus Schule und Alltag. 
Baukosten beliefen sich inklusive Aus 
stellungsmobiliar, Aussenanlagen, Si- 
cherheits- und Brandschutzmassnah 
men auf etwa 1,1 Millionen Franken. 
Allein für Sanierung und Ausbau des 
Pfarrhauses waren 340'000 Franken 
veranschlagt. 
Die Ausstellungskonzeption schlug vor, 
«eine Abfolge der Nutzung und Tätig 
keit sichtbar» werden zu lassen, die 
«allgemeinen, häuslichen und wirt 
schaftlichen Kulturgegenstände in ge 
trennten Räumen, Geschossen und 
Baukörpern aufzubewahren», was be 
deute, dass der «Informationsteil nicht 
zwischen die Kulturgüter eingebracht 
werden» dürfe. Das Konzept ging von 
fünf Sachgebieten aus: Information, 
Kultur, Haus und Wohnen, Gesell 
schaft, Wirtschaft. Gemäss den Plänen 
vom 5. Juni 1987 und 29. November 
1989 war vorgesehen, den Pfarrstall 
für Dauerausstellungen mit Objekten 
aus der bäuerlich-gewerblichen Be 
rufswelt zu nutzen und auf allen Ge 
schossen Ausstellungen zu integrie 
ren. Eine neu eingezogene Diele 
(Dachgeschoss) sollte zuerst als Reser 
ve dienen, wurde dann aber als Aus 
stellungsraum für die Bereiche häusli 
che Arbeit, Kirche, Schule, Freizeit, 
Küferei und Zimmerei reserviert. Die 
ses Konzept wurde dem Gemeinderat 
unterbreitet, welcher für das Jahr 
1988 etwa BOO'OOO Franken für eine 
erste Ausbauetappe der Innenrenova 
tion des alten Pfarrhauses in der 
Egerta budgetierte. 
Nun machte sich auch die Denkmal 
schutzkommission bemerkbar, weil 
der östliche Bereich der Liegenschaft 
als ehemaliger Standort einer frühen 
Pfarrkirche von Balzers nachgewie 
sen sei und dort Leitungsgrabungen 
geplant waren. Sie schlug eine Unter 
schutzstellung des Areals als archäo 
logische Fundstelle vor. Im März 1988 
ging sie einen Schritt weiter und 
outete sich, die kulturinteressierten 
Leute überraschend, als Gegnerin ei 
nes Museums im Pfarrhaus. Das 
Pfarrhaus weise eine Wohnstmktur 
auf und solle wiederum einer Wohn- 
nutzung zugeführt werden. Zudem 
kamen Bedenken auf, ob im kleinen 
Liechtenstein eine Dezentralisierung 
des Museumsgutes auf Ortsmuseen 
zweckmässig sei. Die Lebensfähigkeit 
dieser Kleinmuseen sei zu verneinen, 
wobei die Einrichtung eines Walser 
museums in Triesenberg allerdings et 
was anderes sei! Die Denkmalschutz 
kommission sei der Überzeugung, 
dass die Gemeinde Balzers bessere 
räumliche und örtliche Möglichkeiten 
zur Verfügung habe, «um das von 
ihr gesammelte heimatgeschichtliche 
Kulturgut zu lagern und gelegentlich» 
zugänglich zu machen! Sie ersuche 
darum, «das alte Pfarrhaus möglichst 
bald wiederum einer Wohnnutzung 
oder einer anderen lebendigen öffent 
lichen oder halböffentlichen Nutz 
form zuzuführen». Aufgrund dieses in 
sich widersprüchlichen Bescheides 
stellte das Dekanat des Fürstentums 
Liechtenstein am 24. Mai 1988 das 
Gesuch, das Pfarrhaus für seelsorgeri 
sche Zwecke zu mieten, wobei man 
jedoch «nicht gegen das geplante 
Ortsmuseum opponieren» wolle. 
Der Gemeinderat bekräftigte seinen 
Standpunkt, dass ein Ortsmuseum er 
wünscht sei, und stellte bei der Regie 
rung das Gesuch um eine Nutzungs 
änderung von einer Wohnnutzung in 
ein Ortsmuseum. Die Gemeinde habe, 
so schrieb sie am 23. August 1988 an 
die Regierung, die «Verpflichtung, die 
alten Gegenstände, die ihr leihweise 
oder geschenkt übergeben wurden, in 
geeigneten Räumlichkeiten der Bevöl 
kerung zu präsentieren». Der Pfarrhof 
stehe samt dem Stall leer. Er eigne 
sich für die Präsentation von Objek 
ten und Bildern, werde eine Diaschau 
beinhalten und habe Raum für die 
Unterbringung der Sammlung. Ein 
solches Projekt müsse doch auch im 
Interesse der Denkmalschutzkommis 
sion sein. Deren Ansicht, dass die Ein 
richtung des Museums im Pfarrhaus 
«keiner lebendigen Nutzung mehr» 
entspreche, wurde zurückgewiesen. 
Die Regierung, die sich ganz auf die 
Begründung der Denkmalschutzkom 
mission stützte, lehnte eine Nut 
zungsänderung ab. Sie schlug vor, das 
Haus dem Dekanat zu überlassen, den 
Stall aber «als ein gelegentlich zu 
gängliches Depot für die Sammlung 
der heimatgeschichtlichen Gegen 
stände» zu verwenden. Die Kultur 
kommission lud die Regierung darauf
	        

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