Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2003) (2003)

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ordnet in eine Mahd. In gebückter Hal 
tung fassten Frauen und Kinder die 
Kornhalme und formten sie zu Gar 
ben. Mit einer kleinen Handvoll Halme 
wurden die Garben gebunden und 
zum Trocknen und Ausreifen zu einer 
Kelcha aufgestellt. Mit zwei oder drei 
Garben errichtete man über den senk 
recht stehenden Garben ein Stroh 
dach. Diese strenge Arbeit wurde ohne 
Handschuhe ausgeführt. Dornen und 
Disteln stachen in Hände und Arme, 
der Rücken schmerzte. 
Die Drescharbeit 
In unserem Dorf gab es bis Ende der 
1950er Jahre zwei Dreschereien. Im 
Dorfteil Mäls betrieb Georg Frick- 
Brunhart - besser bekannt als Säger 
Jörgle - an der Rheinstrasse eine Dre 
scherei mit einer Strohpresse. Im 
Dorfteil Balzers stand die Drescherei 
im Stadel beim Maler Rüde Brunhart. 
Von Anfang Juli bis Mitte August waren 
die Dreschereien in Betrieb. Ich wohnte 
neben der Drescherei in Mäls. Nach spannt war. Das Heuseil wurde um 
zwei Nächten gehörte das gleich- den Wiesbaum gewickelt und in einem 
mässige Summen der Dreschmaschine Zapfen an der Winde eingehängt. Ein 
zur Nachtmusik. Man überhörte es, wie Windenknebel wurde in ein Win- 
ein Hirte auf der Alp das Läuten der denloch gesteckt und verhinderte so, 
Viehglocken nicht mehr wahrnimmt dass sich das Seil vom Zapfen lösen 
oder einen das Rauschen eines Baches konnte. Mit vereinten Kräften wurde 
beim Einschlafen nicht mehr stört. am Seil gezogen und dieses mit einem 
Lätsch festgeknotet. Nun wurde das 
Das an Kelcha getrocknete Korn wur- Fuder endgültig festgezurrt. Man 
de meist auf eisenbereifte Leiterwa- nützte die Hebelwirkung der Winde 
gen geladen. Man achtete darauf, dass und der Windenknebel aus, um den 
dabei möglichst wenig Körner verlo- Wiesbaum möglichst tief zwischen die 
ren gingen. Vor dem Beladen wurden hintere Leiter zu ziehen. Aber Winden- 
Tücher oder Blachen über die Seiten- knebel, Leiterwagen, Radreifen, Nabe 
leitern gespannt. Auf diese Weise blie- und Löhner sind Ausdrücke, die - wie 
ben ausfallende Körner auf dem Wa- das frühere Dreschen - aus unserem 
gen liegen. Dann wurden zwei Reihen Vokabular verschwunden sind. 
Korngarben auf den Wagen geschich 
tet. Die Stoppeln wurden nach aussen An guten Tagen standen zwanzig und 
gerichtet, die Ähren in der Wagenmitte mehr mit Korn beladene Leiterwagen 
gegeneinander geschichtet. Meist wur- an der Rheinstrasse. Bei unsicherem 
de eine Garbenschicht in die Mitte des Wetter stellte man den Kornwagen in 
Wagens gelegt, damit die Ladung die Tenne oder unter eine gedeckte 
nicht abrutschen konnte. Zuletzt wur- Scheune. Der genaue Zeitpunkt, wann 
de der Wiesbaum in die kleine das Korn gedroschen werden konnte, 
Sprossenleiter eingehängt, die vorne mussten die Leute selbst schätzen, 
zwischen den Seitenleitern einge- Man half einander, die beladenen Wa-
	        

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