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ordnet in eine Mahd. In gebückter Hal
tung fassten Frauen und Kinder die
Kornhalme und formten sie zu Gar
ben. Mit einer kleinen Handvoll Halme
wurden die Garben gebunden und
zum Trocknen und Ausreifen zu einer
Kelcha aufgestellt. Mit zwei oder drei
Garben errichtete man über den senk
recht stehenden Garben ein Stroh
dach. Diese strenge Arbeit wurde ohne
Handschuhe ausgeführt. Dornen und
Disteln stachen in Hände und Arme,
der Rücken schmerzte.
Die Drescharbeit
In unserem Dorf gab es bis Ende der
1950er Jahre zwei Dreschereien. Im
Dorfteil Mäls betrieb Georg Frick-
Brunhart - besser bekannt als Säger
Jörgle - an der Rheinstrasse eine Dre
scherei mit einer Strohpresse. Im
Dorfteil Balzers stand die Drescherei
im Stadel beim Maler Rüde Brunhart.
Von Anfang Juli bis Mitte August waren
die Dreschereien in Betrieb. Ich wohnte
neben der Drescherei in Mäls. Nach spannt war. Das Heuseil wurde um
zwei Nächten gehörte das gleich- den Wiesbaum gewickelt und in einem
mässige Summen der Dreschmaschine Zapfen an der Winde eingehängt. Ein
zur Nachtmusik. Man überhörte es, wie Windenknebel wurde in ein Win-
ein Hirte auf der Alp das Läuten der denloch gesteckt und verhinderte so,
Viehglocken nicht mehr wahrnimmt dass sich das Seil vom Zapfen lösen
oder einen das Rauschen eines Baches konnte. Mit vereinten Kräften wurde
beim Einschlafen nicht mehr stört. am Seil gezogen und dieses mit einem
Lätsch festgeknotet. Nun wurde das
Das an Kelcha getrocknete Korn wur- Fuder endgültig festgezurrt. Man
de meist auf eisenbereifte Leiterwa- nützte die Hebelwirkung der Winde
gen geladen. Man achtete darauf, dass und der Windenknebel aus, um den
dabei möglichst wenig Körner verlo- Wiesbaum möglichst tief zwischen die
ren gingen. Vor dem Beladen wurden hintere Leiter zu ziehen. Aber Winden-
Tücher oder Blachen über die Seiten- knebel, Leiterwagen, Radreifen, Nabe
leitern gespannt. Auf diese Weise blie- und Löhner sind Ausdrücke, die - wie
ben ausfallende Körner auf dem Wa- das frühere Dreschen - aus unserem
gen liegen. Dann wurden zwei Reihen Vokabular verschwunden sind.
Korngarben auf den Wagen geschich
tet. Die Stoppeln wurden nach aussen An guten Tagen standen zwanzig und
gerichtet, die Ähren in der Wagenmitte mehr mit Korn beladene Leiterwagen
gegeneinander geschichtet. Meist wur- an der Rheinstrasse. Bei unsicherem
de eine Garbenschicht in die Mitte des Wetter stellte man den Kornwagen in
Wagens gelegt, damit die Ladung die Tenne oder unter eine gedeckte
nicht abrutschen konnte. Zuletzt wur- Scheune. Der genaue Zeitpunkt, wann
de der Wiesbaum in die kleine das Korn gedroschen werden konnte,
Sprossenleiter eingehängt, die vorne mussten die Leute selbst schätzen,
zwischen den Seitenleitern einge- Man half einander, die beladenen Wa-