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für diesen Beschluss. Die Erörterung
möglicher Gründe bringt jedoch grös
sere Klarheit.
Als erstes ist die Konkurrenz zu Bä
dern in der Umgebung, vor allem zum
nahen Bad Pfäfers, zu prüfen. Der ein
zige Hinweis auf eine Konkurrenz
situation findet sich in den Fläscher
Badschriften von 1658 und 1669. So
hätte das elfjährige Töchterlein des
Christoph Bregentzer aus Malans we
gen eines offenen Schenkels vergeb
lich das Pfäferser Bad besucht, sei
dann aber in Fläsch heil geworden.
Diese Hinweise auf vergebliche Besu
che anderer Bäder waren in der Bäder
literatur häufig. Badende werden bei
einer Krankheit mehrere Bäder aus
probiert haben, bis sie ihr Gebrechen
ausgebadet hatten. Die beiden Bäder
existierten vom 16. bis 18. Jahrhun
dert parallel und waren von ihrer Be
deutung her kaum zu vergleichen.
Dass eine unmittelbare Konkurrenz
situation den Ausschlag für die
Schliessung des Fläscher Bades gege
ben hat, geht aus den Quellen nicht
hervor und ist somit eher unwahr
scheinlich.
Dass ein eventueller Sittenzerfall der
Grund für die Schliessung des Fläscher
Bades war, ist in den historischen Quel
len nicht belegt. Die Novelle «Der
Jauchzer der Ursula» von Fritz Lendi
aus den 1930er Jahren nennt den
Sittenzerfall und die moralische Ge
fährdung der Fläscher Jugend als Grün
de der Schliessung. Es handelt sich
hierbei aber um literarische Fiktion, wo
auch ein Mord nicht fehlen darf.
Der wohl plausibelste Grund für die
Schliessung scheinen Nutzungsstrei
tigkeiten zu sein. Hier ist vor allem der
Holznutzen wichtig. Das Wasser des
Fläscher Bades musste zur Benutzung
gewärmt werden, was einen grossen
Bedarf an Holz von Seiten des Bad
wirts nach sich zog. Dieser durfte
nach altem Recht das Holz für den
Betrieb des Bades aus dem umliegen
den Aneenwald beziehen, den die Ge
meinde als Lehen der «Gemeinen Drei
Bünde» innehatte. Obwohl in den Ver
trägen mit den jeweiligen Badwirten
streng geregelt wurde, wie und wel
ches Holz der Badwirt aus dem Wald
nehmen durfte, scheint das Holz auf
Fläscher Gemeindegebiet knapp ge
worden zu sein. 1717 beklagte sich der
Landvogt von Maienfeld über Holz
frevel der Fläscher auf dem Gebiet der
Gemeinde Balzers, 1733 über uner
laubten Holzbezug. Es ist deshalb ver
ständlich, dass der Fläscher Badebe
trieb mit seinem hohen Holzverbrauch
der Gemeinde seit längerer Zeit lästig
war. Die Gemeinde zahlte schliesslich
Zins für den Wald, aus dem der Bad
wirt sein Holz nehmen durfte.
Die Gemeinde musste den adeligen
Badbesitzern wiederholt Allmendland
ums Bad abtreten. 1703 unterlag sie
zudem in einem Streit mit dem Bad
herrn um den Weidgang und das Weg
recht der Gemeinde in den Badgütern.
Das Verhältnis zwischen dem adeligen
Badbesitzer und der Gemeinde stellte
sich zunehmend schwierig dar. Den
Ausschlag zur Handänderung gab aber
für beide Seiten wahrscheinlich die An
erkennung der Neuverlehnung des
Aneenwaldes; Die Erben des letzten
Badherrn Karl von Salis scheinen nicht
mehr viel Interesse am Objekt gehabt
zu haben, da vermutlich nach 1743 der
Anspruch des Fläscher Badwirts auf
den Holznutzen aus dem Wald ob dem
Bad erloschen war. Auf der anderen
Seite packte die Gemeinde Fläsch die
Gelegenheit, dieses teure Objekt auf ih
rem Gebiet loszuwerden. So sorgte sie
mit ihrer Verordnung dafür, dass über
den abgerissenen Gebäuden während
rund 200 Jahren Wein wuchs, bevor
das Fläscher Bad wieder zu neuem Le
ben erweckt wurde.
Literatur
Fuchs, Karin: «... dass dises Wasser unver
gleichlich gut ist für allerhand Leibesschä
den ...». Die Geschichte des Fläscher Bades
vom 16. Jahrhundert bis heute. Vaduz 2001.