Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2003) (2003)

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für diesen Beschluss. Die Erörterung 
möglicher Gründe bringt jedoch grös 
sere Klarheit. 
Als erstes ist die Konkurrenz zu Bä 
dern in der Umgebung, vor allem zum 
nahen Bad Pfäfers, zu prüfen. Der ein 
zige Hinweis auf eine Konkurrenz 
situation findet sich in den Fläscher 
Badschriften von 1658 und 1669. So 
hätte das elfjährige Töchterlein des 
Christoph Bregentzer aus Malans we 
gen eines offenen Schenkels vergeb 
lich das Pfäferser Bad besucht, sei 
dann aber in Fläsch heil geworden. 
Diese Hinweise auf vergebliche Besu 
che anderer Bäder waren in der Bäder 
literatur häufig. Badende werden bei 
einer Krankheit mehrere Bäder aus 
probiert haben, bis sie ihr Gebrechen 
ausgebadet hatten. Die beiden Bäder 
existierten vom 16. bis 18. Jahrhun 
dert parallel und waren von ihrer Be 
deutung her kaum zu vergleichen. 
Dass eine unmittelbare Konkurrenz 
situation den Ausschlag für die 
Schliessung des Fläscher Bades gege 
ben hat, geht aus den Quellen nicht 
hervor und ist somit eher unwahr 
scheinlich. 
Dass ein eventueller Sittenzerfall der 
Grund für die Schliessung des Fläscher 
Bades war, ist in den historischen Quel 
len nicht belegt. Die Novelle «Der 
Jauchzer der Ursula» von Fritz Lendi 
aus den 1930er Jahren nennt den 
Sittenzerfall und die moralische Ge 
fährdung der Fläscher Jugend als Grün 
de der Schliessung. Es handelt sich 
hierbei aber um literarische Fiktion, wo 
auch ein Mord nicht fehlen darf. 
Der wohl plausibelste Grund für die 
Schliessung scheinen Nutzungsstrei 
tigkeiten zu sein. Hier ist vor allem der 
Holznutzen wichtig. Das Wasser des 
Fläscher Bades musste zur Benutzung 
gewärmt werden, was einen grossen 
Bedarf an Holz von Seiten des Bad 
wirts nach sich zog. Dieser durfte 
nach altem Recht das Holz für den 
Betrieb des Bades aus dem umliegen 
den Aneenwald beziehen, den die Ge 
meinde als Lehen der «Gemeinen Drei 
Bünde» innehatte. Obwohl in den Ver 
trägen mit den jeweiligen Badwirten 
streng geregelt wurde, wie und wel 
ches Holz der Badwirt aus dem Wald 
nehmen durfte, scheint das Holz auf 
Fläscher Gemeindegebiet knapp ge 
worden zu sein. 1717 beklagte sich der 
Landvogt von Maienfeld über Holz 
frevel der Fläscher auf dem Gebiet der 
Gemeinde Balzers, 1733 über uner 
laubten Holzbezug. Es ist deshalb ver 
ständlich, dass der Fläscher Badebe 
trieb mit seinem hohen Holzverbrauch 
der Gemeinde seit längerer Zeit lästig 
war. Die Gemeinde zahlte schliesslich 
Zins für den Wald, aus dem der Bad 
wirt sein Holz nehmen durfte. 
Die Gemeinde musste den adeligen 
Badbesitzern wiederholt Allmendland 
ums Bad abtreten. 1703 unterlag sie 
zudem in einem Streit mit dem Bad 
herrn um den Weidgang und das Weg 
recht der Gemeinde in den Badgütern. 
Das Verhältnis zwischen dem adeligen 
Badbesitzer und der Gemeinde stellte 
sich zunehmend schwierig dar. Den 
Ausschlag zur Handänderung gab aber 
für beide Seiten wahrscheinlich die An 
erkennung der Neuverlehnung des 
Aneenwaldes; Die Erben des letzten 
Badherrn Karl von Salis scheinen nicht 
mehr viel Interesse am Objekt gehabt 
zu haben, da vermutlich nach 1743 der 
Anspruch des Fläscher Badwirts auf 
den Holznutzen aus dem Wald ob dem 
Bad erloschen war. Auf der anderen 
Seite packte die Gemeinde Fläsch die 
Gelegenheit, dieses teure Objekt auf ih 
rem Gebiet loszuwerden. So sorgte sie 
mit ihrer Verordnung dafür, dass über 
den abgerissenen Gebäuden während 
rund 200 Jahren Wein wuchs, bevor 
das Fläscher Bad wieder zu neuem Le 
ben erweckt wurde. 
Literatur 
Fuchs, Karin: «... dass dises Wasser unver 
gleichlich gut ist für allerhand Leibesschä 
den ...». Die Geschichte des Fläscher Bades 
vom 16. Jahrhundert bis heute. Vaduz 2001.
	        

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