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in Liechtenstein 23 Industriebetriebe
mit 1799 beschäftigten Personen, wo
von auf Balzers schätzungsweise nur
rund 100 Arbeitsplätze entfielen.
Rund 300 Arbeitskräfte mussten ...
ihre Arbeit ausserhalb von Balzers in
anderen Gemeinden, vor allem aber in
der benachbarten Schweiz, suchen.»
Noch heute verdienen viele Liechten
steinerinnen und Liechtensteiner ih
ren Lebensunterhalt in der Schweiz
oder anderswo in der Welt. Laut
«Liechtenstein in Zahlen» arbeiteten
im Jahr 2000 1131 Wegpendler aus
Liechtenstein im Ausland. Unter ih
nen werden sicherlich viele Balzne-
rinnen und Balzner sein. Auch sie
sind Spezialisten, allerdings wohl
nicht mehr auf dem Bau, sondern in
Büros, Labors, Schulen etc. Ob man
sie noch dem Typus «Saisonnier» zu
rechnen kann, ist angesichts der heu
tigen Mobilität sehr fraglich.
Balzers und ganz Liechtenstein haben
diesen tausenden Männern, Frauen
und Kindern, die über Jahrhunderte
ins Ausland gezogen sind, viel zu ver
danken. Wichtige Devisen flössen ins
Land und sicherten das Überleben
mancher Familie: «Wie viele Bauern
können denn ihren Betrieb nur infol
ge beständigen Zuschusses aus den
Bauarbeiterhänden aufrecht erhalten?
Der Sohn in der Fremde schickt sei
nem die Bauernsame betreibenden
Vater den Arbeiterrappen heim»,
heisst es diesbezüglich im bereits er
wähnten Artikel «Der Franken unse
res Arbeiters» in den «Oberrheini
schen Nachrichten».
Aber auch neue, zukunftsträchtige
Ideen kamen ins Land und ebneten
den Weg für politische, soziale und
wirtschaftliche Verbesserungen. Ver
gessen darf man bei all dem jedoch
die Daheimgebliebenen nicht. Denn
dass der Haushalt sowie die kleine
Landwirtschaft, über welche die meis
ten Familien verfügten, auch während
der Abwesenheit der Saisonarbeiter
nicht verfiel, war den Frauen, Kin
dern und älteren Menschen zu ver
danken, auf deren Schultern gemäss
Emanuel Vogt «vom Frühjahr bis in
den Herbst hinein ... die ganze Last
der Arbeit» lag.