Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2002) (2002)

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Von einer Liechtensteinerin in Ameri 
ka auf Maria-Geburt verspätet ein 
gesendet. 
Maria-Hilf bei Balzers. 
O Maria, dir zu Ehren 
Send' ich heute einen Gruss; 
Einen Gruss nur, denn zu ferne 
Ist die Heimat meinem Fuss. 
Doch im Geiste will ich ziehen 
In die liebe Heimat fort, 
Hin nach jenem trauten Kirchlein 
Hin nach jenem Gnadenort. 
Dort wo oft und oft ich kniete, 
Da ich noch ein Kindchen war, 
Suchte ich mir Trost und Ruhe 
Auch in manchem spätem Jahr. 
Und als unlängst mich nun führte 
Auf das Meer die Hand des Herrn 
Als der Sturm ein Grab schon zeigte, 
Rief ich an den «Meeresstern». 
Darum zieh' ich heute dankvoll 
Über Meer und Strom und Schilf 
Hin in meine kleine Heimat, 
Zu dem Kirchlein «Mari'-Hilf». 
Wieder knie' ich an den Stufen 
Mit den Pilgern im Verein; 
Dir empfehl' ich mich aufs neue 
Und mein liebes Liechtenstein. 
Bald verklingt das Lied, das letzte, 
Und die Pilger ziehen fort; 
Und auch ich muss wieder scheiden 
Von dem trauten Gnadenort. 
Leb' denn wohl, du teures Kirchlein 
In der lieben Heimat mein! 
Trennt mich auch das Meer, das weite. 
Bis zum Tode denk' ich dein. 
Lebt auch wohl, ihr frommen Lieben, 
Die ihr oft zum Kirchlein zieht! 
Nehmt auch mir aus weiter Ferne 
Dann und wann ein Grüsschen mit! 
A.V 
Liechtensteiner Volksblatt 
19. September 1902 
(Ettfa 12—14 Stntnex 
ahgeleftnts £ögtt-®bft 
Ijat ju wrfanftn 
Vogt 91t. 19, Oaljctf. 
Liechtensteiner Volksblatt 
24. Oktober 1902 
Unglücks fall. Am 25. ds. Mts. er 
eignete sich in Balzers ein bedau 
erlicher Unglücksfall, welcher da 
durch hervorgerufen wurde, dass 
ein dortiger Bürger eine Dynamit 
kapsel in seiner Wohnung un- 
verwahrt herumhegen liess. Eines 
der Kinder des Betreffenden und 
zwar ein lOjähriger Knabe spielte 
in der Stube mit diesem gefährli 
chen Gegenstände und manipu 
lierte an demselben mit einem Na 
gel, worauf die Kapsel explodierte 
und dem Kinde 2 Finger wegriss 
und einen dritten schwer beschä 
digte. Dieser Fall bietet wieder neu 
erdings ein Fingerzeig für Eltern, 
derartige gefährliche Dinge wohl 
zu verwahren, damit andere Per 
sonen nicht zu Schaden kommen. 
Liechtensteiner Volksblatt 
31. Oktober 1902 
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1 Sferbtnanb <Qogt Sof, SaljetS. 
Liechtensteiner Volksblatt 
31. Oktober 1902 
Leichenfund. Am 23. ds. Mts. wur 
de auf einer Kiesbank beiläufig 
2 Km. oberhalb der Balzner 
Rheinbrücke ein männlicher Leich 
nam angeschwemmt, welcher ur 
sprünglich als der eines Schmugg 
lers angesehen wurde, weil sich 
neben demselben zwei Säcke be 
fanden, von denen angenommen 
wurde, dass sie Kaffee enthielten. 
Nachdem die Leiche am nächsten 
Tage nicht ohne Anstrengung auf 
den Rheindamm geschafft wor 
den war, wurde durch unverdäch 
tige Zeugen konstatiert, dass es 
jene des beiläufig 60jährigen Josef 
Hug aus Untervatz sei, welcher in 
Igis, Graubünden, als Arbeiter be 
schäftigt und mit seiner Familie 
dort ansässig war. Die neben der 
Leiche auf der Kiesbank gelege 
nen zwei Säcke enthielten nicht, 
wie angenommen wurde, Kaffee, 
sondern einer derselben war leer, 
im andern befand sich ein jünge 
res totes Schwein. Wie wir erfah 
ren, trug der Verunglückte Holz 
über die Landquart, glitt auf dem 
Notsteg aus und fiel in den Fluss, 
wo er den Tod fand. Seine sech 
zehnjährige Tochter, welche ihm 
das Mittagessen gebracht hatte, 
musste Zusehen, wie der Vater, 
nachdem er sich einen Augen 
blick an einem Stein gehalten, 
wehrlos in den Wellen ver 
schwand. Hug wurde am letzten 
Sonntag unter ziemlicher Beteili 
gung der dortigen Einwohner in 
Balzers begraben. Er war ein ar 
mer aber arbeitsamer Mann und 
hinterlässt eine Witwe mit 6 Kin 
dern, von welchen das jüngste erst 
sieben Jahre alt ist. 
Liechtensteiner Volksblatt 
31. Oktober 1902
	        

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