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Von einer Liechtensteinerin in Ameri
ka auf Maria-Geburt verspätet ein
gesendet.
Maria-Hilf bei Balzers.
O Maria, dir zu Ehren
Send' ich heute einen Gruss;
Einen Gruss nur, denn zu ferne
Ist die Heimat meinem Fuss.
Doch im Geiste will ich ziehen
In die liebe Heimat fort,
Hin nach jenem trauten Kirchlein
Hin nach jenem Gnadenort.
Dort wo oft und oft ich kniete,
Da ich noch ein Kindchen war,
Suchte ich mir Trost und Ruhe
Auch in manchem spätem Jahr.
Und als unlängst mich nun führte
Auf das Meer die Hand des Herrn
Als der Sturm ein Grab schon zeigte,
Rief ich an den «Meeresstern».
Darum zieh' ich heute dankvoll
Über Meer und Strom und Schilf
Hin in meine kleine Heimat,
Zu dem Kirchlein «Mari'-Hilf».
Wieder knie' ich an den Stufen
Mit den Pilgern im Verein;
Dir empfehl' ich mich aufs neue
Und mein liebes Liechtenstein.
Bald verklingt das Lied, das letzte,
Und die Pilger ziehen fort;
Und auch ich muss wieder scheiden
Von dem trauten Gnadenort.
Leb' denn wohl, du teures Kirchlein
In der lieben Heimat mein!
Trennt mich auch das Meer, das weite.
Bis zum Tode denk' ich dein.
Lebt auch wohl, ihr frommen Lieben,
Die ihr oft zum Kirchlein zieht!
Nehmt auch mir aus weiter Ferne
Dann und wann ein Grüsschen mit!
A.V
Liechtensteiner Volksblatt
19. September 1902
(Ettfa 12—14 Stntnex
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Ijat ju wrfanftn
Vogt 91t. 19, Oaljctf.
Liechtensteiner Volksblatt
24. Oktober 1902
Unglücks fall. Am 25. ds. Mts. er
eignete sich in Balzers ein bedau
erlicher Unglücksfall, welcher da
durch hervorgerufen wurde, dass
ein dortiger Bürger eine Dynamit
kapsel in seiner Wohnung un-
verwahrt herumhegen liess. Eines
der Kinder des Betreffenden und
zwar ein lOjähriger Knabe spielte
in der Stube mit diesem gefährli
chen Gegenstände und manipu
lierte an demselben mit einem Na
gel, worauf die Kapsel explodierte
und dem Kinde 2 Finger wegriss
und einen dritten schwer beschä
digte. Dieser Fall bietet wieder neu
erdings ein Fingerzeig für Eltern,
derartige gefährliche Dinge wohl
zu verwahren, damit andere Per
sonen nicht zu Schaden kommen.
Liechtensteiner Volksblatt
31. Oktober 1902
2 öftere nnb 3 jüngere, feijr gnie
Ijat jn oertaufen ober an üfajjgpferbe ober aut§
an Sielj ¿n taufdjen
1 Sferbtnanb <Qogt Sof, SaljetS.
Liechtensteiner Volksblatt
31. Oktober 1902
Leichenfund. Am 23. ds. Mts. wur
de auf einer Kiesbank beiläufig
2 Km. oberhalb der Balzner
Rheinbrücke ein männlicher Leich
nam angeschwemmt, welcher ur
sprünglich als der eines Schmugg
lers angesehen wurde, weil sich
neben demselben zwei Säcke be
fanden, von denen angenommen
wurde, dass sie Kaffee enthielten.
Nachdem die Leiche am nächsten
Tage nicht ohne Anstrengung auf
den Rheindamm geschafft wor
den war, wurde durch unverdäch
tige Zeugen konstatiert, dass es
jene des beiläufig 60jährigen Josef
Hug aus Untervatz sei, welcher in
Igis, Graubünden, als Arbeiter be
schäftigt und mit seiner Familie
dort ansässig war. Die neben der
Leiche auf der Kiesbank gelege
nen zwei Säcke enthielten nicht,
wie angenommen wurde, Kaffee,
sondern einer derselben war leer,
im andern befand sich ein jünge
res totes Schwein. Wie wir erfah
ren, trug der Verunglückte Holz
über die Landquart, glitt auf dem
Notsteg aus und fiel in den Fluss,
wo er den Tod fand. Seine sech
zehnjährige Tochter, welche ihm
das Mittagessen gebracht hatte,
musste Zusehen, wie der Vater,
nachdem er sich einen Augen
blick an einem Stein gehalten,
wehrlos in den Wellen ver
schwand. Hug wurde am letzten
Sonntag unter ziemlicher Beteili
gung der dortigen Einwohner in
Balzers begraben. Er war ein ar
mer aber arbeitsamer Mann und
hinterlässt eine Witwe mit 6 Kin
dern, von welchen das jüngste erst
sieben Jahre alt ist.
Liechtensteiner Volksblatt
31. Oktober 1902