39
Stelle
Mittlerer
WSP
Tiefste
Stelle der
Talsohle
Talsohle daher
über/unter
dem mittleren
WSP
Trübbach
2,9
2,7
0,2
Wartau
3,5
3,8
-0,3
Insel Äuli
3,7
4,6
-0,9
Wartauer Wuhr
3,4
4,1
-0,7
Balzner Schulfonds rechtsufrig
3,3
5,0
-1,7
Balzner Rüfen rechtsufrig
3,1
3,4
-0,3
Ob dem Trachterwuhr bei Triesen
1,8
2,3
-0,5
Ende des Trachterwuhres
2,5
2,9
-0,4
Tabelle: Vermessung von Rheinprofilen um ca. 1850. Die Werte geben die Tiefe
unter der Dammkrone an. (WSP = Wasserspiegel)
wesentlich verbessert. Die unmittel
bar flussab vom Ellhorn liegenden
Äcker befanden sich ausserdem im bes
ser geschützten Strömungsschatten.
Der Rhein wurde im Bereich von
Balzers früher mit Flössen befahren,
auf denen meist Waren transportiert
wurden. Bis 1871, als die neu errichte
te Brücke Trübbach-Balzers eröffnet
wurde, bestand bei Balzers die Anle
gestelle der Fähre Trübbach-Balzers.
Im 19. Jahrhundert häufte sich die
Überschwemmungsgefahr vom Rhein
unter anderem wegen der immer hö
her werdenden Rheinsohle. Diese
Sohlaufhöhung wurde durch das Zu
sammenwirken von mehreren Fakto
ren verursacht. Auf Grund der gross
flächigen Waldrodungen im Einzugs
gebiet des Alpenrheins wurde der
Geschiebeeintrag erhöht. Das Ge
schiebe konnte jedoch wegen der lo
kalen Flussverbauungen, die das
Rheinbett einengten, nicht mehr im
gesamten ursprünglichen Flussbett
abgelagert werden, sondern nur noch
zwischen den Wuhren.
Für Balzers gibt es einige Werte über
die Sohlerhöhung aus der Mitte des
19. Jahrhunderts. Damals wurden als
Grundlage für die Regulierung Detail
vermessungen des Rheinbettes durch
geführt. Als mittlere Breite wurde zwi
schen Trübbach und Büchel (SG) ein
Wert von ca. 305 m ermittelt. Die
kleinste Breite betrug ca. 120 m. Die
grösste Flussbreite, wahrscheinlich
auf der Höhe von Triesen gemessen,
wurde mit mehr als 680 m angegeben.
Das ist ein Vielfaches der aktuellen
Rheinbreite von 120 m.
Ausserdem mass man bei den damali
gen Geländeaufnahmen die Höhen
differenz zwischen der Rheinsohle
und verschiedenen Talgeländepunk
ten. Das Ergebnis zeigte, dass im Be
reich von Balzers und Trübbach die
Talsohle bereits an mehreren Punkten
unter dem Mittel Wasserspiegel des
Alpenrheins lag. Am rechten Rhein
ufer wurden Stellen beim Balzner
Schulfonds, unmittelbar flussab dem
Ellhorn, und bei den «Balzner Rüfen»
vermessen. Hier sind wahrscheinlich
Lawena- und Badtobelrüfe gemeint.
Beim Schulfonds lag der tiefste Tal
punkt ca. 1,7 m unter dem mittleren
Rheinwasserspiegel, bei den Balzner
Rüfen um ca. 0,3 m.
Die Auswirkungen der Sohlerhöhung
liegen auf der Hand: Der Rhein trat
bereits bei kleinen Hochwässern über
die Ufer, und die Hochwässer zogen
langsamer ab. Die Balzner Giessen
und der Mühlbach, die damals noch
direkt in den Rhein mündeten, wur
den über weite Strecken zurückge
staut.
Die systematische Rheinregulierung
erforderte die Abwendung vom tradi
tionellen Wuhrsystem, bei dem jede
Gemeinde für sich Wuhre und Däm
me errichtete und instand hielt. Wich
tige Schritte stellen in dieser Hinsicht
die Verträge zwischen Liechtenstein
und der Herrschaft Sax von 1790
sowie zwischen Liechtenstein und
St. Gallen von 1837 dar. Der Bau von
durchgehenden Ufersicherungsdäm
men und von Binnendämmen für den
Hochwasserschutz begann in Liech
tenstein Ende der 1840er Jahre. In
den 1880er Jahren waren die Hoch
wasserschutzdämme im Wesentlichen
fertig gestellt. Nicht zuletzt durch die
sich weiterhin aufhöhende Rhein-
sohlc waren jedoch permanente
Instandhaltungsarbeiten und Damm-
erhÜbungen notwendig. Mit den Kies
baggerungen ab Ende der 1940er Jah
re wurde dieses Problem kurzfristig
gelöst. Durch die übermässigen Ent
nahmen, die 1972 nach dem Einsturz
der Brücke Schaan-Buchs eingestellt
wurden, kehrte sich die zunächst po
sitive Wirkung jedoch ins Gegenteil.
Heute liegt die Rheinsohle im Bereich
von Balzers im Vergleich zu 1953 um
5,5 m tiefer.
Die Rheinregulierung und weitere Ein
griffe, wie zum Beispiel der Schwall
abfluss, führten zu einer völligen Än
derung des Alpenrheinsystems. Heute
ist der Alpenrhein auch im Bereich
von Balzers ein weitgehend struktur
loses, monotones und begradigtes Ge
wässer. Die ursprüngliche Lebens
raumvielfalt wurde bis auf die Kies
bänke nahezu vollkommen zerstört.
Lediglich direkt beim Ellhorn gibt es
noch eine flache Kiesbank am Ufer.
Grössere naturnahe Abschnitte sind
nur noch bei Mastrils zu finden. Die
Auwälder und damit auch das Auge
wässersystem wurden zur Gänze ver
nichtet. Die Auswirkungen auf die
Tier- und Pflanzengemeinschaften