Bevor Hermine mit ihrem Buch an
fing, betrieb sie ernsthafte Nachfor
schungen, las alte Urkunden und
Peter Kaisers Chronik. In ihren Notiz
büchlein und Tagebüchern vermerkte
sie mittelalterliche Wörter. Sie setzte
sich mit Texten auseinander, die in
mittelalterlicher Sprache verfasst wa
ren, und schrieb sich Notizen über
«Deutsches Leben im XIV. und XV.
Jahrhundert» von Dr. Alwin Schulze
auf. Hermine erkundigte sich auch
über den Aufbau der Gesteine in ihrer
Umgebung und befasste sich mit der
Zahlensymbolik. So schrieb sie zum
Beispiel in eines ihrer Notizbücher:
«Die Zahl 4 ist eine magische Zahl,
weil Gott in den meisten Sprachen
nur 4 Buchstaben aufweist. Im Sansk
rit Deva, lateinisch Deus, französisch
Dieu, spanisch Deos, hebräisch Eloo,
... dalmatisch Vogi, ägyptisch Fond,
türkisch Alla, deutsch Gott.»
Ausserdem befindet sich ein handge
schriebenes Heft mit Bemerkungen
über Kleidung und Lebensweise der
Menschen im Mittelalter in ihrem
Nachlass. Hermine arbeitete sehr se
riös und wirklichkeitsgetreu. Sie ver
wendete in ihrer Erzählung auch Dia
lektausdrücke, die sie im Anhang
erklärte. Der grobe Verlauf des Ro
mans ist mit Quellenangaben histo
risch belegt.
Als sie den Roman beendet hatte, war
sie nicht mehr sicher, ob sie ihn veröf
fentlichen sollte. Ihre Mutter war da
gegen, und das verunsicherte Her
mine. Ausserdem musste sie sich um
alles selbst kümmern. Hermine
schrieb an verschiedene Buchhand
lungen und bat ihre Schwester Olga,
die zu der Zeit in München weilte,
sich dort nach dem Druckpreis zu er
kundigen. Die ganze Sache schien ihr
über den Kopf zu wachsen, und alles
belastete sie immer mehr. Schliesslich
vertraute sie sich ihrem Vetter Ferdi
nand an, der ihr sofort seine Hilfe an-
bot. Als Gegenleistung verlangte er le
diglich ein paar freie Exemplare ihres
Ruine Gutenberg. Blick nach Nord
westen. Aufnahme um 1900. Der Wie
deraufbau der Burg erfolgte 1905 bis
1910. Links im Bild das 1854-1856
erbaute Töchter-Institut, heute Bil
dungshaus Gutenberg