den 20. Jahrhunderts wurden die In
nenausbauten da und dort partiell
modernisiert. So finden wir im Höfle
Nr. 36 den schlichten Innenausbau
von 1795 mit dekorativem Stuben
buffet spätbarocker Art, partiellen
Fenstererneuerungen um 1900 und
Erneuerungen von Küche, Ofen und
Fenstern um 1930. Im Höfle 38 liegt
ebenfalls der Innenausbau von 1795
vor; um 1900 folgte in der Stube die
Umgestaltung der Westwand von zwei
Doppelfenstern zu drei Einzelfens
tern, und um 1930 wurde der Innen
ausbau partiell modernisiert. Höfle 40
wurde 1930 im Innern vollständig er
neuert und im Erdgeschoss mit einem
Verkaufsladen versehen. Gässle 2 er
hielt um 1920 eine letzte Erneuerung
im Innern und nordseits einen
Treppenanbau und Abort beigestellt.
Die dortige heutige Haustür ent
stammt ebenfalls den letzten Moder
nisierungen um 1920. Ihr Türsturz
trägt die Jahreszahl «1696 JN». Diese
Inschrift ist hier zweifellos um 1920
angebracht worden, entbehrt also ei
ner Authentizität. Doch ist nicht aus-
zuschliessen, dass sie einst hier ange
brachte, gleichlautende «Insignien»
ersetzen mag, also nicht restlos ohne
Bedeutung ist.
Das Höfle - ein höfisches Gut?
Die Vielfalt der bis über ein halbes
Jahrtausend zurückreichenden Bau-
und Raumstrukturen belegen schon
an sich eine umfangreiche Bau- und
Siedlungsgeschichte, doch sind für
weilergehende Deutungen auch die
Historiker gefragt. Wenn sich die
Quartierbezeichnung Höfle weniger
Abb. oben links:
Höfle 38, Stube 38.12: Südwand mit
zugemauertem Fenster gotischer Art
(14. Jh.)
Abb. oben rechts:
Gässle 2, Keller 02.02: Nordwand mit
Baunaht, Luzide und Tür (v.l.n.r)
Abb. Mitte:
Gässle 2: Dachstuhl von 1795
Abb. unten:
Unbeschädigtes Gipssiegel von 1987
zur Kontrolle der Mauerrisse
auf die idyllischen Hinterhöfe als viel
mehr auf ein höfisches Gut bezieht, so
läge in diesem seit Jahren dem Zerfall
preisgegebenen Gebäudekomplex ein
wesentlicher Balzner Siedlungskern,
nämlich ein Sitz einer Aristokratenfa
milie - ein repräsentativer Sitz zur
Abwicklung wirtschaftlicher, politi
scher und gesellschaftlicher Geschäf
te an der Hauptstrasse von Deutsch
land über die Bündner Pässe nach Ita
lien. Damit kämen wir der Antwort
auf die Fragen auch näher, ob Adelige
wirklich in ihren abgelegenen Burg
türmen gesessen haben und wohin sie
nach Verlassen der Burgtürme wohl
gegangen sind. Die Geheimnisse des
Höfle sind noch nicht gelüftet - sowe
nig wie die vor über 13 Jahren am
«einsturzgefährdeten» Gemäuer ange
brachten Gipssiegel gebrochen sind.
Anmerkung
In diesem Artikel werden die heute gültigen
Hausnummern verwendet.