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Überreste der sagenumwobenen
Mörderburg
dass die Mauer nicht schon längst zu
sammengefallen ist oder die Steine
für den Wegebau benutzt wurden.
Um zur Ruine zu gehen, würde ich
den Weg des Geisslers nach And be
nützen, wie er ihn noch vor vierzig
Jahren gegangen ist. Von der Balzner
Allmeind an den alten, knorrigen Bu
chen und am Grossen Stein vorbei ge
hen wir gleichmässig ansteigend zum
Hettabörgle. Durch den Jungwald zum
Guschatobel bietet sich eine prächtige
Zusatzschleife mit grossartigen Aus
blicken auf Balzers und die Wartauer
Berge und Dörfer. Ein Blick von der
Hängebrücke hinunter in das Tobel
lässt uns erahnen, wie sich das Was
ser im Laufe der Zeit einen Weg durch
die Felsen bahnte. Am runden Büchel
auf Guscha muss man sich Zeit neh
men. Erhaben thront der Falknis über
uns, und in weiter Runde stehen der
Calanda, der Pizol und die Melser
Berge.
Ein unmarkiertes Weglein führt über
die Guschner Köpfe direkt hinab zu
den Pratwiesen. Die Föhren tragen
noch die schwarzen Brandmale vom
grossen Waldbrand 1985. Ein riesiger
Granitfindling lagert am Weglein. Die
Gletscher der Frühzeit haben ihn von
der Silvretta an den Fuss des Rätikons
getragen. Wir queren von der Land
strasse hinüber zum Fusse des Flä-
scherbergs und folgen einige Schritte
der Waldstrasse.
Etwas unter dem Weg entdecken wir
dann die Mauer der «Mörderburg»
und steigen mit vielerlei Gedanken an
Sagen und Räubergeschichten hinab
zu den Ruinenresten.
Nach Dino Larese; Liechtensteiner Sagen.
Basel 1970.