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sen sollte. 16 Aber es wurde nur etwa
die Hälfte der Wuhrungen gebaut,
weil die Gemeinden Wartau und Trie-
sen für eine vollständige Verbauung
zu schwach waren. Erst in der zwei
ten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde
diese Lücke endgültig geschlossen.
Festigung des Rheinverlaufs
Weil der Rhein immer wieder die Hin
termarken überschwemmte, mussten
sie zurückgesetzt werden. Diese Ver
setzungen wurden jeweils auf einem
Papierzettel mit der Angabe von War-
tauer und Balzner Gemeindeabge
ordneten festgehalten. Von diesen
Papierzetteln hat sich nur einer von
1638 erhalten. 17 1668 wurden die Rück
setzungen von Hintermarken zwi
schen 1619 und 1660 in einer Urkun
de zusammengefasst. 18 Das Wartauer
Exemplar wurde von Johann Baptist
Büchel geschrieben 19 , das Balzner
Exemplar von Wilhelm Sulser.
In den Jahren 1699 und 1700 wurden
die je acht Hintermarken vermessen
und die alten Marksteine durch neue
ersetzt. Ausserdem wurde auf der
Wartauer Seite die vierte Hintermark
um sechs Klafter zurückgesetzt. Der
Text, der diese Neusetzungen festhält,
wurde auf die Rückseite der Urkunde
von 1668 geschrieben. 20
1777 wurden die siebte, achte und
neunte Hintermark von den Gemein
den Balzers und Wartau vermessen.
Auf der neunten Mark hatten die
Wartauer etwas zugute. Die Vti Klaf
ter, die Wartau auf der siebten Mark
übrig hatte, seien nur deswegen vor
handen, weil man mit Ketten statt mit
Seilen gemessen habe. 21
Der Markstein bei der Mühle Balzers
Von den ehemaligen Hintermark
steinen auf beiden Seiten des Rheins
hat sich nur einer erhalten. 22 Dieser
steht nordöstlich der ehemaligen
Mühle von Balzers in einem Lebhag
zwischen dem Mölebach und der
Landstrasse (Koordinaten: 757.28-
215.74). Er wurde vor einigen Jahr
zehnten bei Grabarbeiten gefunden.
Die Steinplatte ist etwa 65 cm hoch,
30 cm breit und 10 cm dick, oben ab
gerundet.
Inschriften bergwärts: Gemeindezei
chen von Balzers, das sogenannte
Förggle (gabelförmiges Zeichen mit
drei abwärtsgerichteten Zinken und
einem Querteil im Stiel), und «1699»
(Jahreszahl der Setzung).
Inschriften gegen Rhein: «VI» (sechs
ter Markstein), Wartauer Gemeinde
zeichen, der sogenannte Gmeinds-
ringga (Kreis mit einem Durchmes
ser- und Radiusstrich), «326 1 /2» (Ent
fernung zum Rheinwuhr), «WK»
(Abkürzung für Werkklafter).
Inschrift oben: «WCCC+VI». Die Be
deutung lässt sich nicht sicher festle
gen. Eventuell ist «CCC» als «dreihun
dert» zu lesen.
ivccon
■■I.« ■■■ I
Der Wuhrstein VI, eine Rheinhinter-
marke aus dem Jahr 1699 mit den
Gemeindezeichen von Balzers (ganz
links) und Wartau (links). Die In
schrift oben auf dem Wuhrstein ist
nicht eindeutig geklärt.
Zeichnungen: Martin Gräber
Die Inschriften stimmen mit den
Angaben in der Urkunde von 1700
überein («frisch neüer stein mit ihren
darauf gehauwenen klaftern und
eingehauwenen beiderseits gmeind
Zeichen»),
Bei der Mühle wurde erstmals im
Jahr 1575 ein Stein gesetzt. Dieser
war 238V2 Klafter vom Rheinwuhr
entfernt. 1628 wurde dieser Stein um
88 Klafter zurückgesetzt. Als der
Markstein 1699 neu gesetzt wurde,
stand er deshalb 3 2 6 72 Klafter vom
Rhein entfernt.