Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2001) (2001)

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Wohnhaus und Eisenwarenhandlung Josef Johler, links im Vordergrund die Nci- 
herei und Ausrüsterei Theres Johler 
sagte - Kolonialwarenladen. Sie ver 
kauften vor allem Lebensmittel, aber 
auch Waschpulver, Textilien und Stof 
fe. Im Jahr 1980 wurde der Laden an 
die Gemeinde verkauft. Das Gebäude 
wurde später abgebrochen. 
Amtshaus 
Das Amtshaus diente in der zweiten 
Hälfte des 19. Jahrhunderts als Zoll 
amt. 9 Es trug das österreichische und 
liechtensteinische Staatswappen, nach 
dem Liechtenstein im Jahr 1852 den 
Zollvertrag mit Österreich unter 
zeichnet hatte. 
1924 wurde im Amtshaus die Aus 
rüsterei und Näherei Kleinberger un 
tergebracht. Es war zugleich auch 
eine Glätterei. Der Betriebsleiter die 
ses Gewerbes war Hans Tribelhorn. 
Manchmal wurden bis zu 70 Perso 
nen beschäftigt, meistens Frauen und 
Mädchen. Man stellte Konfektionen 
und Taschentücher her. Der Betrieb 
wurde aber schon 1939 geschlossen, 
weil der jüdische Inhaber des Gewer 
bes flüchten musste. 
Nach dem Krieg diente das Gebäude 
noch mehreren Unternehmern als 
Textilfabrik. Heute beherbergt es die 
Balzner Filiale der Liechtensteini 
schen Landesbank AG. 
Sattlerei Anton Frick 
Im Jahr 1936 begann Anton Frick in 
seinem Elternhaus Nr. 42 den ersten 
Sattlereibetrieb. Er verkaufte in sei 
nem Laden Pferde- und Kuhgeschirr, 
Betten, Kanapees, Seegrasmatratzen 
und Stubenwagen aus Holz. Dazu ka 
men noch verschiedene Lederartikel 
wie Taschen, Rucksäcke u. ä. Das Ver 
kaufsgeschäft wurde 1960 nach sei 
nem Tod von seiner Frau Viktoria 
noch einige Zeit weitergeführt. 
Eisenwarenhandlung Josef Johler 
1924 eröffnete Josef Johler im Haus 
Nr. 69 die erste Eisenhandlung in 
Balzers. In diesem Geschäft konnte 
man auf Bestellung alles bekommen, 
was man im Alltag so brauchte: alle 
Arten von Haushaltsartikeln, Ge 
schirr, Einmachgläser, Kleider, Nägel, 
Schrauben, Eisenstangen, jegliches 
Schreiner- und Baumaterial, Besen, 
Tabak- und Süsswaren, sogar Medika 
mente, Kindervelos und Kuhglocken. 
Die Eisenhandlung wurde bis 1972 
geführt. 
Näherei und Ausrüsterei Theres Johler 
Im Nebengebäude des Hauses Nr. 69 
begann im Jahr 1934 die Ausrüsterei 
(Vergabe von Heimarbeit) von Theres 
Johler, der Ehefrau von Josef Johler. 
Dank guter Beziehungen vermittelte 
sie auch Arbeitsplätze in die Textilbe 
triebe in Trübbach. 
Die Ausrüsterei wurde 1939 geschlos 
sen und 1946 wieder eröffnet. In die 
sem Jahr kam auch noch die Näherei 
dazu, welche Lisi Johler 1958 über 
nahm und bis 1974 weiterführte. Es 
wurden hauptsächlich Taschentücher 
hergestellt, später kamen auch noch 
Büstenhalter dazu. Die Ausrüsterei 
wurde 1963 geschlossen, weil der Lie 
ferant bankrott ging. 
Eine besondere Art von 
Kleingewerblern: Die Stricker im 
Höfle Nr. 35 10 
Ganz anders als bei den bisher vorge 
stellten Kleingewerblern beschränkte 
sich die Ausübung des Stricker 
handwerks im Höfle auf nur wenige 
Jahre. 
Der Grund für ihre Tätigkeit war auch 
ein ganz anderer: Während die Klein- 
gewerbler auf eine Tradition, teils 
über mehrere Generationen, zurück 
blickten, waren die Stricker gezwun 
gen, eine Beschäftigung zu suchen, 
die nicht zu hohe Investitionen ver 
langte, die aber auch ohne besondere 
Ausbildung ausgeübt werden konnte. 
Sie fanden eine Marktnische in einer 
Branche, die bisher in erster Linie von 
Frauen besetzt war und die ihnen kei 
ne nennenswerte Konkurrenz brach 
te. Die Stricker hatten sich im Höfle 
Nr. 35 in einem engen Kellerraum nie 
dergelassen, der schon einmal ge 
werblich genutzt worden war. 
Andreas Gstöhl hatte hier bereits frü 
her eine Schreinerei eingerichtet und 
mehrere Jahre betrieben. Er war der 
Bruder von Mathilda Burgmeier- 
Gstöhl, und diese wiederum war die 
Mutter von David und Georg Burg 
meier sen. und die Schwiegermutter 
von Erwin Büchel. Diese drei jungen 
Männer von 26 oder 27 Jahren bilde 
ten damals den eigentlichen Kern der 
Stricker im Höfle Nr. 35. Eine einzige 
Frau beteiligte sich in den Anfängen 
noch an der Strickarbeit: Karoline 
Frick. Nach ihrem Ausscheiden nahm 
Armin Eberle deren Platz ein. 
Die Hauptproduktion im Höfle be 
stand aus Strümpfen und Socken, ge 
legentlich kamen noch Pullover und 
Jacken dazu. Die Strickmaschine, die 
sie benutzten, war ein Schweizer Fab 
rikat. Wahrscheinlich handelte es sich 
um eine Weiterentwicklung der 1866 
vom Amerikaner J.W. Lamb konstru 
ierten Flachbettmaschine, die damals 
auch in Europa weit verbreitet war.
	        

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