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Wohnhaus und Eisenwarenhandlung Josef Johler, links im Vordergrund die Nci-
herei und Ausrüsterei Theres Johler
sagte - Kolonialwarenladen. Sie ver
kauften vor allem Lebensmittel, aber
auch Waschpulver, Textilien und Stof
fe. Im Jahr 1980 wurde der Laden an
die Gemeinde verkauft. Das Gebäude
wurde später abgebrochen.
Amtshaus
Das Amtshaus diente in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts als Zoll
amt. 9 Es trug das österreichische und
liechtensteinische Staatswappen, nach
dem Liechtenstein im Jahr 1852 den
Zollvertrag mit Österreich unter
zeichnet hatte.
1924 wurde im Amtshaus die Aus
rüsterei und Näherei Kleinberger un
tergebracht. Es war zugleich auch
eine Glätterei. Der Betriebsleiter die
ses Gewerbes war Hans Tribelhorn.
Manchmal wurden bis zu 70 Perso
nen beschäftigt, meistens Frauen und
Mädchen. Man stellte Konfektionen
und Taschentücher her. Der Betrieb
wurde aber schon 1939 geschlossen,
weil der jüdische Inhaber des Gewer
bes flüchten musste.
Nach dem Krieg diente das Gebäude
noch mehreren Unternehmern als
Textilfabrik. Heute beherbergt es die
Balzner Filiale der Liechtensteini
schen Landesbank AG.
Sattlerei Anton Frick
Im Jahr 1936 begann Anton Frick in
seinem Elternhaus Nr. 42 den ersten
Sattlereibetrieb. Er verkaufte in sei
nem Laden Pferde- und Kuhgeschirr,
Betten, Kanapees, Seegrasmatratzen
und Stubenwagen aus Holz. Dazu ka
men noch verschiedene Lederartikel
wie Taschen, Rucksäcke u. ä. Das Ver
kaufsgeschäft wurde 1960 nach sei
nem Tod von seiner Frau Viktoria
noch einige Zeit weitergeführt.
Eisenwarenhandlung Josef Johler
1924 eröffnete Josef Johler im Haus
Nr. 69 die erste Eisenhandlung in
Balzers. In diesem Geschäft konnte
man auf Bestellung alles bekommen,
was man im Alltag so brauchte: alle
Arten von Haushaltsartikeln, Ge
schirr, Einmachgläser, Kleider, Nägel,
Schrauben, Eisenstangen, jegliches
Schreiner- und Baumaterial, Besen,
Tabak- und Süsswaren, sogar Medika
mente, Kindervelos und Kuhglocken.
Die Eisenhandlung wurde bis 1972
geführt.
Näherei und Ausrüsterei Theres Johler
Im Nebengebäude des Hauses Nr. 69
begann im Jahr 1934 die Ausrüsterei
(Vergabe von Heimarbeit) von Theres
Johler, der Ehefrau von Josef Johler.
Dank guter Beziehungen vermittelte
sie auch Arbeitsplätze in die Textilbe
triebe in Trübbach.
Die Ausrüsterei wurde 1939 geschlos
sen und 1946 wieder eröffnet. In die
sem Jahr kam auch noch die Näherei
dazu, welche Lisi Johler 1958 über
nahm und bis 1974 weiterführte. Es
wurden hauptsächlich Taschentücher
hergestellt, später kamen auch noch
Büstenhalter dazu. Die Ausrüsterei
wurde 1963 geschlossen, weil der Lie
ferant bankrott ging.
Eine besondere Art von
Kleingewerblern: Die Stricker im
Höfle Nr. 35 10
Ganz anders als bei den bisher vorge
stellten Kleingewerblern beschränkte
sich die Ausübung des Stricker
handwerks im Höfle auf nur wenige
Jahre.
Der Grund für ihre Tätigkeit war auch
ein ganz anderer: Während die Klein-
gewerbler auf eine Tradition, teils
über mehrere Generationen, zurück
blickten, waren die Stricker gezwun
gen, eine Beschäftigung zu suchen,
die nicht zu hohe Investitionen ver
langte, die aber auch ohne besondere
Ausbildung ausgeübt werden konnte.
Sie fanden eine Marktnische in einer
Branche, die bisher in erster Linie von
Frauen besetzt war und die ihnen kei
ne nennenswerte Konkurrenz brach
te. Die Stricker hatten sich im Höfle
Nr. 35 in einem engen Kellerraum nie
dergelassen, der schon einmal ge
werblich genutzt worden war.
Andreas Gstöhl hatte hier bereits frü
her eine Schreinerei eingerichtet und
mehrere Jahre betrieben. Er war der
Bruder von Mathilda Burgmeier-
Gstöhl, und diese wiederum war die
Mutter von David und Georg Burg
meier sen. und die Schwiegermutter
von Erwin Büchel. Diese drei jungen
Männer von 26 oder 27 Jahren bilde
ten damals den eigentlichen Kern der
Stricker im Höfle Nr. 35. Eine einzige
Frau beteiligte sich in den Anfängen
noch an der Strickarbeit: Karoline
Frick. Nach ihrem Ausscheiden nahm
Armin Eberle deren Platz ein.
Die Hauptproduktion im Höfle be
stand aus Strümpfen und Socken, ge
legentlich kamen noch Pullover und
Jacken dazu. Die Strickmaschine, die
sie benutzten, war ein Schweizer Fab
rikat. Wahrscheinlich handelte es sich
um eine Weiterentwicklung der 1866
vom Amerikaner J.W. Lamb konstru
ierten Flachbettmaschine, die damals
auch in Europa weit verbreitet war.