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Die Bündner und Eidgenossen er
oberten Maienfeld und die St. Luzi
steig zurück. Bei der Verfolgung der
Gegner kam es bei St. Katrinabmnna
zu einem Kampf, dem sechzig Mann
zum Opfer fielen. Die schwäbischen
Bundestruppen zogen sich nach
Balzcrs zuruck, wurden von dort aber
vertrieben und bis zum Triesner Forst
verfolgt. In der Nacht zündeten die
Bündner in Balzers ein Haus an, um
Freund und Feind unterscheiden zu
können. Brot, Fleisch, Wein und
Quartier nahmen sie von den Dorfbe
wohnern. Einige Schamser und Hein
zenberger assen und tranken die
Narhl über in Ral/ers, und als sie
schliefen, wurden sie erstochen. Etwa
1000 Eidgenossen lagerten in einem
Wäldchen zwischen Balzers und Frie
sen. Am 12. Februar, dem Fasnachts
dienstag, sollte sich die Schlacht bei
Friesen vollziehen, die vermutlich in
dem Gebiet zwischen Zepfel und Lang
Wesa sowie dem Friesner Forst ge
schlagen wurde und für die schwäbi
schen Fruppen zu einem fürchterli
chen Debakel wurde. Friesen wurde
verbrannt. Schloss Vaduz besetzt,
ausgeraubt und angezündet. Überall
wurde geplündert - in Balzers, Frie
sen, Vaduz und Schaan.
Am 8. März 1499 versuchten die Eid
genossen vergeblich, die Festung Gu
tenberg zu stürmen. Sie rückten, so
wird überliefert, bis vor die Fore der
äussern Ringmauer. Zwischen dieser
und der Burg stand das Vieh zur Ver
pflegung der Burgbesatzung. Die Eid
genossen versuchten erfolglos, die
Fore aufzuhauen. Ein Mann soll aus
serhalb der Festung durch eine gehei
me Öffnung hinaufklettert sein. Er
wurde entdeckt und durch ein Loch
über den Felsen hinabgeworfen. Das
Loch sei seither «Schweizerloch» ge
nannt worden sein - ein Mythos wie
andere solche Berichte.
An Ostern, Ende März 1499, wurde
Gutenberg erneut beschossen. Im
April wurde die Burg von den Bünd
nern belagert. Sie hatten, so erzählt
Peter Kaiser, eine Kanone dabei, «wel
che einen Stein, so gross als einen
Hut, schleuderte», sowie mehrere
kleinere Kanonen (Schlangenbüch
sen), die bei Klein-Mäls aufgestellt
wurden. Als man mit der grossen Ka
none einige Schüsse abgefeuert hatte,
zerplatzte sie in viele Stücke. Dieser
Bericht wird durch den Fund von Ka
nonenfragmenten im Gebiet Unterm
Schloss bestätigt. Die Schüsse aus den
kleinen Schlangenbüchsen konnten
an den Mauern keine Schäden anrich-
ten, nur bei den Dach- und Holz
werken. Die Besatzung auf der Burg
putzte die Schüsse zum Spott mit Be
sen und Ofenwischern von den Mau
ern ab. Auch eine Abgrabung der Fes
tung misslang. Im Juni weilte Kaiser
Maximilian I. auf Gutenberg.
Der Krieg verlagerte sich. Die Schlacht
bei Frastanz am 20. April 1499 forder
te das Leben von etwa 2000 Mann, der
Walgau allein hatte 500 Fote zu bekla
gen und zählte rund 1000 Witwen und
Waisen mehr. In unserem Gebiet be
stand der Krieg danach nur noch aus
gegenseitigen Raubzügen. Im Frieden
von Basel am 22. September 1499 wur
de der Status quo bestätigt. Die habs
burgischen und eidgenössischen Ein
flussbereiche am Rhein waren nun
geographisch festgeschrieben, und die
Rheingrenze wurde respektiert. Das
ermöglichte einen dauerhaften Frie
den - ein Glück für die Leute. Sie hat
ten während des Krieges grosse Ver
luste erlitten, und eine ganze Reihe
von Häusern in Balzers war unbe
wohnbar geworden.
1509 verkaufte Johannes, der letzte
Freiherr von Brandis, die Herrschaft
Maienfeld an die Drei Bünde. 1510
wurden Vaduz, Schellenberg und Blu-
menegg an einen Neffen veräussert,
Kanonenfragment, gefunden in
Balzers, Unterm Schloss. Das Stück
stammt allerdings nicht von der im
Text erwähnten grossen Kanone, son
dern von einer kleineren Schlangen
büchse.
den Grafen Rudolph von Sulz. Wenig
später setzte sich in den benachbar
ten Gebieten über dem Rhein (ausser
im Sarganserland) und hinter dem
Fläscherberg die Reformation durch.
Aus der Grafschaft Vaduz und aus
Balzers-Mäls besuchten verschiedene
Leute die Predigten in Fläsch. Die
neuen Landesherren, die Grafen von
Sulz, unterbanden diese Besuche und
verhinderten das Übergreifen der Re
formation auf unser Gebiet.
Zur gleichen Zeit beteiligte sich im
Zuge der Reformation der Balzner
Jörg Pargant am erfolglosen bäuerli
chen Aufruhr (Bauernkrieg) gegen die
Landesherrschaft. Im 16. Jahrhundert
wurden verschiedene Grenz- oder
Wuhrverträge der Gemeinde Balzers
mit den Nachbarorten Friesen, Maien
feld, Fläsch und Gretschins geschlos
sen, ebenso die Grenzregulierung bei
St. Katrinabmnna vom 18. Juni 1595
zwischen den Drei Bünden und der
Landesherrschaft.