Manchmal waren Bauern am Rheinholzen. Sie schlossen sich zu Gruppen zusammen,
die dank vereinter Kräfte die schwersten Stücke an Land zogen.
Die Schneeschmelze in den Bergen dauert von Ende Frühling bis in den Hochsommer. Das
Schmelzwasser, das damals ohne Rückhalt in den Rhein floss, bewirkte am Nachmittag
ab zirka 14 Uhr bis abends gegen 21 Uhr einen steten Anstieg des Wasserpegels. Dieser
blieb bis in die frühen Morgenstunden konstant und sank dann langsam wieder ab. Jeder
Anstieg brachte Holz, das nach dem Rückgang auf den Sandbänken liegen blieb. Dieses
Holz wurde von uns Buben gesammelt, in Jutesäcke gesteckt und auf den Damm getra
gen. Waren die Stücke zu gross, wurden sie bereits auf der Kiesbank auf die richtige
Grösse zugesägt. Noch schwerere Hölzer schleppte man einzeln oder zu zweit auf den
Schultern auf die Dammkrone. Anschliessend wurde das Holz auf einem Handwagen
nach Hause geführt.
Vom Beginn der Schulferien bis in den Hochsommer hinein waren wir täglich am Rhein:
werktags um zu holzen, sonntags um in Begleitung des Vaters die Situation auszukund
schaften.
Wenn ich mich richtig erinnere, waren es in den dreissiger und vierziger Jahren etwa fünf
Haushalte, die ihren Bedarf für den Holzherd und Kachelofen fast ausschliesslich mit
Rheinholz deckten. Zu diesen «Konkurrenten» hatten wir jedoch ein gutes Verhältnis. So
haben wir Fritz Marxer, der in einem kleinen Haus bei den heutigen Schrebergärten
wohnte und stets allein holzte, oft geholfen, ein schweres Stück auf den Damm zu tragen.
Andererseits überliess er uns Buben manchmal ein besonders schönes Prachtexemplar.
Die Besitzverhältnisse waren übrigens klar geregelt. Holzhaufen auf einer Kiesbank ge
hörten demjenigen, der sie zusammengetragen hatte und dabei war, das Holz auf den
Damm zu transportieren. Nie wurde von uns Holz eines Konkurrenten angerührt, aber
auch uns kam kaum jemals ein Stück abhanden. Haufen hingegen, die unbeaufsichtigt
am Wasser lagen, wurden nicht als Besitz eingestuft.
Rheinholzen war eine harte Arbeit, die wir gerne verrichteten, zumal wir Buben zwischen
durch immer wieder Zeit fanden, um mit Steinen, Sand und Wasser zu spielen.