Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2000) (2000)

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In Azmoos lagernde Eidgenossen zie 
hen über den Rhein: «...zuo Asmatz 
aufbrachend und zuo Treysen mit 
gewalt über Rheyn zugend». 
geprägt. 1492 wurde ein neues Zeital 
ter eingeläutet. Mit der sogenannten 
Entdeckung Amerikas durch Chris 
toph Kolumbus und den Reisen Vasco 
da Gamas (1498) begann ein neues 
Zeitalter in der europäischen, ameri 
kanischen und asiatischen Geschich 
te. Mit Härte und Grausamkeit wurde 
erobert und kolonisiert. Die bisher in 
einer Randlage lebenden Europäer 
traten die Weltherrschaft an, getrie 
ben vom Verlangen nach Gold, Skla 
ven, Gewürzen und Zucker. Die Über 
legenheit des Alten Orients schwächte 
sich ab, er wie auch die Neue Welt 
wurden zu Rohstofflieferanten herab 
gedrückt. Diese Entwicklung vollzog 
sich nicht einheitlich, sondern unter 
fast andauernden Konflikten und 
Kriegen in Europa und in Übersee. 
1492 schon hatte Martin Behaim den 
ersten Globus angefertigt. 
Der erste fast ganz Europa betreffen 
de Vorgang nach 1500 war die Refor 
mation. Sie war nicht nur ein religiös 
kirchlicher, sondern, weil die Kirche 
auch politische, soziale, ökonomische 
und kulturelle Funktionen hatte, ein 
die ganze Gesellschaft umfassender 
Prozess. Auch in unserem Gebiet kam 
es zu Änderungen. Die Freiherren von 
Brandis führten Vaduz und Schellen 
berg in eine Hand zusammen. Der 
1445 neu eingerichtete Postverkehr 
Lindau-Mailand ging durch Balzers. 
Die Eidgenossen begannen, erobernd 
über den Rhein zu greifen. Sie plün 
derten und verbrannten im Alten 
Zürichkrieg 1445 die Gemeinde Bal 
zers. Mit den Nachbarorten am Rhein 
und am Fläscherberg wurden damals 
Grenz- und Nutzungsstreitigkeiten 
beigelegt. Von 1470 bis 1746 verwalte 
ten die Herren von Ramschwag die 
Burg Gutenberg als habsburgische 
Vögte. 1474 gab Herzog Sigmund von 
Österreich die zu Gutenberg gehören 
den Schlossgüter als Erblehen aus. 
Lehensnehmer waren Leute der aus 
gestorbenen Geschlechter Vitschhuser 
und Augstainried, der Sohn eines 
Christoph Frick von Batschuns sowie 
Weltlin Wolfinger. 
Die Härte des Krieges bekam die Balz- 
ner Bevölkerung nicht nur 1445, son 
dern auch 1499 zu spüren, weil sie im 
Grenzgebiet zwischen den Habsbur 
gern und dem schwäbischen Bund 
auf der einen Seite und den expandie 
renden Eidgenossen auf der anderen 
Seite lebte, zwischen Hammer und 
Amboss. Anfangs des Jahres 1499 bro 
delte es schon. Es gingen Gerüchte, 
man bewaffnete sich und brachte die 
Habe in Sicherheit. Zwei Männer aus 
Bünden, hiess es, seien auf Gutenberg 
beim Ramschwag gewesen; dieser 
habe jedem dreissig Gulden verspro 
chen, wenn sie in Graubünden und in 
der Schweiz Brände legen würden. 
Der Rhein war bewacht, Gutenberg 
mit 200 Mann und Vorrat versehen, 
als Österreich das Kloster St. Johann 
im Graubündner Münstertal besetzte. 
Die Bündner riefen die Eidgenossen 
zu Hilfe. Am 6. Februar 1499 befan 
den sich die Urner auf dem Rück 
marsch in die Innerschweiz. Die 
Kriegsknechte auf Gutenberg sahen 
sie, begannen «etliche nacht durch ze 
plären und bocken wie kelber» und 
schossen hinüber. Das veranlasste die 
beleidigten Urner, am 7. Februar, um 
3 Uhr, das eisige Rheinwasser zu 
durchwaten und bei Klein-Mäls ein 
Haus anzuzünden. In diesem Haus 
soll ein Schweizer gewohnt haben, 
der zu den Gegnern der Eidgenossen 
hielt. Die Brandstiftung bei Mäls 
brachte den Krieg zum Ausbruch. 
Der schwäbische Bund reagierte, rief 
die Landschaften Vaduz und Schel 
lenberg zu den Waffen und trieb die 
Eidgenossen zurück über den Rhein. 
Ludwig von Brandis eroberte die 
St. Luzisteig und am Donnerstag nach 
Maria-Lichtmess das Städtchen Maien 
feld. Zahlreiche Leute wurden ersto 
chen und ertränkt. Eine Gruppe von 
Kriegsknechten wollte, so erzählt die 
fromme Sage, in der Kapelle des heili 
gen Luzius auf der Steig Quartier neh 
men. Da erschien ihnen ein Mann in 
weissem Kleid und befahl ihnen, die 
Kapelle zu verlassen. Sie taten das wi 
derwillig, wollten dafür aber die Ka 
pelle in Brand stecken; das Feuer er 
losch allerdings jedes Mal von selbst.
	        

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