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Der Verlust des Ellhorns 1948
Arthur Brunhart
Im 1980 erschienenen Heimatbuch
«Maienfeld» ist zu lesen,' dass die
«Festung Luzisteig als Waffenplatz
zum eigentlichen Mekka der Infante
rie» geworden sei. «Der Lärm der
Schiessschule belästigt vor allem die
Balzner. Ausländer also, und das ist ja
auch die Aufgabe einer Armee!» Das
spricht für sich. Es bleibt hinzuzufü
gen, dass der Gemeinde Balzers auf
grund ihrer Nähe zur Schweizer
Grenze immer wieder schwere Bela
stungen zugemutet wurden, handle
es sich um Lärm, Anzünden von Wal
dungen, Bodenenteignungen, wirt
schaftliche Beeinträchtigungen, Ver
kehrsbehinderungen, Souveränitäts
verletzungen, Blindgängergefahr, ja
sogar Schüsse und Granatfeuer über
die Grenze hinweg. 2
In dieses Kapitel gehören auch die
Auseinandersetzungen um das Ell
horn, die Lorelei des Alpenrheins, 3
wenn auch verknüpft mit der grossen
Politik. Der markante Balzner Felsen
befindet sich heute im Eigentum der
Schweiz, nachdem zwischen Liech
tenstein und der Eidgenossenschaft
am 23. Dezember 1948 ein entspre
chender Vertrag über eine Grenz
verschiebung unterzeichnet worden
war. Der Anblick des Ellhorns erin
nert, wie Emanuel Vogt in «Mier z
Balzers» schreibt, «heute noch viele
Balzner und ßalznerinnen schmerz
haft an das unverständliche Vorge
hen des Militärs und löst Betroffen
heit und Trauer aus». 4
Über die Vorgeschichte und die Ereig
nisse, die zum Übergang des Ellhorns
in Schweizer Besitz führten, sind wir
dank verschiedener Studien gut un
terrichtet. Im Buch «Krisenzeit» be
richtet Peter Geiger eingehend über
die 1938/39 gescheiterten Verhand-
Spitze des Ellhorns mit Blick über die
Mälsner Neugüeter und das Aule Rich
tung Wartau.