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Das Schulhaus Iramali 1951 bis 1998
Georg Burgmeier
Was lange währt...
«Balzers, das im Berichtsjahr 165
Kinder in die Alltagsschule schickte,
wird in 6 Jahren über 300 Schulkin
der haben. Die Gemeinde steht damit
vor der dringenden Frage, wie sie die
sen Kindern die nötigen Schulräume
zur Verfügung stellen kann.» 1
Diese besorgten Worte im Rechen
schaftsbericht der Regierung von
1946 spiegeln drastisch die Raumnot,
der sich die Balzner Schulbehörden
gegenübersahen. Das Protokollbuch
des Schulrates vermerkt am 24. März
1947 eine «allgemeine Aussprache
über bauliche Veränderungen und
Erstellung weiterer Schulzimmer im
Schulhaus.» 2
Beim Balzner Gemeinderat scheint
jedoch die Angelegenheit von minde
rer Dringlichkeit gewesen zu sein.
Mit spürbarem Ärger vermerkt Josef
Kind, damals Schulschriftführer, in
seiner «Geschichte der Balzner Schu
le»: «Im März 1947 wurde die Ge
meinde von der Schule aus schrift
lich, ausführlich informiert, dass
vom Frühjahr 1949 an ein Platzman
gel in der Schule eintrete. Doch blieb
vorläufig alles beim alten.» 3
Auch die Regierung greift zu dieser
Zeit das Thema «Raumprobleme an
liechtensteinischen Schulen» auf:
«Zwei Umstände verhindern an man
chen Schulen unseres Landes den an
gestrebten Erfolg: mangelhafte Schul
räumlichkeiten und zu grosse Kin
derzahl in den einzelnen Klassen. 50
bis 60 Erst- und Zweitklässler (oder
sogar noch mehr!) in einem einzigen
Raume zu unterrichten, ist unmög
lich. Die Folgen davon werden durch
die ganze Schulzeit hindurch spürbar
sein.
Besonders die Gemeinden Schaan
und Balzers stehen in dieser Hinsicht
vor der schweren Aufgabe, die zu ei
nem geregelten Unterricht nötigen
Räume in den nächsten Jahren zur
Verfügung zu stellen ...» 4
Am 14. Juli 1947 beschäftigt sich der
Schulrat wiederum mit den äusserst
prekären Raumverhältnissen an der
Balzner Schule. Zum ersten Mal wird
auch ein Neubau in die Überlegun
gen mit einbezogen: «Der Schulrat
beschliesst, es sollen noch im Laufe
dieses Jahres Skizzen über bauliche
Veränderungen des Schulhauses an
gefertigt und dem Gemeinderat vor
gelegt werden. Diese erste Anregung
soll Grund für weiteres Handeln in
Sachen Schulhausneubau oder Um
bau sein.» 5
Inzwischen erhebt auch die Regie
rung wieder ihre mahnende Stimme:
«Die wachsende Zahl der Schulkin
der stellt die Schulbehörden vor
grosse Aufgaben ... In Balzers, wo im
nächsten Jahre eine neugeschaffene
Lehrstelle im Vereinshaus unterge
bracht werden muss, befassen sich
die verantwortlichen Stellen bereits
mit den Plänen für einen Neubau ...» 6
Über die «neugeschaffene Lehrstelle»
schreibt Josef Kind: «Im Mai dessel
ben Jahres [= 1949] kam Lehrer Willi
Marxer nach Balzers. Ihm musste
aus Platzmangel der Garderoben
raum im alten Gemeindehaus als
Schulzimmer zugewiesen werden.
Zwei Jahre wurde dort Unterricht er
teilt.» 7
Wenn der Rechenschaftsbericht der
Regierung davon spricht, dass «sich
die verantwortlichen Stellen bereits
mit den Plänen für einen Neubau»
befassen, dann sind damit in erster
Linie die unzufriedenen Schulräte
bzw. die Lehrer gemeint: «Nachdem
der Schulschriftführer darauf auf
merksam gemacht hat, dass im näch
sten Schuljahre die Möglichkeiten
zur Unterbringung in den jetzigen
Schulzimmern erschöpft sind, gibt
Herr Vorsteher [Fidel Brunhart] be
kannt, dass in kurzer Zeit ein ver
stärkter Gemeinderat gewählt werde,
der die ganze Schulhausfrage in Be
ratung ziehen werde.» 8
Zwei Jahre später, zu Beginn des
Schuljahres 1949/50, ist das Mass für
Schulschriftführer Josef Kind offen
sichtlich voll. Er beantragt «gemäss
Beschluss der Konferenz die Teilung
der Schule und die Errichtung einer
neuen Klasse und belegt an Hand von
Zahlen die Notwendigkeit, eine neue
Klasse zu errichten.
Der Schulrat ist nach diesen Darle
gungen einstimmig der Ansicht, dass
eine Teilung der Klassen durchge
führt werden soll, und der Gemeinde
vorsteher wird die Angelegenheit
weiter verfolgen und Schritte zur Be
schaffung eines weiteren Schul
raumes unternehmen.» 9
Sechs Monate später, am 7. August
1949, wird eine Gemeindeversamm
lung einberufen.
Aus dem Protokoll:
«Betrifft:
Schulhausbau.
Vom Gemeinderat wurde der Ge
meindeversammlung beantragt:
1. Soll grundsätzlich der nicht mehr
aufschiebbare Schulhausbau in die
Wege geleitet werden.
2. Die Wahl eines verstärkten Gemein
derates zu diesem Zwecke.
Beschluss:
Nach reger Diskussion wurde die
grundsätzliche Frage zum Schul
hausbau einstimmig in bejahendem
Sinne beschlossen. Von der Wahl ei
nes verstärkten Gemeinderates, auf
mehrere spontane Anträge aus der
Versammlung, Abstand genommen.
Dem Gemeinderat wurde Auftrag ge
geben, vorläufig Pläne und Kosten
voranschlag ausarbeiten zu lassen
und die endgültige Beschlussfassung