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Tabelle 3
Analysewert
Parameter
Giessen vor Mündung
in Binnenkanal
Binnenkanal Raggeli
Ungelöste Stoffe
mg/1
2.0
9.0
DOC
mg/1
1.0
2.2
Gesamtphosphor
mg/1
< 0.005
0.1
Ammonium-Stickstoff
mg/1
0.01
0.1
Nitrat-Stickstoff
mg/1
0.8
1.3
Chlorid
mg/1
2.0
6.5
Zusammen mit dem kürzlich vom
Siebenlöcherbach aus ebenfalls wie
derbewässerten 1,2 km langen ehe
maligen Mühlbach oder Alta Bach
entstanden gut 10 km Giessenbäche:
ein funktionierendes zusammenhän
gendes Giessensystem, wie es im
Rheintal in diesem Ausmass derzeit
sonst nirgends mehr anzutreffen ist.
Die Zuführung von durchschnittlich
350 1/sec Wasser in den Binnenkanal
verbessert seine Funktion zur Ablei
tung der gereinigten Abwässer aus
der Kläranlage Balzers sowie der üb
rigen Siedlungsabwässer deutlich.
Dies ist wichtig, da infolge des zu tie
fen Grundwasserspiegels zwischen
Balzers und Triesen Kanalwasser ins
Grundwasser versickert, aus dem
beim Pumpwerk Heilos wiederum
Trinkwasser entnommen wird. Bei
tiefen Grundwasserständen und län
geren niederschlagsfreien Perioden
führt hier der Kanal nur noch sehr
wenig Wasser. Bei weiterem Absin
ken der Rheinsohle ist in solchen Zei
ten sogar ein Versiegen des Kanals zu
befürchten.
Neben der Bedeutung für Wasser
haushalt und Natur bereichern die
wiederbewässerten Giessen die Kul
turlandschaft, erfreuen Erholungsu
chende, sind praktisch zum Wasser
schöpfen und Tränken oder bilden
Motive für Fotografen und Maler. Für
die Fischerei entstand ein grosses zu
sammenhängendes Schongebiet.
Die Hauptaufgabe bei der Revitalisie
rung des Naturschutzgebietes Äule
Häg, der Balzner Giessen inklusive
des Alta Bach, die Wiederbewäs
serung, ist nun weitgehend gelöst
und hat sich während der ersten zehn
Jahre bewährt. Nun kann in Ruhe an
weitere flankierende Massnahmen
zum Schutz der genannten Gewässer
herangegangen werden. Wichtig ist
dabei eine weitere regelmässige Kon
trolle der Fassungsanlagen sowie der
Verzweigungs- und Mündungsstellen
der Bäche. Pflegerische Eingriffe wie
Ausholzen sollten auch künftig zu
rückhaltend und gezielt nach ökolo
gischen Grundsätzen erfolgen. Tot
holz z. B. sollte zur Bildung von Un
terständen, Kolken oder strömungs
beruhigten Zonen möglichst im Was
ser belassen werden, dies im Gegen
satz zu Zivilisationsabfällen (Kunst-
stoffsäcke u. ä.).
Ganz wichtig ist aber das Ausschei
den von genügend breiten Gewässer
randflächen, die dann nur noch ex
tensiv landwirtschaftlich genutzt wer
den. Solche Ökoflächen entlang von
Gewässerufern haben einen grossen
Nutzen für die Erhaltung und den
Schutz der Bäche und sollten aus die
sem Grund von der Gemeinde zo-
nenrechtlich geschützt oder - noch
besser - erworben werden.
Eine grosse Gewässerschutzaufgabe
ist jedoch im Gebiet Balzers - Triesen
noch zu lösen, nämlich die Wieder
erhöhung der Grundwasserneubil
dung vom Rhein her, dies in erster Li
nie zu einer nachhaltigen Sicherung
der Trinkwasserversorgung. Was er
halten bzw. wieder hergestellt wer
den muss, sind eine durchlässige
Flussohle und ein grösseres Gefälle
zwischen dem Rhein und den grund-
wasserregulierenden Bächen (Gies
sen/Binnenkanal). Die im Jahr 1996
gebildete Internationale Regierungs
kommission Alpenrhein der Rhein-
anliegerländer und -kantone (Liech
tenstein, Graubünden, St. Gallen und
Vorarlberg) hat sich dieser Aufgabe
neben anderen speziell angenommen.
Diese grenz- und fachgebietsüber-
greifende Zusammenarbeit gilt es
nun zu unterstützen und zu fördern.
Als praktische Massnahmen zur Ver
besserung der Grundwasserverhält
nisse stehen z. B. ein «Geschiebe
management Alpenrhein» und ande
re Massnahmen zur Stabilisierung
und Anhebung der Rheinsohle, etwa
mittels Profilaufweitungen oder wei
terer Sohlschwellen, im Vorder
grund. Geprüft wird auch ein geziel
tes Tieferlegen grundwasserabfüh
render Bäche. Werden dabei die Bach
profile etwas aufgeweitet, profitieren
ebenfalls Natur und Landschaft.
Es wird spannend sein, in weiteren
zehn Jahren festzustellen, inwieweit
sich Grundwasser und Bäche weiter
entwickelt bzw. verbessert haben.