Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1999) (1999)

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Vater, hielt mit den Händen das über 
den Rhein gespannte Seil, und Saxer 
Sohn stund mit einem scharfen Beil, 
das er immer in den Händen bereit 
hielt, am Seil, welches das Schiff mit 
dem gespannten in Verbindung 
brachte und festhielt, um auf das ge 
gebene Zeichen des Vaters, wenn es 
nöthig sein sollte, dasselbe zu zer 
schneiden. <Nun, in Gottes Namen 
vorwärts!> sprach der Vater, und das 
Schiff befand sich in den schrecklich 
brausenden und tobenden Wellen. 
Zur Vorsorge hielt ich mit beiden Ar 
men einen Laden umschlungen, auf 
dem ich, wenn es fehlen sollte, die 
schreckliche Fahrt den Rhein hinab 
machen wollte, bis Erlösung käme, 
sei’s durch Menschen oder durch den 
Tod. Kein Wort wurde gesprochen, 
und furchtbar lang währte es, bis wir 
nur in der Mitte der tobenden Flu- 
then waren, obschon es rasch ging. 
Doch endlich langten wir am Ufer an, 
aber jetzt sagte Saxer: <Das ist, bis das 
Wasser wieder abgenommen hat, die 
letzte Fahrt! Danket Gott, dass es so 
gut ablief.)» 6 
Ein Ausflug nach Mariahilf mit 
Zwischenhalt in der Traube Mals 
Zum Tätigkeitsgebiet von Pater Mat 
thäus Keust gehörte auch die soge 
nannte Missionsstation Trübbach, 
welche sich im Seidenbaum befand 
und wo er neben dem Messelesen 
auch die Christenlehre durchzufüh 
ren hatte. Diese wurde offenbar nicht 
nur in den Räumlichkeiten abgehal 
ten, die für Gottesdienste zur Verfü 
gung standen, sondern beinhaltete 
auch Ausflüge. Einer davon führte 
zur Kapelle Mariahilf, hatte aber un 
vorhergesehene Folgen, an die der 
geistliche Leiter des Ausflugs offen 
bar noch lange dachte: 
«An einem Sonntag wollte ich den 
Kindern eine Freude machen und 
sagte ihnen, dass wir, wenn sie zu 
Mittag gegessen haben, gemeinsam 
einen Spaziergang ins Lichten- 
steinische hinüber nach einer etwa 
eine halbe Stunde entfernten Kapelle 
der Mutter Gottes, Maria Hilf in der 
Nachbargemeinde Balzers, machen 
wollen. Der Antrag wurde von den 
Kindern mit grossem Jubel begrüsst. 
Um 1 Uhr waren die Kinder schon 
wieder im Seidenbaum [Haus, in dem 
die Gottesdienste stattfanden], und 
nun ging es recht fröhlich über den 
Rhein der einsamen auf dem Felde 
stehenden Kapelle zu. In der Kapelle 
beteten wir, auch hielt ich eine kleine 
Anrede über die Verehrung der Mut 
ter Gottes, dann wurde noch ein we 
nig gesungen, so gut es etwa gehen 
mochte, und dann kehrte ich mit der 
Schaar im nahen Klein-Mels bei un- 
serm sogenannten Kapuzinervater, 
der eine Wirthschaft hatte, ein. Jedes 
Kind bekam ein Glas Wein, ein rech 
tes Stück Brod und ein wenig Käs. Ich 
sorgte so gut ich konnte, dass kein 
Abb. oben: 
Die Mitbrüder von Pater Keust in 
Meis. 
Abb. unten: 
Meis mit Blick auf Sargans und 
Gonzen. 
Kind zu viel trank, und glaubte auch 
wirklich, alle Vorkehrungen getrof 
fen zu haben. Aber ich hatte die Rech 
nung ohne den Wirth gemacht, der 
aber auch so schuldlos war, wie ich
	        

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