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Vater, hielt mit den Händen das über
den Rhein gespannte Seil, und Saxer
Sohn stund mit einem scharfen Beil,
das er immer in den Händen bereit
hielt, am Seil, welches das Schiff mit
dem gespannten in Verbindung
brachte und festhielt, um auf das ge
gebene Zeichen des Vaters, wenn es
nöthig sein sollte, dasselbe zu zer
schneiden. <Nun, in Gottes Namen
vorwärts!> sprach der Vater, und das
Schiff befand sich in den schrecklich
brausenden und tobenden Wellen.
Zur Vorsorge hielt ich mit beiden Ar
men einen Laden umschlungen, auf
dem ich, wenn es fehlen sollte, die
schreckliche Fahrt den Rhein hinab
machen wollte, bis Erlösung käme,
sei’s durch Menschen oder durch den
Tod. Kein Wort wurde gesprochen,
und furchtbar lang währte es, bis wir
nur in der Mitte der tobenden Flu-
then waren, obschon es rasch ging.
Doch endlich langten wir am Ufer an,
aber jetzt sagte Saxer: <Das ist, bis das
Wasser wieder abgenommen hat, die
letzte Fahrt! Danket Gott, dass es so
gut ablief.)» 6
Ein Ausflug nach Mariahilf mit
Zwischenhalt in der Traube Mals
Zum Tätigkeitsgebiet von Pater Mat
thäus Keust gehörte auch die soge
nannte Missionsstation Trübbach,
welche sich im Seidenbaum befand
und wo er neben dem Messelesen
auch die Christenlehre durchzufüh
ren hatte. Diese wurde offenbar nicht
nur in den Räumlichkeiten abgehal
ten, die für Gottesdienste zur Verfü
gung standen, sondern beinhaltete
auch Ausflüge. Einer davon führte
zur Kapelle Mariahilf, hatte aber un
vorhergesehene Folgen, an die der
geistliche Leiter des Ausflugs offen
bar noch lange dachte:
«An einem Sonntag wollte ich den
Kindern eine Freude machen und
sagte ihnen, dass wir, wenn sie zu
Mittag gegessen haben, gemeinsam
einen Spaziergang ins Lichten-
steinische hinüber nach einer etwa
eine halbe Stunde entfernten Kapelle
der Mutter Gottes, Maria Hilf in der
Nachbargemeinde Balzers, machen
wollen. Der Antrag wurde von den
Kindern mit grossem Jubel begrüsst.
Um 1 Uhr waren die Kinder schon
wieder im Seidenbaum [Haus, in dem
die Gottesdienste stattfanden], und
nun ging es recht fröhlich über den
Rhein der einsamen auf dem Felde
stehenden Kapelle zu. In der Kapelle
beteten wir, auch hielt ich eine kleine
Anrede über die Verehrung der Mut
ter Gottes, dann wurde noch ein we
nig gesungen, so gut es etwa gehen
mochte, und dann kehrte ich mit der
Schaar im nahen Klein-Mels bei un-
serm sogenannten Kapuzinervater,
der eine Wirthschaft hatte, ein. Jedes
Kind bekam ein Glas Wein, ein rech
tes Stück Brod und ein wenig Käs. Ich
sorgte so gut ich konnte, dass kein
Abb. oben:
Die Mitbrüder von Pater Keust in
Meis.
Abb. unten:
Meis mit Blick auf Sargans und
Gonzen.
Kind zu viel trank, und glaubte auch
wirklich, alle Vorkehrungen getrof
fen zu haben. Aber ich hatte die Rech
nung ohne den Wirth gemacht, der
aber auch so schuldlos war, wie ich