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Grenzstein von 1735 bei St. Katrina-
brunna. Im Bild die Bündnerseite mit
den Wappen der Drei Bünde, links da
von der Balzner Gemeindevorsteher
Fidel Brunhart.
dentausch also, der Verstärkung des
Grenzwachtkorps und der Reduktion
der liechtensteinischen Schulden in
der Schweiz von 2,6 Millionen auf
SOO’OOO Franken.
Fidel Brunhart stellte fest, dass sich
Balzers mit einer Abtretung niemals
einverstanden erklären könne. «So
fern der Landtag Balzers verkaufen
wolle, sei das seine Sache, aber die
Gemeinde Balzers könne niemals zu
stimmen. Man erzähle in Balzers,
dass ganz früher einmal die Landes
grenze auch weiter droben gelegen
sei und man verfluche heute noch
jene Leute, die eine Verschiebung der
Grenze zu unseren Ungunsten bewil
ligt haben.»
Landtagsvizepräsident Alois Ritter un
terstrich, dass eine Abtretung des
Ellhorns eine gewisse moralische Re
serve für die Zukunft sein könne.
Man müsse Entgegenkommen zei
gen, zumal es für die Schweiz damals
auch nicht leicht gewesen sei, den
Zollvertrag Wirklichkeit werden zu
lassen. Balzers müsse jedenfalls ge
nerös entschädigt werden.
Arbeitnehmerpräsident Josef Sele er
klärte, dass er mit dem Herzen bei
den Balznern sei, verstandesmässig
sehe die Sache aber etwas anders aus.
Die Schweiz habe immer ihre Neu
tralität betont, auch dass sie niemals
Gebietsansprüche stellen werde. Ent
weder sei man Liechtensteiner oder
man sei es nicht.
Landtagspräsident David Strub mein
te, dass er heute bereits hören könne,
was die Balzner schon kurze Zeit
nach einer Trennung von der Schweiz
sagen würden. Jedenfalls wüssten sie
auch nichts Besseres zu tun, als die
Schuld der Regierung und dem Land
tag in die Schuhe zu schieben. Man
könne von den Balznern auch eine
gewisse Vernunft verlangen.
Die dritte Lesung im Landtag
Die dritte Sitzung vom 10. Dezember
1948 war von den Balzner Abgeord
neten Heinrich Brunhart, Alois Wille
und Fidel Brunhart geprägt, die eine
Vetragsunterzeichnung ablehnten.
Heinrich Brunhart reklamierte, dass
der Landtag nicht einmal eine Bege
hung des Ellhorns für nötig befunden
habe, während er schon zweimal eine
Strasse im Unterland besichtigt habe.
Ausserdem müsse Balzers Gemeinde
gebiet abtreten und erhalte dafür
Privatboden. Ob denn zum Beispiel
die Unterländer Abgeordneten bereit
wären, den Gantenstein abzutreten?
Fidel Brunhart meinte sarkastisch,
dass man bei der Verteilung des mate
riellen Gewinns, den Liechtenstein
dank einer Abtretung des Ellhorns
mache, keine Gemeinde benachteili
gen wolle - man solle einfach den
Balznern ihr Gebiet lassen, dann kön
ne auch das Land sein Geld behalten.
Alois Wille führte aus, dass man die
Balzner verstehen müsse. Er sei nicht
bereit, auch nur einen Quadratzenti
meter abzutreten.
Die dritte Lesung fand am 13. Dezem
ber statt und dauerte eine Stunde.
Heinrich Brunhart hielt es für falsch,
dass man die Lebensmittelschuld von
2,6 Millionen Franken und andere
Forderungen mit der Ellhorn-Frage
verknüpft habe. Der Landtag habe die
Gemeinde Balzers verkauft. Deshalb
müsse diese nun auch entsprechend
entschädigt werden.
Regierungschef Frick zeigte sich über
rascht vom eindeutigen Resultat der
Gemeindeabstimmung in Balzers.
Die Meinungen waren jedoch ge
macht. Die Abstimmung im Landtag
ergab zehn Stimmen für eine Abtre
tung des Ellhorns, fünf Abgeordnete
stimmten dagegen. Heinrich Brun
hart insistierte, wie der weitere Ver
handlungsverlauf sei, wie überhaupt
in der Verfassung die Frage von Ge
bietsveränderungen geregelt sei, und
ob allenfalls ein Referendum ergrif
fen werden könne. Man wäre, sagte
er, zufrieden gewesen, wenn man Bal
zers gelassen hätte, was ihm gehöre.
Nun aber habe Balzers für das Land
Opfer gebracht. Die Gemeinde sei
deshalb grosszügig zu entschädigen.
Landtagspräsident Strub wollte die
Vertragsunterzeichnung ohne Verzö
gerung durchführen. Die Angelegen
heit werde von Balzers dramatisiert.
Die Ellhorn-Sache war gelaufen!
Grenzkorrekturen und Grenzvertrag
Am gleichen Tag (13. Dezember 1948)
verfasste der St. Galler Grundbuch
geometer R. Bosshardt ein Gutach
ten über den Verlauf der Landesgren
ze zwischen St. Katrinabrunna und
Mittagspitz, wo Unklarheit geherrscht