Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1998) (1998)

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Miriam, 13 Jahre Aber bleiben wir in der heutigen Zeit. 
Während früher nur ganz wenige 
Kinder ausländischer Eltern unter 
uns weilten, gibt es heute schon 
einen beachtlichen Anteil. Wäre es da 
nicht interessant zu sehen, wie Aus 
länderkinder sich zu ihrer neuen Hei 
mat äussern? Gibt es da Unterschie 
de zu den unsrigen oder nicht? 
Zeichnen türkische oder farbige 
Kinder anders als unsere? Haben sie 
etwas von der Kultur ihrer Heimat 
bewahrt oder nicht? Finden kriegeri 
sche Auseinandersetzungen ihrer 
Heimatländer, etwa im ehemaligen 
Jugoslawien, Eingang in ihre bildne 
rischen Arbeiten, oder bleiben sie 
unberührt davon? 
Für einen Historiker könnte es inter 
essant sein zu untersuchen, ob sich 
geschichtliche Ereignisse oder Um 
weltkatastrophen auf unsere Kinder 
und Jugendlichen ausgewirkt ha 
ben. Als Beispiele seien die Bedro 
hung durch die beiden Weltkriege, 
die Rheinüberschwemmungen oder 
Waldbrände genannt. 
Zum Schluss möchte ich noch auf ein 
paar bildnerische Sonderformen ein- 
gehen, die es auch wert wären, ge 
sammelt zu werden. Ich denke dabei 
an Graffiti, aber weniger an solche, 
die mit Genehmigung gemacht wur 
den, als vielmehr an die illegal an 
gebrachten. Für einen Hausbesitzer 
ist es zwar ärgerlich, wenn er an 
seiner Hauswand solche vorfindet. 
Bevor diese illegalen Zeichen oder 
Zeichnungen entfernt werden, sollte 
man sie fotografisch festhalten, 
sicher nicht unbedingt alle, aber 
zumindest die interessanteren. Solch 
illegale Zeichnungen kann man ge 
legentlich auch in Liften oder Toi 
letten vorfinden. Eine weitere Vari 
ante wären Ritzungen und Zeich 
nungen auf Schulbänken. Die Reihe 
liesse sich noch fortsetzen. Als Bei 
spiele für mein Anliegen jedoch sol 
len sie genügen. 
Leider hat man früher auch in Fach 
kreisen der Kinderzeichnung wenig 
Verständnis entgegengebracht. Von 
daher ist zu befürchten, dass nur 
noch wenige bildnerische Zeugnisse 
früherer Kindergenerationen aufzu 
treiben sind. Es sollte dennoch der 
Versuch gemacht werden. Man kann 
nur hoffen, dass solche zumindest 
noch in alten Schulheften aufzufin 
den sind. Eventuell gibt es Lehrper 
sonen, die interessante Zeichnungen 
ihrer Schützlinge aufbewahrt haben 
und bereit sind, diese in eine Samm 
lung einzubringen. 
Wenn es gelingt, bildnerische Arbei 
ten von Kindern und Jugendlichen 
früherer Generationen aufzutreiben, 
wäre das von nicht zu unterschätzen 
der Bedeutung, denn wir hätten au 
thentische kulturelle Dokumente, die 
imstande wären, das Bild unserer 
Vorfahren um eine weitere Facette zu 
bereichern.
	        

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