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Alte Rheinbrücke hei Balzers mit ehe
maligem Zollhaus auf Schweizer Seite
Gefertigten zu und schrie; <Habe ich
Ihnen die Amtsgewalt verletzt, ich
fahre allein zum Zollamte, ich warte
hier nicht.>
O. A. Ritsch redete mit dem rabiaten
Willi nichts mehr und begleitete das
Fuhrwerk im Schrittempo nach Bal
zers. Beim ersten Haus rechts an der
Landstrasse machte Willi Halt und
rief einem dort stehenden Knaben zu
um eine Laterne. Während dieser
Zeit, bis die Laterne zur Hand war,
kam Willi wieder von rechts nach
links hinter dem Wagen auf den
Gefertigten zu und sagte: <Fügt es
ihnen zu warten, sonst fügt es mir.>
O. A. Ritsch gab dem Willi keine Ant
wort und alsbald folgte die Fahrt
zum Zollamte, woselbst in der Kanz
lei Willi von Herrn Einnehmer Spiel
mann aufgefordert werden musste,
sich ruhiger zu verhalten.
Willi wurde vom Gefertigten nicht
nur wegen der um 8 Uhr abends
erwarteten Ablösung aufgehalten,
sondern auch, weil gerade um diese
Zeit ein zweites Fuhrwerk von Lu-
ziensteig kommend gehört wurde,
welches um 7 Uhr 50 beim Ansage
posten Churerhütte eintraf und von
Ferdinand Brunhai 1 aus Balzers ge
leitet wurde.
Dies zur Kenntnis und Verfügung der
Oberen Behörde.
Johann Ritsch O. A.»
3) Josef Vogt war laut Landgerichts
urteil schuldig, er habe am 3. April
1919 den in Ausübung seines Dien
stes befindlichen F. O. R. [Finanz
wachoberrespizient] Saurer durch
Ausdrücke wie «er habe den Tabak
deshalb mitgenommen, dass es ein
mal zum Brechen komme, er und
Andreas Vogt werden dies zustand
bringen, wenn man ihm den Tabak
wegnehme, gehe er durchs Dorf und
rufe die Revolution aus, er garantie
re, dass ihn bei Nacht kein Finanz
wachorgan anrühre, sie sollten nur
einmal unter vier Augen zusammen
kommen, sie könnten ihm alle im
Arsch lecken» beleidigt und sich in
seine Amtshandlung einmengt, um
dieselbe zu verhindern. Urteil: 5 Tage
Arrest.
4) Rudolf Mahrle, Respizient in Bal
zers, gibt vor dem Landgericht an:
«Am 26. Mai 1919 abends kamen et
wa 10 Personen, Kinder und Bur
schen von vielleicht bis 20 Jahren.
Sie schrien und Johlten und machten
einen mords Spektakel und sagten, es
brenne auf der Steig, es komme
gleich die Feuerspritze.
Wie ich später erfuhr, war beim
ersten Schmuggelwagen Vogt (vulgo
Ittabueba) beteiligt. Mit dem Wagen
kamen noch eine Menge Leute, die
offenbar aus Neugierde schauen
kamen, wie es etwa gehe. Die Leute
standen dann in der Nähe der
Wachhütte und um dieselbe, zum
Teil auch um mich herum. Man sagte
wohl auch, die Finanzwache habe
keinen Wert mehr und belästigten
mich die Leute. Doch hat mir nie
mand etwas getan oder mich behin
dert. Es kam dann noch ein zweites
Fuhrwerk, das ebenfalls ohne anzu
halten über die Grenze fuhr.»
Aussage des Zeugen Franz Eberle:
«Bei der Hütte standen eine Menge
Kinder, die machten einen grossen
Lärm. Das gleiche sieht man übri
gens fast alle Abende. Die Kinder ge
hen immer schauen, was die Finan
zer machen, wenn die Schmuggler
über die Grenze fahren.»
Aussage der Zeugin Maria Tode-
schine: «Ich hörte allerdings, dass
man die Kinder angerichtet habe, sie
sollten dem Finanzer sagen, es bren
ne auf der Luziensteig, die Feuer
spritze komme, doch weiss ich nicht,
wer die Kinder anrichtete.»