Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1998) (1998)

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Alte Rheinbrücke hei Balzers mit ehe 
maligem Zollhaus auf Schweizer Seite 
Gefertigten zu und schrie; <Habe ich 
Ihnen die Amtsgewalt verletzt, ich 
fahre allein zum Zollamte, ich warte 
hier nicht.> 
O. A. Ritsch redete mit dem rabiaten 
Willi nichts mehr und begleitete das 
Fuhrwerk im Schrittempo nach Bal 
zers. Beim ersten Haus rechts an der 
Landstrasse machte Willi Halt und 
rief einem dort stehenden Knaben zu 
um eine Laterne. Während dieser 
Zeit, bis die Laterne zur Hand war, 
kam Willi wieder von rechts nach 
links hinter dem Wagen auf den 
Gefertigten zu und sagte: <Fügt es 
ihnen zu warten, sonst fügt es mir.> 
O. A. Ritsch gab dem Willi keine Ant 
wort und alsbald folgte die Fahrt 
zum Zollamte, woselbst in der Kanz 
lei Willi von Herrn Einnehmer Spiel 
mann aufgefordert werden musste, 
sich ruhiger zu verhalten. 
Willi wurde vom Gefertigten nicht 
nur wegen der um 8 Uhr abends 
erwarteten Ablösung aufgehalten, 
sondern auch, weil gerade um diese 
Zeit ein zweites Fuhrwerk von Lu- 
ziensteig kommend gehört wurde, 
welches um 7 Uhr 50 beim Ansage 
posten Churerhütte eintraf und von 
Ferdinand Brunhai 1 aus Balzers ge 
leitet wurde. 
Dies zur Kenntnis und Verfügung der 
Oberen Behörde. 
Johann Ritsch O. A.» 
3) Josef Vogt war laut Landgerichts 
urteil schuldig, er habe am 3. April 
1919 den in Ausübung seines Dien 
stes befindlichen F. O. R. [Finanz 
wachoberrespizient] Saurer durch 
Ausdrücke wie «er habe den Tabak 
deshalb mitgenommen, dass es ein 
mal zum Brechen komme, er und 
Andreas Vogt werden dies zustand 
bringen, wenn man ihm den Tabak 
wegnehme, gehe er durchs Dorf und 
rufe die Revolution aus, er garantie 
re, dass ihn bei Nacht kein Finanz 
wachorgan anrühre, sie sollten nur 
einmal unter vier Augen zusammen 
kommen, sie könnten ihm alle im 
Arsch lecken» beleidigt und sich in 
seine Amtshandlung einmengt, um 
dieselbe zu verhindern. Urteil: 5 Tage 
Arrest. 
4) Rudolf Mahrle, Respizient in Bal 
zers, gibt vor dem Landgericht an: 
«Am 26. Mai 1919 abends kamen et 
wa 10 Personen, Kinder und Bur 
schen von vielleicht bis 20 Jahren. 
Sie schrien und Johlten und machten 
einen mords Spektakel und sagten, es 
brenne auf der Steig, es komme 
gleich die Feuerspritze. 
Wie ich später erfuhr, war beim 
ersten Schmuggelwagen Vogt (vulgo 
Ittabueba) beteiligt. Mit dem Wagen 
kamen noch eine Menge Leute, die 
offenbar aus Neugierde schauen 
kamen, wie es etwa gehe. Die Leute 
standen dann in der Nähe der 
Wachhütte und um dieselbe, zum 
Teil auch um mich herum. Man sagte 
wohl auch, die Finanzwache habe 
keinen Wert mehr und belästigten 
mich die Leute. Doch hat mir nie 
mand etwas getan oder mich behin 
dert. Es kam dann noch ein zweites 
Fuhrwerk, das ebenfalls ohne anzu 
halten über die Grenze fuhr.» 
Aussage des Zeugen Franz Eberle: 
«Bei der Hütte standen eine Menge 
Kinder, die machten einen grossen 
Lärm. Das gleiche sieht man übri 
gens fast alle Abende. Die Kinder ge 
hen immer schauen, was die Finan 
zer machen, wenn die Schmuggler 
über die Grenze fahren.» 
Aussage der Zeugin Maria Tode- 
schine: «Ich hörte allerdings, dass 
man die Kinder angerichtet habe, sie 
sollten dem Finanzer sagen, es bren 
ne auf der Luziensteig, die Feuer 
spritze komme, doch weiss ich nicht, 
wer die Kinder anrichtete.»
	        

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