17
Areal Amtshaus. Römische Spiel
steine. Die beiden links sind aus
Knochen geschnitzt, der rechts ist aus
schwärzlichem Glas gefertigt (Durch
messer: 1,4 cm).
Areal Amtshaus. Bronzene Nähnadel
(Länge: 6,3 cm)
sind fast vollständig erhalten. Nur die
Griffe aus organischem Material
(Knochen, Horn oder Holz) fehlen.
Die Form des römischen Bronzelöf
fels von der Grabung in der Fürsten
strasse blieb bis ins ausgehende
Mittelalter unverändert.
Während mehrere in Balzers gefun
dene eiserne Schlüssel vom Bedürf
nis, den Besitz zu sichern, Zeugnis
ablegen, sind die meist aus vergängli
chen Materialien gefertigten Truhen
oder Kästchen nicht erhalten geblie
ben.
Auch in unseren Breitengraden ver
gnügten sich die Römer in ihrer
Freizeit mit Brettspielen. Funde von
Spielsteinen aus Knochen und Glas
legen davon Zeugnis ab. Vollständige
Spielbretter aus Holz, Ton oder
Steinplatten kennen wir z. B. aus
Vindonissa (Brugg/AG) oder Rom. In
sie sind mühle- oder backgammon
ähnliche Spiele eingeritzt.
Die beim Amtshaus entdeckten
Spinnwirtel aus Ton und Lavez sowie
zwei bronzene Nähnadeln belegen
die hauseigene Textilverarbeitung.
Bei einem Grossleil der ausgegrabe
nen Eisenobjekte handelt es sich um
geschmiedete Nägel in allen Formen
und Grössen. Einige davon dienten
als Ziernägel, andere können mit Si
cherheit als Schuhnägel interpretiert
werden.
Durch die Schlämmarbeiten kamen
zahlreiche botanische Reste zum
Vorschein. Erstmals konnten anläss
lich der Grabungen in der Fürsten
strasse und im Amtshaus für das Ge
biet von Liechtenstein römerzeitliche
Kulturpflanzen und Unkräuter nach
gewiesen werden. Diese erlauben
einen Einblick in die landwirtschaft
lichen Verhältnisse vor fast 2000
Jahren. In den Fundproben finden
sich die Getreidearten Dinkel, Wei
zen, Hafer, Gerste, Roggen und Hir
se. Zusätzlich mit den Getreidekör
nern wurden auch Winterunkräuter
nachgewiesen. Somit handelt es sich
bei der Probe wahrscheinlich um die
Erntereste eines Winteranbaus. Wie
die Analysen zeigen, standen den
Köchen weiters Linsen, Ackerbohnen
und die Gewürze Dill und Koriander
zur Verfügung. In der Römerzeit
wurde die Walnuss in unsere Region
eingeführt. Haselnüsse wurden wahr
scheinlich in der näheren Umge
bung gesammelt. Beide Nussarten
konnten anlässlich der Grabung
Amtshaus nachgewiesen werden. Die
Grabung Fürstenstrasse. Funde von.
verkohlten Birnen belegen den römi
schen Obstanbau in unserer Region.
■
Areal Amtshaus. Die in römischen
Schichten gefundene Schale der
Dicken Flussmuschel (unio crassus
ssp.) weisen mit zahlreichen Fisch
wirbeln darauf hin, dass in römischer
Zeit der Reichtum der umliegenden
Gewässer genutzt wurde.
Areal Amtshaus. Aus dem Grab einer
Römerin konnte die für die Anthro
pologen bedeutende und seltene
Verknöcherung eines Gehirntumors
oder Blutgerinnsels (grösste Länge:
3,8 cm) geborgen werden.
Auswertung der Tierknochen ist noch
im Gang. Bei einer ersten Durchsicht
konnten Überreste der Haustiere
Rind, Schwein, Schaf und Ziege fest
gestellt werden. Auffallend ist der
hohe Anteil an Pferdeknochen, der
möglicherweise auf die Lage der
Siedlung an der Handelsstrasse zu
rückzuführen ist.
Bei den zahlreichen auf der Grabung
aufgetauchten Schnecken zeigt sich,
dass alle bisher entdeckten Arten
auch noch heute im Gebiet von Bal
zers beheimatet sind. Schnecken rea
gieren sehr empfindlich auf Verän
derungen ihrer Lebensräume. Ihre
Präsenz lässt Rückschlüsse auf die
Beschaffenheit ihrer Umgebung zu.
Balzers scheint bereits in römischer
Zeit feuchte bis nasse Gebiete mit
Wiesen, Hecken und Waldrändern
besessen zu haben.