Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1998) (1998)

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Areal Amtshaus. Römische Spiel 
steine. Die beiden links sind aus 
Knochen geschnitzt, der rechts ist aus 
schwärzlichem Glas gefertigt (Durch 
messer: 1,4 cm). 
Areal Amtshaus. Bronzene Nähnadel 
(Länge: 6,3 cm) 
sind fast vollständig erhalten. Nur die 
Griffe aus organischem Material 
(Knochen, Horn oder Holz) fehlen. 
Die Form des römischen Bronzelöf 
fels von der Grabung in der Fürsten 
strasse blieb bis ins ausgehende 
Mittelalter unverändert. 
Während mehrere in Balzers gefun 
dene eiserne Schlüssel vom Bedürf 
nis, den Besitz zu sichern, Zeugnis 
ablegen, sind die meist aus vergängli 
chen Materialien gefertigten Truhen 
oder Kästchen nicht erhalten geblie 
ben. 
Auch in unseren Breitengraden ver 
gnügten sich die Römer in ihrer 
Freizeit mit Brettspielen. Funde von 
Spielsteinen aus Knochen und Glas 
legen davon Zeugnis ab. Vollständige 
Spielbretter aus Holz, Ton oder 
Steinplatten kennen wir z. B. aus 
Vindonissa (Brugg/AG) oder Rom. In 
sie sind mühle- oder backgammon 
ähnliche Spiele eingeritzt. 
Die beim Amtshaus entdeckten 
Spinnwirtel aus Ton und Lavez sowie 
zwei bronzene Nähnadeln belegen 
die hauseigene Textilverarbeitung. 
Bei einem Grossleil der ausgegrabe 
nen Eisenobjekte handelt es sich um 
geschmiedete Nägel in allen Formen 
und Grössen. Einige davon dienten 
als Ziernägel, andere können mit Si 
cherheit als Schuhnägel interpretiert 
werden. 
Durch die Schlämmarbeiten kamen 
zahlreiche botanische Reste zum 
Vorschein. Erstmals konnten anläss 
lich der Grabungen in der Fürsten 
strasse und im Amtshaus für das Ge 
biet von Liechtenstein römerzeitliche 
Kulturpflanzen und Unkräuter nach 
gewiesen werden. Diese erlauben 
einen Einblick in die landwirtschaft 
lichen Verhältnisse vor fast 2000 
Jahren. In den Fundproben finden 
sich die Getreidearten Dinkel, Wei 
zen, Hafer, Gerste, Roggen und Hir 
se. Zusätzlich mit den Getreidekör 
nern wurden auch Winterunkräuter 
nachgewiesen. Somit handelt es sich 
bei der Probe wahrscheinlich um die 
Erntereste eines Winteranbaus. Wie 
die Analysen zeigen, standen den 
Köchen weiters Linsen, Ackerbohnen 
und die Gewürze Dill und Koriander 
zur Verfügung. In der Römerzeit 
wurde die Walnuss in unsere Region 
eingeführt. Haselnüsse wurden wahr 
scheinlich in der näheren Umge 
bung gesammelt. Beide Nussarten 
konnten anlässlich der Grabung 
Amtshaus nachgewiesen werden. Die 
Grabung Fürstenstrasse. Funde von. 
verkohlten Birnen belegen den römi 
schen Obstanbau in unserer Region. 
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Areal Amtshaus. Die in römischen 
Schichten gefundene Schale der 
Dicken Flussmuschel (unio crassus 
ssp.) weisen mit zahlreichen Fisch 
wirbeln darauf hin, dass in römischer 
Zeit der Reichtum der umliegenden 
Gewässer genutzt wurde. 
Areal Amtshaus. Aus dem Grab einer 
Römerin konnte die für die Anthro 
pologen bedeutende und seltene 
Verknöcherung eines Gehirntumors 
oder Blutgerinnsels (grösste Länge: 
3,8 cm) geborgen werden. 
Auswertung der Tierknochen ist noch 
im Gang. Bei einer ersten Durchsicht 
konnten Überreste der Haustiere 
Rind, Schwein, Schaf und Ziege fest 
gestellt werden. Auffallend ist der 
hohe Anteil an Pferdeknochen, der 
möglicherweise auf die Lage der 
Siedlung an der Handelsstrasse zu 
rückzuführen ist. 
Bei den zahlreichen auf der Grabung 
aufgetauchten Schnecken zeigt sich, 
dass alle bisher entdeckten Arten 
auch noch heute im Gebiet von Bal 
zers beheimatet sind. Schnecken rea 
gieren sehr empfindlich auf Verän 
derungen ihrer Lebensräume. Ihre 
Präsenz lässt Rückschlüsse auf die 
Beschaffenheit ihrer Umgebung zu. 
Balzers scheint bereits in römischer 
Zeit feuchte bis nasse Gebiete mit 
Wiesen, Hecken und Waldrändern 
besessen zu haben.
	        

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