Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1998) (1998)

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Die Einführung von Geld mit festste 
henden Werteinheiten schaffte im 
Römischen Reich die Voraussetzung 
für das Aufblühen der Wirtschaft. Es 
ermöglichte den Handel über weite 
Entfernungen hinweg. 
Die Münzen dienten nicht nur als 
Zahlungsmittel, sondern auch zur 
Propaganda, um politische Program 
me des römischen Kaiserhauses bis 
in die Peripherie des Reiches zu tra 
gen. Wie die Keramik ermöglichen 
Münzen den Archäologen oftmals 
eine zuverlässige Datierung einer 
Fundschichte, da sich ihre Prägezeit 
häufig auf das Jahr genau bestimmen 
lässt. Die Kombinationen der Prä 
gungen auf der Vorder- und Rück 
seite geben Auskunft über den jewei 
ligen Kaiser, über das Prägedatum 
und über die militärische, kaiserli 
che, stadtrömische oder staatspoliti 
sche Idee des Münzherrn. Nach der 
augusteischen Münzordnung oblag 
allein dem Kaiser das Prägerecht. 
Die Fundmünzen aus dem Areal 
Amtshaus sind, wie jene von der 
Fürstenstrasse, zum grossen Teil in 
einem sehr schlechten Erhaltungs 
zustand. Längst nicht alle lassen sich 
aus diesem Grund eindeutig identifi 
zieren. Als Prägestätten treten Rom, 
Sisak, Trier, Mailand und Aquileia in 
Erscheinung. Ein seltenes Exemplar 
stammt aus Gallien. 
Bei der ältesten Fundmünze aus dem 
Areal Amtshaus handelt es sich um 
einen Sesterz des Kaisers Hadrian 
(117-138 n. Chr.). Das Gros der 
Fundmünzen datiert in die Zeit zwi 
schen 250 und ca. 360 n. Chr. Auf den 
jüngsten Münzen tritt als Prägeherr 
Kaiser Constantius II. auf, der von 
324 bis 361 regierte. 
Eine Fundmünze stellt eine Rarität 
dar, handelt es sich dabei doch um 
die antike Fälschung einer Silber 
münze. Die Prägung auf deren Vor 
derseite mit dem Bildnis der Kaiserin 
Faustina I. lässt auf einen Denar des 
Kaisers Antoninus Pius (138-161 n. 
Chr.) schliessen. Als Stempel für die 
Rückseite wurde hingegen das Bild 
einer Münze des Kaisers Commodus 
verwendet, die erst 20 Jahre nach der 
Münze des Antoninus Pius geprägt 
wurde. Zusätzlich zur Kombination 
zweier zeitlich nicht miteinander ver 
einbarer Münzbilder beging der 
Stempelschneider den Fehler, die Le 
gende nicht im Uhrzeigersinn anzu 
ordnen. Anstelle von Silber wurde 
eine Kupfer-Zinn-Legierung für die 
Herstellung der Münze verwendet. 
Die seltene Fälschung stammt aus 
dem Beginn des 3. Jahrhunderts. 
Schmuck und Tracht 
Die Römer legten grossen Wert auf 
ihr äusseres Erscheinungsbild. In der 
Hauptstadt Rom nahm die Prunk 
sucht zeitweise exzessive Formen an. 
Einige der zeitgenössischen Schrift 
steller prangerten die Auswüchse im 
römischen Lebensstil heftig an. In 
kleinen Provinzsiedlungen - wie in 
jener auf dem Gebiet des heutigen 
Balzers - dürfte der Lebenswandel 
nicht solchen Ausschweifungen un 
terlegen sein. Dennoch zeigen die 
Funde, dass man sich auch hier 
gerne schmückte. 
Zum Feststecken von Schleiern und 
Frisuren wurden Nadeln verwendet. 
Die drei in Balzers gefundenen 
Exemplare sind aus massiven Lang 
knochen von Rindern geschnitzt und 
weisen kugelige Köpfe auf. Nadeln 
dieser Art wurden vom 1. bis 4. Jahr 
hundert in allen römischen Provin 
zen verwendet und zumeist vor Ort 
hergestellt. Interessant ist der Fund 
eines sogenannten Ohrlöffelchens 
aus Bronze. Einerseits diente es wie 
die Knochennadeln zum Befestigen 
der Frisur oder des Schleiers, ande 
rerseits stand es als Toilettengegen 
stand in Gebrauch. Mit dem löffelför 
migen Ende konnten kostbare Essen 
zen aus kleinen Fläschchen geschöpft 
oder - ähnlich wie mit den heutigen 
Wattestäbchen - die Ohren gereinigt 
werden. Oktaeder-, ring-, walzen- 
und stabförmige Perlen in den 
Farben Blau, Grün, Gelb und 
Schwarz wurden zu prächtigen Arm- 
und Halsketten geknüpft. Die in Bal 
zers gefundenen Perlen wurden aus 
Glas, aus Gagat (fossile Holzart) und 
aus Bernstein gefertigt. 
Abb. rechts: Areal Amtshaus. 
Aus Knochen gefertigte Haarnadeln 
und ein Ohrlöffelchen aus Bronze 
(Länge des Ohrlöffelchens: 10 cm) 
Abb. oben: Areal Amtshaus. 
Fälschung einer Silbermünze, Anfang 
3. Jahrhundert (Massstab 3 : 1): 
(a) Vorderseite mit dem Portrait der 
Kaiserin Faustina I. 
Umschrift: DIVA FAVSTINA. 
(b) Rückseite mit der stehenden 
Providentia, die einen Stab und das 
Ährenbündel in den Händen hält, den 
Globus zu Füssen. 
Umschrift: PPIHSOCHHPMHVPRT. 
Die Legende ist gegen den Uhrzeiger 
sinn zu lesen.
	        

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