Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1998) (1998)

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Die Funde der Römerzeit 
Keramik 
Keramik unterlag zu allen Zeiten 
einem raschen Wandel. Ihre Formen 
und Verzierungen wechselten immer 
wieder. Den Archäologen geben Ke 
ramikfunde aus diesem Grund oft 
wertvolle Hinweise zur Datierung 
einzelner Fundschichten oder ganzer 
Fundstellen. 
Bei näherer Betrachtung der mehr 
als 400 Gefässfragmente aus dem 
Areal Amtshaus fällt auf, dass sich 
davon nur ein kleinerer Teil der 
Gebrauchskeramik zuordnen lässt. 
Das Gros der Keramikstücke stammt 
von Terra-Sigillata-Gefässen. Als 
Terra Sigillata wird eine hart ge 
brannte Keramik aus rötlichem Ton 
bezeichnet, deren hervorstechendes 
Merkmal ein glänzend roter Überzug 
(Engobe) darstellt. Der Name für 
diese künstlerisch und technisch 
hochstehende Keramik ist eine 
moderne Schöpfung der Archäologie. 
Die ursprüngliche Bezeichnung für 
dieses Geschirr ist nicht bekannt. 
Der Begriff setzt sich aus den latei 
nischen Wörtern terra = «Erde» und 
sigillum = «Bildchen», «kleine Figur», 
«Relief» zusammen. 
Eine grosse Anzahl der Terra- 
Sigillata-Gefässe wurde bei der 
Herstellung mit Töpferstempeln ver 
sehen. Diese wurden als Qualitäts- 
merkmal verstanden und erleichter 
ten überdies die Abrechnung. Unter 
suchungen in der Sigillata-Manufak- 
tur La Graufesenque (Südfrankreich) 
belegen, dass in den grossen Töpfer 
zentren während eines Arbeitsganges 
bis zu 30’000 Gefässe aus der Hand 
verschiedener Töpfer gleichzeitig in 
einem Ofen gebrannt worden sind. 
Von Gefässen aus Balzers sind uns 
die Namen des Pompeianus, der in 
Lavoye oder Ittenweiler arbeitete, 
und des helvetischen Töpfers Regi- 
nus bekannt. 
Terra Sigillata wurde seit dem 1. 
Jahrhundert v. Chr. bis ins 7. Jahr 
hundert n. Chr. in zahlreichen Pro 
duktionszentren hergestellt. Die un 
zähligen Fundstellen geben Auf 
schluss über weitreichende Handels 
beziehungen. Das älteste Terra-Sigil- 
lata-Gefäss, dessen Fragment auf der 
Grabung im Areal Amtshaus gefun 
den worden ist, stammt wahrschein 
lich aus Arezzo (Italien) und datiert 
ins 1. Jahrhundert n. Chr. Weitere 
Werkstätten, die ins Gebiet des heuti 
gen Balzers lieferten, lagen in Süd 
frankreich, Mittel- und Ostfrank 
reich, in den Rheinlanden und in der 
Schweiz. Ihre Erzeugnisse wurden 
zum grossen Teil im 2. und 3. Jahr 
hundert produziert. Aus dem 4. Jahr 
hundert sind ebenfalls einige Gefässe 
vorhanden. 
Trotz der hohen Produktionszahlen 
musste im 2. Jahrhundert für eine 
Bildschüssel mehr als der Tageslohn 
eines einfachen Legionärs oder Ar 
beiters bezahlt werden. Häufig kenn 
zeichneten die Besitzer ihre Gefässe 
durch Einritzung ihres Namens. Auf 
Verhreitungskarte jener Terra- 
Sigillata-Werkstätten, von denen die 
Bewohner des römischen Gebäudes 
im Areal Amtshaus ihre Keramik 
bezogen. 
dem Teller des Pompeianus aus dem 
Areal Amtshaus ist auf der Unterseite 
der Namenszug Silvini eingraviert. 
Auf einem anderen, kleineren Schäl 
chen lassen sich noch die Buchsta 
ben ...V.EN...I lesen. 
Der Grossteil der Sigillata wurde - 
wie die teilweise rekonstruierbaren 
Schüsseln, Teller oder Becher aus 
dem Areal Amtshaus - als Tafel 
geschirr zum Essen und Trinken
	        

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