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Die Funde der Römerzeit
Keramik
Keramik unterlag zu allen Zeiten
einem raschen Wandel. Ihre Formen
und Verzierungen wechselten immer
wieder. Den Archäologen geben Ke
ramikfunde aus diesem Grund oft
wertvolle Hinweise zur Datierung
einzelner Fundschichten oder ganzer
Fundstellen.
Bei näherer Betrachtung der mehr
als 400 Gefässfragmente aus dem
Areal Amtshaus fällt auf, dass sich
davon nur ein kleinerer Teil der
Gebrauchskeramik zuordnen lässt.
Das Gros der Keramikstücke stammt
von Terra-Sigillata-Gefässen. Als
Terra Sigillata wird eine hart ge
brannte Keramik aus rötlichem Ton
bezeichnet, deren hervorstechendes
Merkmal ein glänzend roter Überzug
(Engobe) darstellt. Der Name für
diese künstlerisch und technisch
hochstehende Keramik ist eine
moderne Schöpfung der Archäologie.
Die ursprüngliche Bezeichnung für
dieses Geschirr ist nicht bekannt.
Der Begriff setzt sich aus den latei
nischen Wörtern terra = «Erde» und
sigillum = «Bildchen», «kleine Figur»,
«Relief» zusammen.
Eine grosse Anzahl der Terra-
Sigillata-Gefässe wurde bei der
Herstellung mit Töpferstempeln ver
sehen. Diese wurden als Qualitäts-
merkmal verstanden und erleichter
ten überdies die Abrechnung. Unter
suchungen in der Sigillata-Manufak-
tur La Graufesenque (Südfrankreich)
belegen, dass in den grossen Töpfer
zentren während eines Arbeitsganges
bis zu 30’000 Gefässe aus der Hand
verschiedener Töpfer gleichzeitig in
einem Ofen gebrannt worden sind.
Von Gefässen aus Balzers sind uns
die Namen des Pompeianus, der in
Lavoye oder Ittenweiler arbeitete,
und des helvetischen Töpfers Regi-
nus bekannt.
Terra Sigillata wurde seit dem 1.
Jahrhundert v. Chr. bis ins 7. Jahr
hundert n. Chr. in zahlreichen Pro
duktionszentren hergestellt. Die un
zähligen Fundstellen geben Auf
schluss über weitreichende Handels
beziehungen. Das älteste Terra-Sigil-
lata-Gefäss, dessen Fragment auf der
Grabung im Areal Amtshaus gefun
den worden ist, stammt wahrschein
lich aus Arezzo (Italien) und datiert
ins 1. Jahrhundert n. Chr. Weitere
Werkstätten, die ins Gebiet des heuti
gen Balzers lieferten, lagen in Süd
frankreich, Mittel- und Ostfrank
reich, in den Rheinlanden und in der
Schweiz. Ihre Erzeugnisse wurden
zum grossen Teil im 2. und 3. Jahr
hundert produziert. Aus dem 4. Jahr
hundert sind ebenfalls einige Gefässe
vorhanden.
Trotz der hohen Produktionszahlen
musste im 2. Jahrhundert für eine
Bildschüssel mehr als der Tageslohn
eines einfachen Legionärs oder Ar
beiters bezahlt werden. Häufig kenn
zeichneten die Besitzer ihre Gefässe
durch Einritzung ihres Namens. Auf
Verhreitungskarte jener Terra-
Sigillata-Werkstätten, von denen die
Bewohner des römischen Gebäudes
im Areal Amtshaus ihre Keramik
bezogen.
dem Teller des Pompeianus aus dem
Areal Amtshaus ist auf der Unterseite
der Namenszug Silvini eingraviert.
Auf einem anderen, kleineren Schäl
chen lassen sich noch die Buchsta
ben ...V.EN...I lesen.
Der Grossteil der Sigillata wurde -
wie die teilweise rekonstruierbaren
Schüsseln, Teller oder Becher aus
dem Areal Amtshaus - als Tafel
geschirr zum Essen und Trinken