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Ausschnitt aus der «Tabula Peutin-
geriana» (heute in der National
bibliothek in Wien verwahrt).
In der linken oberen Ecke ist der
Schwarzwald dargestellt, direkt dar
unter befindet sich der Bodensee mit
Arbor felix (Arbon) und Brigantio
(Bregenz). Von Bregenz aus führt eine
römische Strasse Richtung Süden.
Sie geht über die Alpen (topogra
phisch nicht ganz korrekt) nach
Clunia (Feldkirch-Altenstadt oder
Rankweil), Magia (= Balzers [?], grau
markiert), Curia (Chur) und weiter
an den Comersee.
Böden nicht erhalten gebheben. Die
Keramik und die Prägedaten der
Fundmünzen geben zur Vermutung
Anlass, dass das Gebäude zu Beginn
des 2. Jahrhunderts n. Chr. erbaut
worden ist. Eine zweite Bauphase
mit eingestellten schmäleren Mäuer-
chen dürfte gegen Ende des 2. Jahr
hunderts erfolgt sein.
Zu den Gebäudehöhen können keine
Angaben gemacht werden. Auch das
Aussehen der Aussenfassaden bleibt
im dunkeln, da weder von Fenster-
noch von Türöffnungen Spuren er
halten geblieben sind. Über die ge
samte Grabungsfläche verstreut fand
sich eine grössere Anzahl von Dach-,
Boden- und Wandziegeln. Einige der
Wandziegelfragmente (tubuli) weisen
eine Oberflächenbehandlung mit
geschwungenen Kammstrichen oder
rautenförmigen Gittermustern auf.
Diese dienten der besseren Haftung
der Verputzmörtel. Die Hohlziegel
führten die warme Luft und die Gase
aus den Fussbodenheizungen entlang
der Innenwände nach oben zu den
Auslässen in der Höhe des Daches.
Die Zirkulation erwärmte die Räume
gleichzeitig vom Boden und von den
Wänden her. Indirekt belegen die
Hohlziegel die Existenz einer Heiz
anlage für einzelne Gebäudeteile.
Südlich des römischen Gebäudes
schliesst sich der dazugehörige Gar
ten oder Hinterhofbereich an. Hier
wurde nur ein dünner Gehhorizont
aus der römischen Besiedlungszeit
beobachtet. Die Hoffnung der Ar
chäologen, in dieser Fläche fundrei
che Abfallgruben oder Latrinen zu
entdecken, hat sich leider nicht er
füllt.
Über die Nutzung der einzelnen Räu
me können keine Angaben gemacht
werden. So fehlen uns bisher Herd
stellen, die auf eine Küche hindeu
ten, oder Vorratsgefässe, welche die
Lagerräume anzeigen würden. Auf
fallend ist die Qualität der Funde, die
belegt, dass das Gebäude im Besitz
sozial höherstehender, wohlhabender
Personen war. Ihre Tätigkeit ist uns
nicht bekannt.
Die Datierung der Funde lässt den
Schluss zu, dass das Gebäude in der
zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts
verlassen worden sein muss. Im aus
gegrabenen Areal deuten keinerlei
Spuren auf eine gewaltsame Zerstö
rung der Baulichkeit hin. Vielmehr
scheinen die Bewohner ihr Anwesen
dem Verfall preisgegeben zu haben.
Die Mauern stürzten langsam ein
und wurden wie der Gehhorizont im
Garten im Laufe der Zeit von einer
rund 15 cm starken Humusschicht
bedeckt. Im 12./13. Jahrhundert ver
schüttete eine gewaltige Rüfe mit
einer Mächtigkeit von fast 2,50 m
den Ortsteil Höfle in Balzers. Unter
der kompakten Schicht aus Hang
schutt und Lehm blieb der Humus
konserviert. Auf seiner Oberfläche
konnten während der Ausgrabung
Moose, Gräser, Blüten, Blätter und
Insekten aus hochmittelalterlicher
Zeit geborgen werden.
Die heute bekannten römerzeitlichen
Fundstellen im Ortsgebiet von Bal
zers (Im Winkel, Areal Gängle, Areal
Nipp, Realschule, Fürstenstrasse,
Areal Amtshaus und Burghügel
Gutenberg) weisen auf eine grössere
römische Siedlung hin, die wahr
scheinlich vom Ende des 1. Jahrhun
derts bis ins 4. Jahrhundert bewohnt
war. Mit welchem Namen die Be
wohner ihre Siedlung bezeichneten,
ist uns nicht bekannt. In Form einer
mittelalterlichen Kopie des 12./13.
Jahrhunderts ist uns eine antike
Strassenkarte überliefert, die «Tabula
Peutingeriana». Nach den jüngsten
Einträgen dürfte die Endfassung des
Originals ins 4./5. Jahrhundert
n. Chr. datieren. Auf ihr ist ein Gross
teil der zu jener Zeit bekannten Welt
verzeichnet. Sie enthält topographi
sche Angaben über Gewässer und
Gebirge, bedeutende Siedlungen und
die wichtigsten Strassenverbindun-
gen mit den Entfernungsangaben
zwischen den Ortschaften. Auf der
Strecke von Brigantio {= Bregenz)
nach Curia (= Chur) sind zwei Stras-
senstationen eingezeichnet: Clunia,
das in Feldkirch-Altenstadt oder
Rankweil vermutet wird, und Magia.
Über die Lage der Station Magia wird
schon seit bald 100 Jahren gerätselt.
Doch sowohl für Maienfeld wie auch
für die Passhöhe der Luziensteig feh
len die archäologischen Nachweise.
Die zahlreichen Funde und Gebäude
reste in Balzers lassen als wahr
scheinlichste Annahme die Lokalisie
rung der römischen Strassenstation
auf heutigem Balzner Gemeinde
gebiet zu. Allerdings steht der Beweis
in Form einer römischen Inschrift
aus, die uns den einstigen Namen der
Siedlung nennen würde.