Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1997) (1997)

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barten Schweiz habe ich festgestellt: 
Nur die Balzner sagen Märt für 
«Markt»; im übrigen Liechtenstein 
sagt(e) man Mart, ebenso nennt man 
die Heuhütte in den Bergmähdern 
nur in Balzers Bargüü, in Triesen ein 
fach Hööhötta «Heuhütte». Sonst war 
das sogenannte «Heuziehen», das ist 
das Transportieren des Bergheus im 
Winter, in Liechtenstein nicht üblich. 
Die häufigste Frage, die mir von den 
Leuten gestellt wird, ist die: Zu wel 
cher grösseren Sprachgemeinschaft 
gehören wir? Dass wir sprachlich 
«Alemannen» sind, ist natürlich klar, 
aber zu welcher Sprachgruppe inner 
halb des Alemannischen? 
Da das Alemannische heute die 
besterforschte Sprachlandschaft in 
nerhalb des deutschen Sprachraums 
ist, kann man sicher sagen: Die 
Balzner Mundart ist mit jener des 
Walgaus in Vorarlberg oder mit jener 
des Appenzells in der Schweiz wesent 
lich enger verwandt als mit jener des 
benachbarten St. Galler Rheintals. 
Das erkennt man besonders klar an 
der Entsprechung vom sogenannten 
mittelhochdeutschen ei in Wörtern 
wie «Seil», «Teig», «Leiter», «zeigen» 
u.a.m. (Karte, S. 5). Hier heisst es in 
Balzers Sääl, Tääg, Läätera, z.ääga. Es 
ist derselbe überoffene ä-Laut, der im 
Schweizerdeutschen etwa in Räga «Re 
gen», Läba «Leben», sächsi «sechs» 
gesprochen wird - aber, wie jeder 
Balzner bestätigen kann, in ganz an 
deren Wörtern als in Balzers, wo in 
diesen Beispielen der «normale», d.h. 
der auch im Schriftdeutschen ge 
bräuchliche ä-Laut gilt. Diese lautli 
chen Verhältnisse bestimmten ehe 
dem die Mundarten des ganzen Liech 
tensteiner Oberlandes. Aber in Bal 
zers spricht heute noch jung und alt 
so, in Schaan und Vaduz z.B. hat sich 
bei der jüngeren Generation der hoch- 
bzw. schweizerdeutsche ai-Laut durch 
gesetzt. 
Auch die sogenannte «Senkung» der 
Entsprechungen von mittelhoch 
deutsch i, u und ü gilt so ziemlich 
ausnahmslos, im übrigen Liechten 
stein nur mehr bei der älteren Genera 
tion; Man sagt also Schletta «Schlit 
ten», schegga «schicken», Stoba «Stu 
be», Zober «Zuber», Hötta «Hütte», 
Stöhle «Stüblein» u.a.m. Diese lautli 
che Besonderheit war früher für alle 
Orte Liechtensteins kennzeichnend, 
vom waiserischen Triesenberg wie 
derum abgesehen. Es ist auch nicht 
so, dass diese gänzlich aufgegeben 
wurde, doch wird die Zahl der «Aus 
nahmen» allenthalben grösser. 
In der Regel sind Besonderheiten des 
Wortschatzes für die Mundartspre 
cher interessanter als die Lautungen, 
obwohl gerade diese viel stabiler sind 
als die Wörter. Abweichungen vom 
ortsüblichen Lautstand werden von 
den Bewohnern nach wie vor sofort 
bemerkt und auch korrigiert; allein 
solche Abweichungen können genü 
gen, jemanden als «arrogant», «dumm 
dreist» u.ä. zu charakterisieren, da 
ihm offenbar die Sprache der Orts 
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