Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1997) (1997)

richteten aus dem Dorf Vaduz als pro 
blematisch. In diesem Dokument sind 
31 Todesopfer verzeichnet, 22 während 
die erwähnte Zusammenstellung nur 
12 anführt. Die bereits thematisierte 
Erinnerungsqualität, die hinter der 
dokumentarisch überlieferten Ge 
samtzahl der Hingerichteten steht, er 
laubt keine einfache Hochrechnung 
auf die gewohnten 300 Todesopfer, 
sondern verweist auf die lokalen und 
zeitlichen Unterschiede bei den He 
xenverfolgungen. Etliche der Perso 
nen, die in der Liste von 1679/80 als 
Vorfahren unter anderen Orten ange 
führt sind, müssen in Vaduz gelebt 
haben. Dort dürften die Hexenverfol 
gungen um die Jahrhundertmitte be 
sonders stark ausgeprägt gewesen 
sein. In den Jahren 1677 bis 1680 lag 
der Schwerpunkt der volkstümlichen 
und später auch gerichtlichen Hexen 
jagden in Schaan und Triesenberg; 
etwas weniger davon betroffen waren 
Vaduz, Triesen und Mauren. Vier Dör 
fer, nämlich Balzers, Planken, Schel 
lenberg und Bendern-Gamprin, wie 
sen damals überhaupt keine wegen 
Hexerei Hingerichteten mehr auf. In 
Schellenberg und Bendern-Gamprin 
sind auch für die Jahrhundertmitte 
keine Opfer belegt. 
Zusammenfassend kann man feststel 
len, dass die von Otto Seger publizier 
ten Unterlagen zu den liechtensteini 
schen Hexenprozessen der Jahre 1648 
bis 1650 und 1679/80 nicht auf 300, 
sondern auf etwa 150 Todesopfer 
schliessen lassen. Diese quantitative 
Halbierung bedeutet keine Minde 
rung des Grauens, das mit den Verfol 
gungen verbunden war. Aueh führten 
sowohl die Vorgänge um die Jahrhun 
dertmitte als auch diejenigen um 
1679/80 - die als zwei durch Jahrzehn 
te getrennte Prozess-Serien nicht zu 
stark verquickt werden sollten - wei 
terhin zu den grössten Hexereiver 
fahren ihrer Zeit. Immerhin wurden 
in der Grafschaft Vaduz und in der 
Herrschaft Schellenberg in einem 
Zeitraum von etwas mehr als dreissig 
Jahren fast gleich viele Personen als 
Hexen oder Hexer hingerichtet, wie in 
den viel bevölkerungsreicheren öster 
reichischen Herrschaften vor dem 
Arlberg in 130 Jahren überhaupt je 
wegen Hexereiverdachts nachweis 
lich vor Gericht standen. 23 Dennoch 
fällt die Intensität der liechtensteini 
schen Hexenverfolgungen auf Grund 
Rupert von Bodman (1646-1728), Fürstabt von Kempten, als kaiserlicher Admi 
nistrator Schlüsselfigur für die Beendigung der Hexenprozesse in Vaduz und Schel 
lenberg sowie den Verkauf dieser Herrschaften an die Fürsten von Liechtenstein 
dass in den Akten nach 1677 alle nur 
irgendmöglich greifbaren Hexenper 
sonen der vorangegangenen Jahrzehn 
te erfasst wurden, um deren Verwand 
te zu belasten. 
Will man nicht annehmen, dass sämt 
liche von Seger angeführten Verwand 
ten von Delinquenten mit Wohnsitz in 
der Herrschaft Schellenberg 20 aus der 
Grafschaft Vaduz stammten, belegen 
seine statistischen Erhebungen über 
dies, dass es vor 1679 - wahrscheinlich 
um die Jahrhundertmitte - auch in der 
Herrschaft Schellenberg etliche He 
xenhinrichtungen gab. Peter Kaiser 
schreibt darüber nur, dass dort «das 
Übel nicht weniger herrschte» 21 . 
Die Zuordnung der Todesopfer zu ein 
zelnen Gemeinden in Segers Statistik 
erweist sich schon im Vergleich mit 
dem einzigen erhaltenen vollständigen 
Verzeichnis der Namen aller Hinge
	        

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