Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1997) (1997)

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deutschen mythologie. 
(lesammelt in Churrhaetien 
von 
Dr. F. JP. Vonhim. 
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Chur, 1862. 
Druck und verlas* von Leonh. Hits. 
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Vordere Umschlagseite zu Franz Josef 
Vonbuns Publikation «Beiträge zur 
deutschen mythologie», 1862 
Mannes 1901 noch jahrelang weiter. 10 
Franz Josef Vonbun starb, erst 46jäh- 
rig, am 17. März 1870 in Schruns. 
Seine Witwe Lucretia war beim Tode 
ihres Mannes erst vierunddreissig 
Jahre alt und kehrte nach Balzers zu 
rück, wo sie 1904 verstarb und auch 
begraben wurde. In den Jahren 1887 
bis 1892 führte sie einen regen Brief 
wechsel mit dem Historiker Hermann 
Sander, der 1889 Vonbuns «Sagen 
Vorarlbergs» neu edierte. Die etwa 
zwanzig Briefe Lucretia Vonbuns an 
Hermann Sander sind noch erhalten 
und befinden sich im Vorarlberger Li 
teraturarchiv in Bregenz. 11 
Die Balzner Sagen 
Im folgenden seien die Balzers betref 
fenden und von Franz Josef Vonbun 
aufgezeichneten Sagen im originalen 
Wortlaut und der Schreibweise des 
Verfassers angeführt. Vonbun pflegte 
nämlich seine Arbeiten in Klein 
schreibung zu veröffentlichen, d.h., 
dass er nur am Satzanfang und bei 
Eigennamen grosse Buchstaben ge 
brauchte. Erst ab 1868 übernahm er 
die heute gebräuchliche Grossschrei 
bung. 
Die weisse Jungfrau auf Gutenberg 
Auf Gutenberg bei Balzers, in Liechten 
stein, geisterte auch eine weisse 
Jungfrau. Öfters Hess sie sich sehen; sie 
trug ein kirschblütenweisses kleid und 
zwei grosse glänzende zöpfe. Einen 
Balznerknaben, der, um beeren zu 
pflücken, bis zur alten mauer hinauf 
gekommen war, sprach sie um erlösung 
an, indem er sie dreimal umschwinge, 
doch soll er dabei ja nicht auf ihr 
goldhaar schauen. Der knabe fasste all 
sein herz und alle seine kraft zusammen 
und schwang die weisse jungfrau, ohne 
ein aug zu verwenden, zweimal herum; 
das dritte mal aber musste er - er konnte 
nicht anders - einen blick auf die schö 
nen goldglänzenden zöpfe werfen. Da 
hatte er auf einmal zwei kalte schlangen 
in den händen und die jungfrau ver 
schwand jammernd, nun müsse sie 
neue hundert jahre geistern. 12 
Wirsehen, diese allererste Veröffentli 
chung der Sage über « Die weisse Jung 
frau auf Gutenberg» ist recht knapp 
gehalten - keine Spur von einem gleis 
senden Haufen von goldenen Schnek- 
kenschalen. Diese Ausschmückung 
kommt erst später dazu, 13 und so ken 
nen wir die Sage auch aus den Wieder 
gaben von Hermine Rheinberger in 
«Gutenberg - Schalun» 14 , von Albert 
Schädlers «Liechtensteinischen Volks 
bräuchen und Volkssagen» 15 und aus 
der schönen Sagensammlung von 
Otto Seger 16 . Doch schon Hans F. 
Walser bringt weitere Ausschmük- 
kungen hinzu: Die Jungfrau schwingt 
ein flammendes Schwert und trägt in 
ihrem Goldhaar «ein Diadem aus grü 
nen Smaragden und tiefroten Rubi 
nen» 17 . Und noch später erst wird aus 
der weissen Jungfrau eine Riesin, und 
zu den goldenen Schneckenschalen 
12
	        

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