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deutschen mythologie.
(lesammelt in Churrhaetien
von
Dr. F. JP. Vonhim.
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Chur, 1862.
Druck und verlas* von Leonh. Hits.
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Vordere Umschlagseite zu Franz Josef
Vonbuns Publikation «Beiträge zur
deutschen mythologie», 1862
Mannes 1901 noch jahrelang weiter. 10
Franz Josef Vonbun starb, erst 46jäh-
rig, am 17. März 1870 in Schruns.
Seine Witwe Lucretia war beim Tode
ihres Mannes erst vierunddreissig
Jahre alt und kehrte nach Balzers zu
rück, wo sie 1904 verstarb und auch
begraben wurde. In den Jahren 1887
bis 1892 führte sie einen regen Brief
wechsel mit dem Historiker Hermann
Sander, der 1889 Vonbuns «Sagen
Vorarlbergs» neu edierte. Die etwa
zwanzig Briefe Lucretia Vonbuns an
Hermann Sander sind noch erhalten
und befinden sich im Vorarlberger Li
teraturarchiv in Bregenz. 11
Die Balzner Sagen
Im folgenden seien die Balzers betref
fenden und von Franz Josef Vonbun
aufgezeichneten Sagen im originalen
Wortlaut und der Schreibweise des
Verfassers angeführt. Vonbun pflegte
nämlich seine Arbeiten in Klein
schreibung zu veröffentlichen, d.h.,
dass er nur am Satzanfang und bei
Eigennamen grosse Buchstaben ge
brauchte. Erst ab 1868 übernahm er
die heute gebräuchliche Grossschrei
bung.
Die weisse Jungfrau auf Gutenberg
Auf Gutenberg bei Balzers, in Liechten
stein, geisterte auch eine weisse
Jungfrau. Öfters Hess sie sich sehen; sie
trug ein kirschblütenweisses kleid und
zwei grosse glänzende zöpfe. Einen
Balznerknaben, der, um beeren zu
pflücken, bis zur alten mauer hinauf
gekommen war, sprach sie um erlösung
an, indem er sie dreimal umschwinge,
doch soll er dabei ja nicht auf ihr
goldhaar schauen. Der knabe fasste all
sein herz und alle seine kraft zusammen
und schwang die weisse jungfrau, ohne
ein aug zu verwenden, zweimal herum;
das dritte mal aber musste er - er konnte
nicht anders - einen blick auf die schö
nen goldglänzenden zöpfe werfen. Da
hatte er auf einmal zwei kalte schlangen
in den händen und die jungfrau ver
schwand jammernd, nun müsse sie
neue hundert jahre geistern. 12
Wirsehen, diese allererste Veröffentli
chung der Sage über « Die weisse Jung
frau auf Gutenberg» ist recht knapp
gehalten - keine Spur von einem gleis
senden Haufen von goldenen Schnek-
kenschalen. Diese Ausschmückung
kommt erst später dazu, 13 und so ken
nen wir die Sage auch aus den Wieder
gaben von Hermine Rheinberger in
«Gutenberg - Schalun» 14 , von Albert
Schädlers «Liechtensteinischen Volks
bräuchen und Volkssagen» 15 und aus
der schönen Sagensammlung von
Otto Seger 16 . Doch schon Hans F.
Walser bringt weitere Ausschmük-
kungen hinzu: Die Jungfrau schwingt
ein flammendes Schwert und trägt in
ihrem Goldhaar «ein Diadem aus grü
nen Smaragden und tiefroten Rubi
nen» 17 . Und noch später erst wird aus
der weissen Jungfrau eine Riesin, und
zu den goldenen Schneckenschalen
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