Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1997) (1997)

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Lucretia Vonbun-Wolfinger Dreierdelegation 4 , die das Liechten- 
(1836-1904) steiner Volk zum Fürsten in Wien ent 
sandte, um diesem seine Klagen und 
Wünsche vorzutragen. Von 1841 bis 
1843 bekleidete Josef Ferdinand Wol- 
finger auch das Amt des Richters 
(Vorstehers) in Balzers. 
Im Jahre 1843 wurde sein Sohn Franz 
Josef Wolfinger (1820-1893) Postmei 
ster und Postwirt. Es mag auffallen, 
dass Josef Ferdinand Wolfinger im 
besten Alter von dreiundvierzig Jah 
ren sowohl die Tätigkeit als Postmei 
ster als auch jene als Wirt der «Post» 
an seinen erst 23jährigen Sohn Franz 
Josef übertrug. Die Erklärung dafür 
ist wohl darin zu suchen, dass Franz 
Josef Wolfinger bei der Auslosung 
zum Militärdienst eine Losnummer 
zog, die ihn zum Dienst verpflichtete. 
Er suchte um Befreiung vom Militär 
dienst an, und die Sache gelangte bis 
zum Fürsten; doch dieser lehnte das 
Gesuch ab. 5 Mit der Übertragung des 
Postdienstes und des Gastbetriebes 
vom Vater auf den Sohn war dieser 
aber unabkömmlich, was dann wohl 
als Befreiungsgrund vom Militär 
dienst galt. 
Josef Ferdinand Wolfinger führte von 
1846 bis 1850 die fürstliche Taverne 
«Zum Adler» in Vaduz. Ab Juni 1850 
übernahm er für acht Jahre das Gast 
haus "Zum Ochsen» in Feldkirch/ 
Dass er gerade nach Feldkirch ging, 
mag seinen Grund m Verwandtschaft 
liehen Beziehungen gehabt haben, 
denn seine zweite Frau Elisabeth 
Atzger, die er 1831 geheiratet hatte, 
stammte aus der Umgebung von 
Feldkirch. Mit dem Ehepaar Wol 
finger waren die fünf noch minderjäh 
rigen Töchter Elisabeth, Lucretia, 
Mathilde, Berta und Laura nach 
Feldkirch gezogen. Die älteste war zu 
dieser Zeit siebzehn, die jüngste zwei 
Jahre und Lucretia - wie schon er 
wähnt - vierzehn Jahre alt. 
Franz Vonbun als Arzt und 
Sagensammler 
Vonbun hat wohl als frischgebacke 
ner Doktor der Medizin den «Ochsen» 
öfters besuchI und dabei Lucretia 
kcnnengclcrnt. Die gegenseitige Zu 
neigung und Liebe der beiden muss 
gross gewesen sein, denn sie verlobten 
sich, als Lucretia vierzehn und Von 
bun sechsundzwanzig Jahre alt wa 
ren. Der Vater Josef Ferdinand Wol 
finger stellte aber die Bedingung, dass 
sie bis zur Heirat noch zwei Jahre 
warten müssten. Nun musste Lucretia 
auf die Führung eines Arzthaushaltes 
vorbereitet werden. Man schickte sie 
zunächst zu den Englischen Fräulein 
nach Lindau, die dort ein angesehenes 
Mädchenpensionat führten. Anschlies 
send musste sie noch einen Kurs in 
einer Haushalt- und Kochschule in 
Altstätten besuchen. 7 Schliesslich, am 
7. Juni 1852, wurden Franz Josef 
Vonbun und Lucretia Wolfinger in 
Röthis getraut, und Lucretia zog mit 
ihrem Mann nach Schruns, wo dieser 
inzwischen das Haus seines Vorgän 
gers gekauft hatte. Sie führten ein 
glückliches Familienleben und hatten 
bald eine Stube voll Kinder (vier Söh-
	        

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