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Lucretia Vonbun-Wolfinger Dreierdelegation 4 , die das Liechten-
(1836-1904) steiner Volk zum Fürsten in Wien ent
sandte, um diesem seine Klagen und
Wünsche vorzutragen. Von 1841 bis
1843 bekleidete Josef Ferdinand Wol-
finger auch das Amt des Richters
(Vorstehers) in Balzers.
Im Jahre 1843 wurde sein Sohn Franz
Josef Wolfinger (1820-1893) Postmei
ster und Postwirt. Es mag auffallen,
dass Josef Ferdinand Wolfinger im
besten Alter von dreiundvierzig Jah
ren sowohl die Tätigkeit als Postmei
ster als auch jene als Wirt der «Post»
an seinen erst 23jährigen Sohn Franz
Josef übertrug. Die Erklärung dafür
ist wohl darin zu suchen, dass Franz
Josef Wolfinger bei der Auslosung
zum Militärdienst eine Losnummer
zog, die ihn zum Dienst verpflichtete.
Er suchte um Befreiung vom Militär
dienst an, und die Sache gelangte bis
zum Fürsten; doch dieser lehnte das
Gesuch ab. 5 Mit der Übertragung des
Postdienstes und des Gastbetriebes
vom Vater auf den Sohn war dieser
aber unabkömmlich, was dann wohl
als Befreiungsgrund vom Militär
dienst galt.
Josef Ferdinand Wolfinger führte von
1846 bis 1850 die fürstliche Taverne
«Zum Adler» in Vaduz. Ab Juni 1850
übernahm er für acht Jahre das Gast
haus "Zum Ochsen» in Feldkirch/
Dass er gerade nach Feldkirch ging,
mag seinen Grund m Verwandtschaft
liehen Beziehungen gehabt haben,
denn seine zweite Frau Elisabeth
Atzger, die er 1831 geheiratet hatte,
stammte aus der Umgebung von
Feldkirch. Mit dem Ehepaar Wol
finger waren die fünf noch minderjäh
rigen Töchter Elisabeth, Lucretia,
Mathilde, Berta und Laura nach
Feldkirch gezogen. Die älteste war zu
dieser Zeit siebzehn, die jüngste zwei
Jahre und Lucretia - wie schon er
wähnt - vierzehn Jahre alt.
Franz Vonbun als Arzt und
Sagensammler
Vonbun hat wohl als frischgebacke
ner Doktor der Medizin den «Ochsen»
öfters besuchI und dabei Lucretia
kcnnengclcrnt. Die gegenseitige Zu
neigung und Liebe der beiden muss
gross gewesen sein, denn sie verlobten
sich, als Lucretia vierzehn und Von
bun sechsundzwanzig Jahre alt wa
ren. Der Vater Josef Ferdinand Wol
finger stellte aber die Bedingung, dass
sie bis zur Heirat noch zwei Jahre
warten müssten. Nun musste Lucretia
auf die Führung eines Arzthaushaltes
vorbereitet werden. Man schickte sie
zunächst zu den Englischen Fräulein
nach Lindau, die dort ein angesehenes
Mädchenpensionat führten. Anschlies
send musste sie noch einen Kurs in
einer Haushalt- und Kochschule in
Altstätten besuchen. 7 Schliesslich, am
7. Juni 1852, wurden Franz Josef
Vonbun und Lucretia Wolfinger in
Röthis getraut, und Lucretia zog mit
ihrem Mann nach Schruns, wo dieser
inzwischen das Haus seines Vorgän
gers gekauft hatte. Sie führten ein
glückliches Familienleben und hatten
bald eine Stube voll Kinder (vier Söh-