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Rechnung kam, so brachte das üble
Gewissen, oder die besagte Schande
einer schlechten Verwaltung, und
Furcht vor der verdienten Strafe, Ver
zweiflung und fürchterliche Ent
schlüsse hervor. Es ist daher gewiss,
dass man nie zu ordentlich, nie zu
gewissenhaft, nie zu enthaltsam mit
fremdem Geld umgehen kann. Aber
im gegenwärtigen, so wie in vielen
anderen Fällen, würden wir eine sträf
liche Übereilung begehen, obigem
Gerücht sogleich zu glauben. Wo sind
die Augenzeugen, die diesen Herren
am Wasser gesehen, wo sind diejeni
gen, die seine Gassen leer oder
mangelbar gesehen haben, und ge
setzt, er sei ohne Hut, Stock und Uhr
von Hause, gesetzt, er habe sich
würklich ins Wasser gestürzt, - kann
sich nicht sonst irgend eine unglückli
che Schwermut seiner bemeistert ha
ben. Lasst uns also nicht Gefahr lau
fen, lieblos gegen diesen Herren zu
sein, - lasst uns unser Urteil verschie
ben oder lieber gar nicht urteilen, und
aber auch durch das ungewisse Ge
müht seines Betragens und Schick
sals, klug werden, und gegen alle Un
ordnung in unsern Rechnungen, ge
gen alle Untreu und Leichtsinn in Ver
waltung fremder Gelder, gegen allen
verhältniswidrigen Aufwand, und ge
gen alle Anfälle von Schwermut auf
unsrer Hut sein.
Diese Moral scheint freilich wenig mit
unserm eignen Betragen übereinzu
stimmen, da wir eine so kostbare Be
wirtung annahmen, und doch voraus
sahen, dass wir nicht Geld genug dazu
hatten. Aber unser Herr Landvogt hat
te uns schon gemeldet, dass wir eine
Auflage auf jeden machen wollten, bis
das nötige hergeschossen sei, und de
nen, so kein Geld bei sich hätten, woll
te er sovieles leihen, als die Auflage
betrüge, welches sie ihm dann vom
künftigen Taschengeld ersetzen könn
ten. Wir waren nun satt, hatten ausge
ruht, und der Abend erinnerte uns an
die Heimreise.
Münzverwirrung und Geldwechsel
Die Rechnung betrug fl. 1:38 Rv. Woll
ten wir es in Bluzger zahlen, so
mussten wir nach allgemeiner Übung
ja für einen Batzen 6 Bluzger zahlen.
Es kostete uns also nach dieser Rech
nung fl. 2:70 Blz. Wollten wir Feder
taler geben, so kam uns fl. 1:7 Rv. oder
1/2 Mailthlr. und 4 Blzr., so dass uns
die Bezahlung auf fl 2:1 Blzr. zu stehen
gekommen wäre. Wir zahlten aber ein
Mailthlr., der f. 2:8x Rv. gilt, wogegen
wir x27. Rv. oder 1/8 oder x6 eines
Mlthlrs. herausbekamen. 5/6 von ei
nem Mailthlr. tun aber nebst Abzug
der x6 Rv. oder x7. hiesig Geld f. 2:4
Blzr. - Hätten wir also mit einem
Federtaler bezahlt, so hätten wir am
wenigsten und mit Bluzgern am mei
sten verloren. In Ermangelung von
Federtalern musste also mit 1
Mailthlr. bezahlt werden.
Ohne hier eigene Erfahrung zu ha
ben, hätten wie nie geglaubt, dass es
ein Unterschied wäre, mit was für
Geld man sich zahlen liesse und wie
der andere zahle. Dieses kleine Bei
spiel aber machte es uns begreiflich,
wie die Wechsler nur mit Umwechs
lung der Geldsorten sich einen gros
sen Gewinst schaffen können. Denn
wenn nur f. 1:38x Rv. nur mit zweier
lei Talern bezahlt schon 3 Blzr. Unter
schied macht, so müssten Zahlungen
von lOO’OOO fl., und das ist nicht viel
für einen Wechsler, in einem Jahr,
schon 1 '000 fl. Nutzen geben. Rechnet
man, dass er im Einnehmen sich ei
nen ähnlichen Vorteil verschaffen,
und dass ein Wechsler durch Berech
nung gar vielerlei Geldsorten, den
verhältnismässigen Gewinn weit hö
her treiben kann; so lasst sich der
erlaubte Vorteil und Reichtum der
Wechsler fassen. Zu obiger Zehrung
kamen noch 9 Blzr., die wir als Trink
geld der Magd gaben, daher wir mit
Einschluss des Herrn Landvogts, wel
cher seine Spesen in dieser Ausgabe
für 2 berechnete, eine Auflage von 16
Blick von der St. Luzisteig auf die
Burg Gutenberg zwischen Balzers und
Mals, 1803
Blzr. auf jeden Kopf machten, und
mithin nach bestrittner Ausgabe nach
{fehlt) in Cassa baar behielt, ausser 2
einziehenden Credit: Die ganze Rech
nung wird in unserm Cassabuch deut
lich zu finden sein. Wir berechneten
auch ungefehr das erhabne, das Mass
Wein zu 24 Blzr. gerechnet, welches
schon höher als in Bündten ist, circa 2
Schild Brod jeder 7 Blzr., 10 Kräpfli,
wie man sie zu Chur verkauft, a 2
Blzr., und etwa 1 St. Mandel x48, und
fanden, dass noch mehr als dieses aus
gerechnet und folglich wahrschein
lich auch der neue Bau, welchen der
Wirt in seinem Hause vornimmt, in
einigen Anschlag genommen worden
sei.
Rückkehr nach Jenins
Vergnügt kehrten wir nun heim, etwas
eilfertiger, als wir heruntergekommen
waren, weil es spät an der Zeit und
wegen kühlerer Luft leichter zu gehen
war. Unsere Berechnung war die
grösste Beschäftigung auf der Heim
reise; und ob wir schon vorhin bald
alle angetroffenen Gegenstände ganz
erschöpft hatten, so musste doch eint
und andres aufs neue die Musterung
passieren. Aber freilich war die Unter
haltung etwas kürzer als vorhin; der
steile Rückstutz in der Chaussée unter
der Steig, als ein Tadel dieser Strasse,
der Weidgang der Schafe, Ziegen auf
den Pratwiesen, das dem Haus Öster-