Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1996) (1996)

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Rechnung kam, so brachte das üble 
Gewissen, oder die besagte Schande 
einer schlechten Verwaltung, und 
Furcht vor der verdienten Strafe, Ver 
zweiflung und fürchterliche Ent 
schlüsse hervor. Es ist daher gewiss, 
dass man nie zu ordentlich, nie zu 
gewissenhaft, nie zu enthaltsam mit 
fremdem Geld umgehen kann. Aber 
im gegenwärtigen, so wie in vielen 
anderen Fällen, würden wir eine sträf 
liche Übereilung begehen, obigem 
Gerücht sogleich zu glauben. Wo sind 
die Augenzeugen, die diesen Herren 
am Wasser gesehen, wo sind diejeni 
gen, die seine Gassen leer oder 
mangelbar gesehen haben, und ge 
setzt, er sei ohne Hut, Stock und Uhr 
von Hause, gesetzt, er habe sich 
würklich ins Wasser gestürzt, - kann 
sich nicht sonst irgend eine unglückli 
che Schwermut seiner bemeistert ha 
ben. Lasst uns also nicht Gefahr lau 
fen, lieblos gegen diesen Herren zu 
sein, - lasst uns unser Urteil verschie 
ben oder lieber gar nicht urteilen, und 
aber auch durch das ungewisse Ge 
müht seines Betragens und Schick 
sals, klug werden, und gegen alle Un 
ordnung in unsern Rechnungen, ge 
gen alle Untreu und Leichtsinn in Ver 
waltung fremder Gelder, gegen allen 
verhältniswidrigen Aufwand, und ge 
gen alle Anfälle von Schwermut auf 
unsrer Hut sein. 
Diese Moral scheint freilich wenig mit 
unserm eignen Betragen übereinzu 
stimmen, da wir eine so kostbare Be 
wirtung annahmen, und doch voraus 
sahen, dass wir nicht Geld genug dazu 
hatten. Aber unser Herr Landvogt hat 
te uns schon gemeldet, dass wir eine 
Auflage auf jeden machen wollten, bis 
das nötige hergeschossen sei, und de 
nen, so kein Geld bei sich hätten, woll 
te er sovieles leihen, als die Auflage 
betrüge, welches sie ihm dann vom 
künftigen Taschengeld ersetzen könn 
ten. Wir waren nun satt, hatten ausge 
ruht, und der Abend erinnerte uns an 
die Heimreise. 
Münzverwirrung und Geldwechsel 
Die Rechnung betrug fl. 1:38 Rv. Woll 
ten wir es in Bluzger zahlen, so 
mussten wir nach allgemeiner Übung 
ja für einen Batzen 6 Bluzger zahlen. 
Es kostete uns also nach dieser Rech 
nung fl. 2:70 Blz. Wollten wir Feder 
taler geben, so kam uns fl. 1:7 Rv. oder 
1/2 Mailthlr. und 4 Blzr., so dass uns 
die Bezahlung auf fl 2:1 Blzr. zu stehen 
gekommen wäre. Wir zahlten aber ein 
Mailthlr., der f. 2:8x Rv. gilt, wogegen 
wir x27. Rv. oder 1/8 oder x6 eines 
Mlthlrs. herausbekamen. 5/6 von ei 
nem Mailthlr. tun aber nebst Abzug 
der x6 Rv. oder x7. hiesig Geld f. 2:4 
Blzr. - Hätten wir also mit einem 
Federtaler bezahlt, so hätten wir am 
wenigsten und mit Bluzgern am mei 
sten verloren. In Ermangelung von 
Federtalern musste also mit 1 
Mailthlr. bezahlt werden. 
Ohne hier eigene Erfahrung zu ha 
ben, hätten wie nie geglaubt, dass es 
ein Unterschied wäre, mit was für 
Geld man sich zahlen liesse und wie 
der andere zahle. Dieses kleine Bei 
spiel aber machte es uns begreiflich, 
wie die Wechsler nur mit Umwechs 
lung der Geldsorten sich einen gros 
sen Gewinst schaffen können. Denn 
wenn nur f. 1:38x Rv. nur mit zweier 
lei Talern bezahlt schon 3 Blzr. Unter 
schied macht, so müssten Zahlungen 
von lOO’OOO fl., und das ist nicht viel 
für einen Wechsler, in einem Jahr, 
schon 1 '000 fl. Nutzen geben. Rechnet 
man, dass er im Einnehmen sich ei 
nen ähnlichen Vorteil verschaffen, 
und dass ein Wechsler durch Berech 
nung gar vielerlei Geldsorten, den 
verhältnismässigen Gewinn weit hö 
her treiben kann; so lasst sich der 
erlaubte Vorteil und Reichtum der 
Wechsler fassen. Zu obiger Zehrung 
kamen noch 9 Blzr., die wir als Trink 
geld der Magd gaben, daher wir mit 
Einschluss des Herrn Landvogts, wel 
cher seine Spesen in dieser Ausgabe 
für 2 berechnete, eine Auflage von 16 
Blick von der St. Luzisteig auf die 
Burg Gutenberg zwischen Balzers und 
Mals, 1803 
Blzr. auf jeden Kopf machten, und 
mithin nach bestrittner Ausgabe nach 
{fehlt) in Cassa baar behielt, ausser 2 
einziehenden Credit: Die ganze Rech 
nung wird in unserm Cassabuch deut 
lich zu finden sein. Wir berechneten 
auch ungefehr das erhabne, das Mass 
Wein zu 24 Blzr. gerechnet, welches 
schon höher als in Bündten ist, circa 2 
Schild Brod jeder 7 Blzr., 10 Kräpfli, 
wie man sie zu Chur verkauft, a 2 
Blzr., und etwa 1 St. Mandel x48, und 
fanden, dass noch mehr als dieses aus 
gerechnet und folglich wahrschein 
lich auch der neue Bau, welchen der 
Wirt in seinem Hause vornimmt, in 
einigen Anschlag genommen worden 
sei. 
Rückkehr nach Jenins 
Vergnügt kehrten wir nun heim, etwas 
eilfertiger, als wir heruntergekommen 
waren, weil es spät an der Zeit und 
wegen kühlerer Luft leichter zu gehen 
war. Unsere Berechnung war die 
grösste Beschäftigung auf der Heim 
reise; und ob wir schon vorhin bald 
alle angetroffenen Gegenstände ganz 
erschöpft hatten, so musste doch eint 
und andres aufs neue die Musterung 
passieren. Aber freilich war die Unter 
haltung etwas kürzer als vorhin; der 
steile Rückstutz in der Chaussée unter 
der Steig, als ein Tadel dieser Strasse, 
der Weidgang der Schafe, Ziegen auf 
den Pratwiesen, das dem Haus Öster-
	        

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