Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1996) (1996)

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und breit genug für 2 Lastwagen er 
baut werden müsse, aber wie das alles 
geschehe, wann unsre Chaussée er 
baut worden, wie weit sie gehe, wie 
lang sie sei, wer sie habe erbauen las 
sen, was sie gekostet, wie sie erhalten 
werde und dergleichen mehr, das alles 
mussten wir von unserem Landvogt 
erfragen. Ich will also das, was mir von 
der ganzen Geschichte des Chaussée- 
baues noch im Gedächtnis blieb, hier 
beisetzen. 
Man baute überall in der Welt neue 
bequeme Strassen, teils zur Erspa 
rung von Zeit, Zugvieh und Wegen für 
die eigenen Fuhren, teils um noch 
fremde Durchfuhr anzulocken, und 
dadurch fremdes Geld herbeizuleiten. 
Ganz im Stillen suchten die klugen 
Engadiner diese Mode zu benutzen, 
bauten mit ziemlichen Unkosten eine 
neue Strasse und trafen gute Einrich 
tungen, um einen Durchpass fremder 
Waren hinzuziehen. Wären die langen 
Winter und der viele Schnee, so wie 
die, in diesem Stück wenigere Aufklä 
rung der an gleicher Strasse liegenden 
Bergeller und Unterengadiner, ihrem 
wohlausgedachten Projekt nicht ent 
gegen gewesen, so würden sie jetzt 
einer grossen Aufnahme geniessen. - 
Ihr Beispiel und die billige Besorgnis, 
durch den Engadinerpass die Haupt 
strassen hier im Land abnehmen zu 
sehen, weckte jedermann auf und 
man beschloss von der Steig her eine 
Chaussée nach Chur anzulegen. Man 
wählte diese Art Strasse, die im 
Teutschen Hochwege heissen, weil sie 
die dauerhaftesten sind, und durch 
ganz Deutschland bis an unsre Grenze 
reichten. Anno 1782 wurde unser Herr 
Landvogt befelchnet [= befohlen] die 
Chaussée durch die Herrschaft Mai 
enfeld bis an die Obere Zollbrück auf 
Unkosten Gemeiner 3 Bündten zu er 
bauen. Er reisete erst in die Schweiz, 
ins Liechtensteinische, Österreichi 
sche, und ins Reich, besähe die dorti 
gen Chausséen, liess sich ihren Bau 
zeigen, erkundigte sich um die Unko 
sten des Baues und der Erhaltung, wie 
auch um die Bau- oder Wegmeister, 
schaffte sich gründliche gedruckte 
Anleitung zum Strassenbau an und 
nachdem er selbst dasjenige erlernt 
hatte, welchem er vorstehen sollte: So 
fing er mit einem geschickten Weg 
meister diesen Strassenbau an, und 
brachte 3 volle Jahre zu, um die 6'000 
Klafter oder drei Stunden Chaussée 
von St. Cathrinabrunnen bis zur Ober 
zollbrücke zu erbauen, welches ohn- 
gefehr 42’000 fl., und also f. 14’000 auf 
jede Stunde, oder f. 7 auf jedes Klafter 
Länge in dieser Chaussée beträgt, wel 
che durchaus 3 Klafter breit ist. Ein 
Teil wurde im Taglohn erbaut bis man 
ongefehr sah, was es kostete, der 
grösste Teil wurde sodann im Verdin 
ge, das Klafter für 1 Ducate erbaut. 
Der, wegen mehrerer Gräde, breite 
und erforderliche Boden von Wein 
garten, Wiesen und dergleichen, wur 
den nach eidlicher Schatzung den 
Güterbesitzern bezahlt, und bald 
überall Zäune und Mauern zum 
Schirm der Güter neu hergestellt. Die 
Kartographische Darstellung des 
Rheintals von Balzers und Bschissen- 
mels bis Igis. Auf der rechten Rhein 
seite die Wanderroute von Jenins über 
Rofels, St. Luziensteig, St. Katrina 
hrunna nach Balzers, vor 1637 
vorherigen engen, tiefen, unebenen, 
und krummen Gassen, welche noch 
hier und da in der Nähe der neuen 
Strasse sich zeigen, stachen so er 
staunend gegen diese neue prächtige 
Strasse ab, dass man es für unmöglich 
hält, dass jene alten Wege und Löcher 
den Dienst einer Landstrasse haben
	        

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