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Naturschutzjahr 1995 gab uns dazu
reichlich Gelegenheit. Der Europarat
stellte es unter das Motto „Natur
schutz ausserhalb der Schutzgebiete“
mit dem Auftrag, nicht zu jammern,
sondern Freude an der Natur zu wek-
ken und ihre Schönheit zu erkennen.
Eine Fülle von Veranstaltungen bei
reger Beteiligung in der Bevölkerung
förderten das Verständnis für unsere
Lebensgrundlagen.
Sogar der grosse Wurf gelang; Das
neue Naturschutzgesetz, vor bald ei
nem Vierteljahrhundert erstmals ent
worfen, ist unter Dach und Fach. Es
gibt den Gemeinden mehr Handlungs
spielraum. Deshalb sei im folgenden
eine Übersicht über die schützens
werten Naturwerte in Balzers darge
stellt. Sie basiert auf dem landeswei
ten Inventar der Naturvorrangflächen
von 1992. Die Übersicht soll der Bevöl
kerung und den Gemeindebehörden
eine Gedankenstütze für den Natur
schutz in der Gemeinde sein. Gedan
ken sind das Fundament des Werkes.
Vorgängig zum Inventar seien die fünf
Schutztypen Naturschutzgebiet, Land
schaftsschutzgebiet, Biotopschutz, Na
turdenkmal und Waldreservat erklärt.
Im Inventar überlappen sich diese
Typen, da z.B. ein Gebiet sowohl
Landschafts- als auch Biotopschutz
geniessen kann. Der Schutztyp geht
aus den Charakteristiken einer Land
schaft hervor. Und die sind meistens
vielfältig, wie die Natur selbst.
Naturschutzgebiet
Ein Naturschutzgebiet im engeren
Sinne wird sich selbst überlassen. Es
sind Naturfreiräume, wo sich die Na
tur frei entfalten kann. Die Forschung
beobachtet die Dynamik, d.h. die na
türliche Veränderung solcher Gebie
te. Daraus können wertvolle Schlüsse
für die Raumplanung usw. gezogen
werden.
Naturschutzgebiete im weiteren Sin
ne bedürfen einer traditionellen Pfle
ge. Die Wirtschaftsweise unserer Vor
fahren soll aufrechterhalten werden.
Solche Gebiete sind einst vom Men
schen begründet worden. Durch die
Arbeit des Menschen sind Naturwerte
entstanden, die es mit der Fortfüh
rung der traditionellen Arbeitsweise
zu bewahren gilt.
Landschaftsschutzgebiet
Kriterien für ein Landschaftsschutz
gebiet sind;
- Unverwechselbare landschaftliche
Prägung
- Ästhetik, Eigenart, Vielfalt
- Entfaltung (Dynamik)
- Vernetzung mit dem Umfeld
(Ökologie)
- Erhaltenswerter Lebensraum von
Pflanzen und Tieren (Biotop)
- Geologische, geomorphologische
oder hydrologische Bedeutung
(Geotop)
- Heimat von Seele und Geist
(Psychotop)
Pflegemassnahmen:
- Traditionelle, extensive Pflege
- Pflege und eventuell Sanierung von
traditionellen Bauten (Heuställe,
Maiensässhütten, Trockenmauern)
- Erhalt und Pflege von Windschutz-,
Flur- und Ufergehölzen, bestockten
Weiden und hochstämmigen Obst
baumkulturen
Biotopschutz
Beim Biotopschutz handelt es sich um
Flächen, die zur Vernetzung der
Schutzgebiete beitragen sollen. Weit
auseinander liegende schützenswerte
Gebiete sollen durch Trittsiegel ver
bunden und vernetzt werden. Ausser
dem dient der Biotopschutz - im Sinne
des traditionellen Naturschutzge
dankens - der Erhaltung gefährdeter
Pflanzen- und Tierarten.
Naturdenkmal
Naturdenkmäler sind kleinflächige,
isolierte Naturwerte ausserhalb von
Schutzgebieten, eingeteilt in folgende
Kategorien:
Bäume: Prägende Exemplare der
mittelalten Generation
Wasser: Naturnahe Bäche, Tümpel,
Quellen, Wasserfälle
Geologische Naturdenkmäler'. Findlin
ge, Aufschlüsse, Gletscherschliffe,
Versteinerungen, Erosionstäler, Mo
ränen, Prallhänge, Höhlen, Klein
biotope wie Fledermauskolonien,
Trockensteinmauern, Lese
steinhaufen, Schalensteine (Opfer
stätten für kultische Zwecke)
Waldreservat
Es gibt folgende Waldtypen:
1. Wirtschaftswald
(naturnaher Waldbau)
2. Sonderwaldreservate mit
beschränkten Eingriffen
3. Naturwaldreservate ohne Eingriffe
(Waldreservat)
Der Nutzen eines Waldreservates ist
vielfältig:
- Schutz für viele seltene Pflanzen
gesellschaften
- Rückzugsstandort für bedrohte
Tiere
- Ausscheidung von Beispiel
beständen für die Forschung
- Erhaltung früherer Nutzungs
formen
- Hort der Ruhe und Stille für den
erholungsuchenden Menschen
- Lernstätte für die Schulen
- Urwüchsiger Ausdruck der
Schöpferkraft der Natur