Volltext: Balzner Neujahrsblätter (1996) (1996)

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Naturschutzjahr 1995 gab uns dazu 
reichlich Gelegenheit. Der Europarat 
stellte es unter das Motto „Natur 
schutz ausserhalb der Schutzgebiete“ 
mit dem Auftrag, nicht zu jammern, 
sondern Freude an der Natur zu wek- 
ken und ihre Schönheit zu erkennen. 
Eine Fülle von Veranstaltungen bei 
reger Beteiligung in der Bevölkerung 
förderten das Verständnis für unsere 
Lebensgrundlagen. 
Sogar der grosse Wurf gelang; Das 
neue Naturschutzgesetz, vor bald ei 
nem Vierteljahrhundert erstmals ent 
worfen, ist unter Dach und Fach. Es 
gibt den Gemeinden mehr Handlungs 
spielraum. Deshalb sei im folgenden 
eine Übersicht über die schützens 
werten Naturwerte in Balzers darge 
stellt. Sie basiert auf dem landeswei 
ten Inventar der Naturvorrangflächen 
von 1992. Die Übersicht soll der Bevöl 
kerung und den Gemeindebehörden 
eine Gedankenstütze für den Natur 
schutz in der Gemeinde sein. Gedan 
ken sind das Fundament des Werkes. 
Vorgängig zum Inventar seien die fünf 
Schutztypen Naturschutzgebiet, Land 
schaftsschutzgebiet, Biotopschutz, Na 
turdenkmal und Waldreservat erklärt. 
Im Inventar überlappen sich diese 
Typen, da z.B. ein Gebiet sowohl 
Landschafts- als auch Biotopschutz 
geniessen kann. Der Schutztyp geht 
aus den Charakteristiken einer Land 
schaft hervor. Und die sind meistens 
vielfältig, wie die Natur selbst. 
Naturschutzgebiet 
Ein Naturschutzgebiet im engeren 
Sinne wird sich selbst überlassen. Es 
sind Naturfreiräume, wo sich die Na 
tur frei entfalten kann. Die Forschung 
beobachtet die Dynamik, d.h. die na 
türliche Veränderung solcher Gebie 
te. Daraus können wertvolle Schlüsse 
für die Raumplanung usw. gezogen 
werden. 
Naturschutzgebiete im weiteren Sin 
ne bedürfen einer traditionellen Pfle 
ge. Die Wirtschaftsweise unserer Vor 
fahren soll aufrechterhalten werden. 
Solche Gebiete sind einst vom Men 
schen begründet worden. Durch die 
Arbeit des Menschen sind Naturwerte 
entstanden, die es mit der Fortfüh 
rung der traditionellen Arbeitsweise 
zu bewahren gilt. 
Landschaftsschutzgebiet 
Kriterien für ein Landschaftsschutz 
gebiet sind; 
- Unverwechselbare landschaftliche 
Prägung 
- Ästhetik, Eigenart, Vielfalt 
- Entfaltung (Dynamik) 
- Vernetzung mit dem Umfeld 
(Ökologie) 
- Erhaltenswerter Lebensraum von 
Pflanzen und Tieren (Biotop) 
- Geologische, geomorphologische 
oder hydrologische Bedeutung 
(Geotop) 
- Heimat von Seele und Geist 
(Psychotop) 
Pflegemassnahmen: 
- Traditionelle, extensive Pflege 
- Pflege und eventuell Sanierung von 
traditionellen Bauten (Heuställe, 
Maiensässhütten, Trockenmauern) 
- Erhalt und Pflege von Windschutz-, 
Flur- und Ufergehölzen, bestockten 
Weiden und hochstämmigen Obst 
baumkulturen 
Biotopschutz 
Beim Biotopschutz handelt es sich um 
Flächen, die zur Vernetzung der 
Schutzgebiete beitragen sollen. Weit 
auseinander liegende schützenswerte 
Gebiete sollen durch Trittsiegel ver 
bunden und vernetzt werden. Ausser 
dem dient der Biotopschutz - im Sinne 
des traditionellen Naturschutzge 
dankens - der Erhaltung gefährdeter 
Pflanzen- und Tierarten. 
Naturdenkmal 
Naturdenkmäler sind kleinflächige, 
isolierte Naturwerte ausserhalb von 
Schutzgebieten, eingeteilt in folgende 
Kategorien: 
Bäume: Prägende Exemplare der 
mittelalten Generation 
Wasser: Naturnahe Bäche, Tümpel, 
Quellen, Wasserfälle 
Geologische Naturdenkmäler'. Findlin 
ge, Aufschlüsse, Gletscherschliffe, 
Versteinerungen, Erosionstäler, Mo 
ränen, Prallhänge, Höhlen, Klein 
biotope wie Fledermauskolonien, 
Trockensteinmauern, Lese 
steinhaufen, Schalensteine (Opfer 
stätten für kultische Zwecke) 
Waldreservat 
Es gibt folgende Waldtypen: 
1. Wirtschaftswald 
(naturnaher Waldbau) 
2. Sonderwaldreservate mit 
beschränkten Eingriffen 
3. Naturwaldreservate ohne Eingriffe 
(Waldreservat) 
Der Nutzen eines Waldreservates ist 
vielfältig: 
- Schutz für viele seltene Pflanzen 
gesellschaften 
- Rückzugsstandort für bedrohte 
Tiere 
- Ausscheidung von Beispiel 
beständen für die Forschung 
- Erhaltung früherer Nutzungs 
formen 
- Hort der Ruhe und Stille für den 
erholungsuchenden Menschen 
- Lernstätte für die Schulen 
- Urwüchsiger Ausdruck der 
Schöpferkraft der Natur
	        

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